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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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einfach über den Kopf. Seinen Worten zufolge ist die Hälfte der Bevölkerung davon überzeugt, dass Ihre Jungs die Gestapo sind. Und Sie sind der Anführer.«
    »Das ist Marrenas. Die Frau ist das reinste Gift.« Glitsky entschloss sich, doch noch Platz zu nehmen. Als er sich nach vorne beugte, atmete er tief durch. »Und, was war Ihre Einschätzung?«
    »Dass sie hart bleiben und hinter Ihnen stehen solle. Der Bürgermeister kann es sich nicht leisten, sie zu feuern, kaum dass er sie eingestellt hat. Natürlich könnte ich damit falsch liegen; ich habe in letzter Zeit so oft falsch gelegen, dass ich gar nicht mehr weiß, wie man richtig liegt. Jedenfalls sagte ich ihr, dass er, nachdem er sie gerade erst zur Polizeipräsidentin ernannt hatte, wie ein Volltrottel aussehen würde.«
    »Er drohte damit, sie zu feuern?«
    »Das war wohl die unausgesprochene Botschaft. Aber sie war immer noch deutlich genug.«
    »Das heißt also, dass ich meinen Hut nehmen sollte?«
    »Ich möchte Ihnen nichts vormachen, Abe. Es wäre eine Option, aber keine gute. Besser wäre es, wenn wir was Vernünftiges gegen Ro in die Hand bekämen.«
    »Ich dachte eigentlich, das schon beim letzten Mal geliefert zu haben.«
    »Sollte man meinen. Aber wir haben ja gesehen, wie das ausgegangen ist.«
    Glitsky schwieg eine Weile. »Was immer auch passieren mag«, sagte er schließlich, »ich habe die Aufzeichnungen der ursprünglichen Ermittlung, die ich für die Wiederaufnahme noch einmal durcharbeiten werde. Auch wenn Nuñez nicht mehr lebt, haben wir noch immer ihre Aussage – auch wenn ihr persönliches Erscheinen auf die Jury natürlich einen stärkeren Eindruck hinterlassen hätte. Womit wir nur noch eine Zeugin haben, Gloria Gonzalvez.«
    »Aber die ist doch auch untergetaucht, oder nicht?«
    »Ich habe bislang noch nicht ernsthaft nach ihr gesucht. Vielleicht taucht sie ja auf. Außerdem möchte ich mit den anderen Vergewaltigungsopfern sprechen – die, die sich ihr Schweigen haben bezahlen lassen.«
    »Warum sollten die noch was sagen, nach all den Jahren?«
    Glitsky zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht halten sie den Mund. Aber vielleicht ist ja einer von ihnen klargeworden, dass sie sich nicht richtig verhalten hat.« Er hob eine Hand. »Ich weiß, ich weiß, es ist weit hergeholt. Aber trotzdem einen Versuch wert.«
    »Es ist schließlich Ihre Zeit.«
    »Apropos Zeit. Reden wir eigentlich immer noch von August als Termin für die Wiederaufnahme?«
    »Frühestens. Es sei denn, Sie finden in der Zwischenzeit etwas Verwertbares zu Nuñez oder der anderen Frau.«
    »Sollte das passieren«, sagte Glitsky beim Aufstehen, »werden Sie es als Erster erfahren.«

14
    Seit den frühen Tagen ihrer gesellschaftlichen und geschäftlichen Prominenz hatten die Curtlees für ihre diversen Häuser und einen Teil ihrer Firmen Hilfskräfte aus Guatemela und El Salvador angeheuert. Statt ein Risiko mit illegalen Einwanderern einzugehen, engagierten sie ihr Personal lieber direkt vor Ort, arrangierten Visa und Krankenversicherung und boten den glücklichen Auserwählten einen fast unglaublichen Lebensstandard. Es war kein Wunder, dass sich im Gegenzug ihre Angestellten als ehrlich, arbeitsam, dankbar und loyal erwiesen. Und wichtiger vielleicht noch: Sie hatten panische Angst, wieder in ihre Heimat zurückgeschickt zu werden.
    Zur Zeit von Ros Prozess war einer ihrer Talentscouts in El Salvador von einem Mann namens Eztli kontaktiert worden. In Nahuatl, der Sprache der Mexica – dem Volk, das von den Weißen »Azteken« genannt wird –, bedeutet eztli so viel wie »Blut«. Und wie bei den Azteken durchaus üblich, hörte Eztli nur auf einen Namen – ein Name allerdings, der perfekt zu ihm passte.
    Er war 35 damals und sprach perfektes, akzentfreies Englisch – dank eines amerikanischen Vaters, der sich aus dem Staub gemacht hatte, als der Junge 12 Jahre alt war. Mit 16 trat er in die salvadorianische Armee ein und diente dort zehn Jahre. Kontakte, die er in dieser Zeit geknüpft hatte, ebneten ihm den Weg zu Enrique Mololo, einem der Drogenbarone des Landes, der ihn zu seinem Hausdiener machte. Mololo war unglücklicherweise der Meinung, die Mara Salvatrucha, eine der mächtigsten kriminellen Verbindungen dieses Planeten, nicht an seinen Profiten und Kontakten beteiligen zu müssen – eine Meinung, die für ihn tödliche Folgen haben sollte. Und wäre Eztli nicht zufällig unterwegs gewesen, um ein neues Auto für seinen Boss abzuholen,

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