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Der andere Tod

Der andere Tod

Titel: Der andere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Jonuleit
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auf etwas stieß, das Erinnerungen in mir wachrief. War es am Ende so, dass Lewinsky dieses Buch für mich dort hingelegt hatte? Dass er wusste oder zumindest ahnte, dass ich kommen würde? Woher nur kannte ich dieses Haus?
    Schemenhaft keimte ein anderer Gedanke in mir auf. Was, wenn dieser sozialistische Plattenbau mit von Maydell und meinen Fahrten nach Moskau zu tun hatte? Wenn es in dieser Anlage eine Wohnung gab, in der geschmuggeltes Plutonium oder was auch immer übergeben wurde?
     
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich wusste nicht, ob es ein Irrweg war, aber ich würde ihn einschlagen. Ich würde noch heute nach Magdeburg fahren.

Wintherphoenix
    Es war dunkel, als ich ins Auto stieg. Ich wollte zu Hause rasch ein paar Sachen zusammenpacken und dann sofort nach Magdeburg aufbrechen. Unterwegs rief ich Hürli an, um ihm von meiner seltsamen Entdeckung und den kurzfristigen Reiseplänen zu berichten. Er teilte weder meinen Eifer noch meine Aufregung. Seine Stimme klang gedämpft. »Wollen Sie das wirklich tun? Was erhoffen Sie sich denn von dieser Aktion?«
    »Es gibt ja sonst nichts, was ich tun könnte.«
    »Sie könnten bei Ihrer Frau bleiben.«
    »Spätestens übermorgen werde ich zurück sein.«
    »Herr Winther … Max … Wenn sich Ihr Verdacht bestätigt und diese Wohnung und auch Lewinsky mit von Maydell und seiner Organisation zu tun haben, dann bringen Sie sich möglicherweise in Gefahr. In große Gefahr! Mit von Maydell ist nicht zu spaßen. Ich habe da noch ein paar Dinge in Erfahrung gebracht. Dieser Mann ist ein Mörder.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Es gibt nichts Konkretes, nichts, womit man ihn dingfest machen könnte. Wenn die Polizei in der Lage wäre, ihm etwas nachzuweisen, etwas, das vor Gericht standhalten würde, dann wäre man endlich ein paar Schritteweiter. Aber von Maydell ist nicht nur geschickt, sondern auch mächtig. Er hat Verbindungen bis in die höchsten Kreise.
    Auf jeden Fall weiß ich von einem, der für die deutsche Polizei als V-Mann arbeitet, dass man von Maydell mit dem Verschwinden von einigen Personen in Verbindung bringt. Ich bitte Sie noch einmal: Lassen Sie die Finger von der Sache. Ziehen Sie sich zurück, gehen Sie meinetwegen nach Prag, aber halten Sie sich fern von dieser Bande.«
    Ich hatte Hürli noch nie so sprechen hören, so ernst und eindringlich. Einen Moment lang war ich versucht, nachzugeben und seinem Rat zu folgen, doch dann hörte ich mich selbst sagen: »Ich kann nicht. Diese Spur ist die einzige, die ich habe. Die einzige, die mir mein verrottetes Gehirn zugesteht. Und ich werde ihr verdammt noch mal nachgehen. Was habe ich schon zu verlieren?«
    »Nun, Ihr Leben, fürchte ich.«
     
    Im Schritttempo fuhr ich auf unser Haus zu, das dunkel  und abweisend in die Nacht hineinragte. Noch eine Kehre, dann war ich dort. Ich setzte den Blinker und wollte gerade in die Auffahrt einbiegen, als ich im Schein der Außenbeleuchtung vier Personen vor unserer Haustür stehen sah.
    Sofort legte ich den Blinker wieder um und blieb mit laufendem Motor stehen. Ich erkannte Anouks Eltern, Brandner und einen uniformierten Polizisten. Der Uniformierte drehte den Kopf in meine Richtung. Langsam gab ich Gas, sah angestrengt auf die Straße und fuhr bedächtig weiter, in der Hoffnung, dass er mich nicht erkannt hatte.
    Was bedeutete das?
    Ich schlug mir mit der platten Hand gegen die Stirn. Die Antwort lag auf der Hand:
Hella!
Sie hatte ihre Drohungwahr gemacht. Und Gott und die Polizei allein wussten, was sie alles über mich erzählt hatte. Würde es ausreichen für eine Festnahme? Aber warum hätte Brandner zusammen mit einem Uniformierten bei mir auftauchen sollen, wenn nicht in der Absicht, mich festzunehmen?
    Falls Brandner wirklich vorhatte, mich festzunehmen, dann standen sie jetzt erst mal vor meinem Haus und merkten, dass ich nicht da war. Als Nächstes würden sie wahrscheinlich ins Krankenhaus fahren. Oder waren bereits andere Polizisten dorthin unterwegs? Na klar, die Blonde und ein weiterer Kollege! Ich sah sie deutlich vor meinem inneren Auge.
    Wenn dem so wäre, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie mein Fahrzeug zur Fahndung ausschreiben würden. Ich brauchte also einen anderen Wagen. Denn:
Dass
ich nach Magdeburg fahren würde, dessen war ich mir nach wie vor sicher.
    Einen Leihwagen konnte ich mir natürlich nicht nehmen. Irgendwo meine Personalien anzugeben, wäre viel zu riskant gewesen. Ich musste mir ein Auto borgen, von

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