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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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nachzuweisen.«
    »Es ist mehr als nur Wollen – er muss es einfach tun. Und das wird ihn Kopf und Kragen kosten. Könnte es jedenfalls. Zumindest ist es einen Versuch wert.«
    Glitsky musste daran denken, was Treya über ihren Boss gesagt hatte: Ohne ihr organisatorisches Talent und die generalstabsmäßige Umsetzung wäre er auf verlorenem Posten. Was offensichtlich dazu geführt hatte, dass er in ihrer Abwesenheit den Laden gleich dichtgemacht hatte und nach Hause gegangen war. Die Lampen in Treyas Vorzimmer waren jedenfalls ausgeschaltet, keine Besucher, die auf ihren Termin warteten – und die Tür zu Farrells Büro war geschlossen. Glitsky ging durchs Vorzimmer, drückte sein Ohr an die Tür, hörte aber keinerlei Geräusche. Ohne mit einer Antwort zu rechnen, klopfte er trotzdem dreimal.
    Nichts.
    Dann, als er sich gerade umdrehen wollte, hörte er in Farrells Zimmer plötzlich Schritte. Glitsky blieb stehen und schaute gespannt auf die Tür, als Farrell sie von innen öffnete. Der Staatsanwalt hatte die Ärmel hochgekrempelt, die Bürobeleuchtung ausgeschaltet und die Jalousien runtergelassen. Glitsky vermutete für einen Augenblick, ihn bei einem Nickerchen gestört zu haben. »Sollte es gerade nicht die richtige Gelegenheit …«
    »Nein, passt schon. Ich hab nur kurz meditiert. Meditieren Sie auch manchmal, Abe?«
    »Hält sich in Grenzen. Ich finde nie die Zeit.«
    »Zwanzig Minuten pro Tag, mehr braucht man nicht. Zwanzig Minuten hat ja wohl jeder übrig.«
    »Ich halte immer vergeblich die Augen danach auf«, sagte Glitsky. »Meine Kinder müssen sie geklaut haben.«
    »Stimmt, Ihre Kinder. Sie leben noch zu Hause, oder?«
    »Nur noch für die nächsten achtzehn oder zwanzig Jahre. Aber wer will schon Erbsen zählen?«
    »Sie haben recht. Würd ich in dieser Situation auch nicht. Und ich würde vermutlich nicht mal meditieren.« Plötzlich schien sich Farrell wieder daran zu erinnern, wo und wer er war. Sein Gesicht, gerade noch geistesabwesend, zeigte wieder erste Regungen. »Aber nun sind Sie da! Was kann ich für Sie tun? Wollen Sie auf eine Minute reinkommen? Ist mit Treya alles okay? Wie geht’s ihr?«
    »Besser«, sagte Glitsky.
    »Ich hoffe, sie kann Montag wieder kommen.«
    »Hat sie sich fest vorgenommen.«
    »Gut. Gut. Kommen Sie doch rein.« Farrell zögerte und trat einen Schritt zurück. Nachdem Glitsky eingetreten war, schloss Farrell hinter ihm die Tür. Er schaltete das Licht an, ging zu einem Sofa und bedeutete Glitsky, Platz zu nehmen. Glitsky zog es vor, stehen zu bleiben.
    »Was liegt denn an?«, fragte Farrell.
    »Ro hat wieder zugeschlagen.«
    Farrell ließ seinen Kopf nach unten fallen, um ihn dann langsam wieder aufzurichten. »Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Nein, Sir. Janice Durbin. Die Frau des Geschworenensprechers. Er hat sie in Brand gesetzt, bevor oder nachdem er sie ermordete. Brannte das ganze Haus ab. Nackt, die Schuhe noch an den Füßen. Er hätte auch gleich seine Visitenkarte hinterlassen können.«
    »Klingt, als hätte er genau das getan.« Farrell führte eine Hand zum Gesicht und massierte die Schläfen. »Mein Gott, Abe. Wie sollen wir darauf reagieren?«
    »Ich dachte, Sie könnten es noch mal mit Baretto versuchen.«
    Farrell zog seine Schultern hoch und lachte höhnisch. »Der wird sich nie und nimmer die Finger daran verbrennen, schon gar nicht nach Donahoe. Inzwischen haben wir zwei Richter, die zu dem Urteil gekommen sind, dass Ro keine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Baretto wird den Teufel tun, ihn jetzt wieder festzusetzen.«
    »Und die Schuhe? Und die offensichtlichen Parallelen bei der Durchführung des Mordes? Kommt nicht irgendwann der Punkt, an dem sie als Belastungsmaterial nicht länger ignoriert werden können?«
    »Um ehrlich zu sein: Der Punkt kommt wohl nie.«
    »Vielleicht sollte ich mit ihm sprechen und die Fakten erläutern.«
    Farrell schüttelte den Kopf. »Ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Ro ist im Eimer, Abe. Alles, was Sie tun, wird wie Ihr privater Feldzug rüberkommen.« Er zögerte. »Vielleicht sollte ich es nicht erwähnen, aber ich hatte heute Morgen Besuch von Vi Lapeer. Unangemeldet.«
    »Was weiß sie denn über den Fall?«
    »Es ging nicht darum, was sie weiß, sondern darum, was sie wollte. Sie wollte meine Einschätzung.«
    »Wozu?«
    »Zu der Tatsache, dass Leland ihr nahelegte, Sie zu suspendieren. Und zwar nicht nur von der laufenden Untersuchung, sondern komplett. Die politischen Zwänge wachsen ihm

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