Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Fillmore und fuhren nun südwärts. Innerhalb weniger Straßenzüge mutierte die elegante Shopping-Meile zur fast menschenleeren Durchgangs straße, die zu einem der städtischen Ghettos führte. Eztli, der das Tempo bereits gedrosselt hatte, fuhr langsam auf jede Keuzung vor und schaute nach links und rechts. Turk Street schien in beiden Richtungen wie ausgestorben. Er bog nach rechts, fuhr noch einen halben Block und parkte den Wagen.
»Und nun was?«, fragte Ro.
»Der Bursche nervt mich. Nervt er dich nicht auch?«
»Sie nerven mich alle.«
»Na also. Siehst du jemand?«
»Wo?«
»In der Gegend hier.«
Ro drehte sich um, überblickte Bürgersteige und Straße. »Nein.«
Eztli nickte. »Ich auch nicht.«
Hinter ihnen hatte Matt Lewis seinen Wagen ebenfalls abgestellt, war sich aber unschlüssig, was er nun tun sollte. Es hatte wenig Sinn, den Clowns quer durch die Stadt zu folgen, wenn sie genau wussten, dass er sie beschattete. Amanda, die den Plan im Alleingang ausgeheckt hatte, hoffte, dass sie vielleicht zu einem ihrer Tatorte zurückkehren würden oder sie auf die Spur von Gonzalvez, der verschwundenen Zeugin, führen könnten. Oder dass sie zumindest etwas Illegales unternehmen würden, woraufhin Lewis das Einsatzkommando alarmieren würde, um sie festnehmen zu lassen. Und so wie sie die beiden Burschen kannten, würde das eher früher als später passieren.
Als Lewis nun hochschaute, sah er, wie Eztli um seinen Wagen kam. Genervt von dem Zirkus, fasste er den Entschluss, einfach loszufahren und sich an einem anderen Tag an ihre Fersen zu heften. Doch nun war Eztli nur noch wenige Schritte von seinem Auto entfernt und hatte offensichtlich irgendwas auf dem Herzen. Lewis ließ sein Fenster runter und fragte: »Was ist denn jetzt schon wieder?«
Eztli näherte sich fast schon unterwürfig. »Oh«, sagte er. »Nur eine Kleinigkeit. Ich vergaß …« Und ohne weitere Warnung zog er seine Pistole hinter dem Körper hervor, presste sie gegen Lewis’ Kopf und drückte ab.
19
Dismas Hardys Anregung, mit Hilfe einer Grand Jury Ro Curtlee wegen mehrfachen Mords anzuklagen, war Farrell den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen, als er durch die Büros im zweiten Stock des Justizgebäudes lief, um die Stimmung unter seinen Mitarbeitern auszumachen.
Als er mit seiner Runde begann, fehlte ihm noch die rechte Überzeugung, dass dies der angemessene Weg sei. Nach dem Nuñez-Mord hatte er die Grand-Jury-Lösung durchgespielt und aus guten Gründen verworfen: Er würde nur sechzig Tage Zeit haben, um Ro vor eine Jury zu stellen, die ihn angesichts der Beweislage wohl freisprechen würde. Dieser Freispruch wiederum würde es ungleich problematischer machen, die Wiederaufauf nahme des ersten Prozesses in Gang zu setzen. In jedem Fall wäre er aber nach einigen Monaten wieder auf Kaution frei. Farrell könnte das Gericht bitten, beide Fälle zusammenzulegen, war sich aber nicht sicher, ob diesem Vorschlag entsprochen würde. Und sollten die beiden Fälle separat verhandelt werden, war die Katastrophe fast unvermeidlich.
Aber das war vor Janice Durbin.
Mit diesem Mord hatten sich Farrells Prioritäten verschoben. Er war schlussendlich zur Überzeugung gekommen, dass es ein positives Resultat per se war, Ro hinter Gitter zu bringen – unabhängig davon, wie lange man ihn dort festhalten konnte. Wenn die Grand Jury ihn anklagen sollte, würde er die sechzig Tage als Startkonto nutzen, um die Wiederaufnahme so weit wie möglich zu beschleunigen, um Baretto und Donahoe zu überzeugen, ihre Kautionsentscheidungen zu überdenken – was immer er an Hebeln in Bewegung setzen konnte.
Die Anwälte in seinem Büro waren in der Regel beinharte Staatsanwälte, und die Ereignisse der letzten Tage, vor allem Ros neuerliche Kaution, hatten der Moral seines Teams einen Tiefschlag verpasst. Es konnte daher kaum überraschen, dass Farrells Vorschlag, die Entscheidungen des Gerichts zu umgehen, auf uneingeschränkte Begeisterung stieß. Endlich war er der Boss und verhielt sich auch so.
Er hatte das Heft in die Hand genommen.
Keiner seiner stellvertretenden Staatsanwälte hatte auch nur ansatzweise Zweifel an Ros Schuld, sowohl was den Mord und die Vergewaltigung im ersten Prozess betraf als nun auch bei seinen beiden jüngsten Opfern, Felicia Nuñez und Janice Durbin. Alle waren ausnahmslos davon überzeugt, dass der Weg über die Grand Jury nicht nur legal sei, sondern auch zum gewünschten Resultat führen würde, nämlich
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