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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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blickte hinauf zu den oberen Stockwerken. »Mrs. McGiver in 607, und die Dawsons in 610. Sie haben zwei Kinder. Sind sie schon draußen?«
    Liv hörte, wie ein weiteres Fenster klirrend in der Hitze explodierte. »Ich weiß es nicht. Ich werde versuchen, es herauszufinden.«
    »Der kleine Junge hat Grippe und ist nicht zur Schule gegangen.« Der Schock löste sich, jetzt brach der Schmerz durch. Liv sah es ganz deutlich an den Veränderungen in ihrem Gesicht und der Stimme. »Ich habe ein Bild von ihm hier.« Die Frau begann zu weinen – ein tiefes, verzweifeltes Schluchzen, das Liv schier das Herz zerriss.
    Sie setzte sich neben die Frau auf die Bordsteinkante und nahm sie in den Arm. Sie war so mager, so zerbrechlich. Liv fürchtete, dass dieses Bild das Einzige war, was von dem Dawson-Jungen übrig geblieben war. Sie zog die Frau an sich und weinte mit ihr.
    Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, blickte Liv hoch und sah Thorpe neben sich stehen.
    »Thorpe«, brachte sie mühsam heraus, aber ihre Augen sprachen Bände. Thorpe half der alten Frau, die immer noch verzweifelt ihr Fotoalbum umklammerte, beim Aufstehen. Er legte ihr den Arm um die Schulter, redete ihr beruhigend zu und brachte sie zu den Sanitätern. Liv ließ seufzend den Kopf auf die angewinkelten Knie sinken.
    Sie musste sich zusammennehmen, wenn sie ihren Job machen wollte. Als Reporter konnte man sich keine persönliche Anteilnahme leisten. Sie hörte jemanden keuchend husten und wurde selbst von einer dicken Rauchwolke eingehüllt.
    »Komm, steh auf, Liv«, sagte Thorpe und half ihr hoch.
    »Ich bin okay«, erklärte Liv abwehrend. Eine weitere Explosion. Jemand schrie. »Oh, Gott.« Sie fuhr herum, starrte hinüber zu dem brennenden Gebäude. »Wie viele Menschen sind dort noch eingeschlossen?«
    »Die Rettungsmannschaften sind bisher noch nicht bis zum sechsten Stock vorgedrungen. Aber wer immer sich noch dort oben befindet, oder in dem Flugzeug, hat keine Chance.«
    Sie nickte. Seine Stimme klang ruhig und nüchtern – und genau das brauchte sie. »Ja, ich weiß.« Sie holte tief Luft, beruhigte sich ein wenig. »Ich brauche etwas für meinen Bericht. Wir machen eine Live-Reportage.« Sie sah ihn wieder an. »Was machst du hier?«
    »Ich war gerade auf dem Weg ins Studio.« Er entdeckte einen Fleck auf ihrer Wange, verschmierte Asche, und wischte ihn mit dem Daumen weg. »Keine Angst, ich komme dir nicht in die Quere. Ich bin nicht wegen der Story hier.«
    Liv sah an ihm vorbei, wo sich eine Gruppe Sanitäter um eines der Brandopfer bemühte. »Ich wünschte, ich auch nicht«, murmelte sie. Irgendwo zu ihrer Linken schrie ein Kind nach seiner Mutter. »Ich hasse diesen Teil unseres Jobs – im Unglück anderer Menschen herumzustochern.«
    »Ja, das ist nicht leicht, Liv.« Er berührte sie nicht. Er hätte es gern getan, wusste aber, dass sie im Augenblick etwas anderes brauchte.
    Liv entdeckte in der Menge ihr Team, das sich zu ihr durchkämpfte, und nahm Bob den handgeschriebenen Zettel ab, den er ihr hinstreckte.
    »Okay, wir drehen von hier aus, mit dem Gebäude im Hintergrund.« Sie holte noch einmal tief Luft und stellte sich vor der Kamera in Position. »Sobald ich auf Sendung bin, schwenkst du auf das Gebäude.« Sie nahm das Mikrofon und wartete auf das Signal für ihren Einsatz. »Dann geh auf das Flugzeug, bevor du wieder zu mir zurückblendest. Und lass die Hintergrundgeräusche drin.« Im Kopfhörer hörte sie den Countdown für ihren Einsatz.
    »Guten Tag meine Damen und Herren. Hier ist Olivia Carmichael mit einem Live-Bericht direkt von dem Livingstone-Apartmenthaus, wo sich heute Morgen ein tragisches Unglück ereignete.« Die Kamera schwenkte über die Frontseite des Gebäudes, während Liv mit ihrem Bericht fortfuhr. »Um neun Uhr dreißig bohrte sich ein Charterflugzeug mit zweiundfünfzig Menschen an Bord, das sich auf dem Weg nach Miami befand, in die sechste Etage des Gebäudes. Über die Ursache des Unglücks liegen bisher noch keine bestätigten Informationen vor. Feuerwehrleute evakuieren im Augenblick das Gebäude und versuchen in die sechste Etage und zu dem Flugzeugwrack vorzudringen.« Die Kamera schwenkte zurück auf Liv. »Wie viele Opfer das Unglück gefordert hat, ist zur Stunde noch nicht bekannt. Sanitäter sind pausenlos im Einsatz, um Brandopfern oder Personen mit Rauchvergiftungen
erste Hilfe zu leisten, ehe sie in die umliegenden Krankenhäuser gebracht werden.«
    Thorpe hielt sich im

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