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Der andere Tod

Der andere Tod

Titel: Der andere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Jonuleit
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Lewinskys Wohnung mitgenommen hatte. Dann wühlte ich ein wenig weiter und fand mein Handy. Ich hatte zwei Anrufe auf der Mailbox: einen von Hürli mit der Bitte um Rückruf und einen von der Polizei. Ich solle sofort zur Vernehmung auf die Gendarmerie kommen.
    Du lieber Gott. Das hatte ich völlig vergessen.
    Der Himmel hatte sich weiter verdunkelt und als ich am Bregenzer Bahnhof den Zug verließ, begrüßte mich ein wüstenartiger Wind. Die grauen Wolken hockten düster und drohend dort oben, als warteten sie nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich über alles, was unten war, zu ergießen.Raschen Schrittes marschierte ich zum Parkplatz, wo ich in meinen Wagen stieg. Ich war mir unschlüssig, was ich als Nächstes tun sollte.
    Was waren das bloß für Geschäfte, die mich mit dem mysteriösen Typen von vorhin verbanden? Es ging um Ware, die ich in Moskau entgegennehmen und auf dem Landweg nach München bringen sollte. Hatte ich mich mit einer Verbrecherbande eingelassen? Aus welchem Grund war damals der Kontakt zustande gekommen? War ich in Schwierigkeiten gewesen, in Geldnot? Oder war es einfach Geldgier gewesen, die mich zu solcherlei dubiosen Geschäften getrieben hatte?
    Bis vor wenigen Wochen hatte ich geglaubt, ein relativ normaler Mensch zu sein. Das, was man einen anständigen Kerl nennt. Doch dieses Bild war langsam in sich zusammengesackt. Zuerst hatte mich all das geschockt, was Jaro mir erzählt hatte, und nun war ich auch noch in irgendwelche illegalen Geschäfte verwickelt.
    Waren es Drogen, die ich schmuggeln sollte? Oder Waffen? Was konnte man über die Grenze bringen, was dermaßen viel Geld einbrachte? Und wie sollte ich nun weiter verfahren?
    Ich konnte diesen Gedanken nicht zu Ende spinnen, denn mein Handy klingelte. Es war Hürli.
    »Herr Winther? Ich hab Sie gar nicht richtig verstanden. Sind Sie’s?«
    »Ja, ja, ich bin’s.«
    Die Verbindung knackte und ich hörte Hürli etwas von einem Tunnel murmeln. Offenbar hatte er ihn bald hinter sich gelassen, denn seine Stimme wurde jetzt deutlicher. »Ich habe etwas herausgefunden. In Sachen Lewinsky.«
    »So schnell? Na, dann mal raus mit der Sprache«, hörte ich mich selbst mit falscher Munterkeit sagen.
    »Tja, ich denke, das sollte ich Ihnen lieber persönlich erzählen.«
    »Nun machen Sie’s doch nicht so spannend. Mich haut so schnell nichts mehr um. Außerdem sitze ich bereits.«
    Hürli ging nicht auf meinen flapsigen Ton ein. Er klang sehr ernst: »Ich glaube wirklich, dass es besser ist, wenn wir uns treffen.«
    »Ich bin ein wenig unter Druck, müssen Sie wissen. Wobei … ›ein wenig‹ ist hoffnungslos untertrieben …«
    »Was ist passiert?«
    Die Fassade falscher Burschikosität fiel von mir ab. »Anouk    … sie hat    …« Mit einem Mal versagte mir die Stimme.
    »Was ist mit Ihrer Frau?«
    Ich brauchte einige Sekunden, bis ich mich wieder gefasst hatte. »Sie hat versucht, sich etwas anzutun. Als ich gestern Abend heimkam, hab ich sie gefunden    … in der Badewanne. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    Hürli sog scharf die Luft ein. Dann fragte er: »Lebt sie?«
    »Sie lebt. Liegt im Landeskrankenhaus auf der Intensivstation. Ich habe bis jetzt noch mit keinem der Ärzte gesprochen …«
    »Soll ich kommen? Dann müssen Sie nicht den Weg nach St. Gallen auf sich nehmen.«
    »Ich weiß nicht recht, wann ich Zeit haben werde. Ich muss noch zur Polizei.«
    »Zur Polizei?«
    »Ja, es gibt wohl ein paar Dinge, die geklärt werden müssen. Reine Routinefragen, wie man mir sagte. Danach gehe ich wieder ins Krankenhaus. Vielleicht können wir uns dort treffen?«
    »Ist gut. Sagen Sie eine Uhrzeit.«
    »Vielleicht um vier … oder um fünf?«
    »Ich werde da sein.«
    Noch ehe ich etwas erwidern konnte, hatte Hürli aufgelegt. Offenbar verschwendete er weder Zeit noch Energie auf übertriebene Verabschiedungsrituale.
    Ich ließ den Motor an und fuhr in Richtung Polizeipräsidium. An der Pforte fragte ich einen fitnessstudiogestählten Polizisten nach Kriminalinspektor Brandner. Es dauerte keine zwei Minuten, und der müde aussehende Polizeibeamte von gestern kam mir durch die Glastür entgegen. Er nickte mir kurz zu und bat mich, ihm zu folgen. Ich ging hinter ihm einen mit blauen Plastikstühlen bestückten Korridor entlang. Es war inzwischen 14   Uhr.
    Er führte mich in einen Raum am Ende des Ganges. Dort wartete bereits Frau Oberholzer. Auf dem Tisch stand ein Aufnahmegerät. Brandner fragte mich, ob ich

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