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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Ro wieder dahin zu schicken, wo er hingehörte.
    Es war kurz vor 17 Uhr, als Farrell seinen Stab einberief, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Wenn er vor eine Grand Jury treten wollte, musste er alles Relevante über Ro Curtlee wissen. Da sein Büro für große Gesprächsrunden kaum geeignet war, hatte er seine Besucher kreuz und quer platziert: Gerichtsmediziner John Strout und Polizeichefin Vi Lapeer saßen auf dem Sofa, Brandinspektor Arnie Becker auf dem Sessel, Glitsky und Amanda Jenkins hatten sich zwei Stühle aus Treyas Büro geholt.
    Farrell selbst setzte sich auf die stabile Eichenholz-Platte seines provisorischen Schreibtisches. Nachdem er sich bei allen für ihr Erscheinen bedankt und darum gebeten hatte, die Handys auszuschalten, kam er gleich zur Sache. »Ich denke, es liegt auf der Hand, dass Ro seine Entlassung auf Kaution als willkommene Gelegenheit wahrnimmt, es all den Leuten heimzuzahlen, die ihn beim ersten Mal ins Gefängnis gebracht haben.
    Abe und Amanda, mir ist bewusst, dass Sie beide von Anfang an diese Argumentation verfolgt haben, und ich möchte mich bei Ihnen beiden entschuldigen, dass ich mein Gewicht nicht frühzeitig in die Waagschale geworfen habe. Sie hatten recht, ich hatte unrecht.
    Und nur um auch das abzuhaken, Abe: Sie waren ebenfalls im Recht, als Sie ihn wegen Bedrohung Ihrer Familie festnahmen. Selbst wenn Sie auf einen Haftbefehl gewartet hätten, hätte Euer Ehren Erin Donahoe wohl in puncto Kaution genauso entschieden. Die Ausgangsposition könnte also nicht klarer sein: Wenn wir diese Kautionsurteile umgehen – und das müssen wir –, müssen wir ihn umgehend auf Mord verklagen, für den nun mal keine Kaution gestellt werden kann.
    Folglich« – er hob geradezu flehend seine Hände – »brauche ich Ihre uneingeschränkte Unterstützung. Mir ist bekannt, dass wir in beiden Mordfällen die Schuhe haben, wir haben die Verbindungen und die Motive, die auf den ersten Prozess zurückweisen, wir haben in beiden Fällen die Brandstiftung. Nichts davon, befürchte ich, wird allerdings beim Prozess als hinreichender Beweis anerkannt werden. Es funktioniert vielleicht bei der Grand Jury, wenn ich lange genug auf Ros Motiven herumreite, aber es wäre schon schön, wenn wir noch weitere Beweise hätten – zumal die Medien das Thema natürlich an die große Glocke hängen werden. Und ich kann Ihnen jetzt schon versichern, dass sie uns nicht um den Hals fallen werden, nur weil wir die Guten sind.«
    Keiner sagte etwas.
    Glitsky schaute zu Becker, dann zu Amanda, zurück zu Farrell. »Das ist leider alles, was wir haben, Wes. Abgesehen davon, dass sie alle stranguliert wurden und bis auf die Schuhe nackt waren. Aber das ist natürlich auch kein schlagkräftiger Beweis.«
    Alle Anwesenden waren mit der Tatsache vertraut, dass die Grand Jury im amerikanischen Rechtssystem vor allem dem Staatsanwalt Vorteile verschafft. Es gab bei der Verhandlung keinen Richter und auch keinen Verteidiger, der die Rechtmäßigkeit von Behauptungen seitens des Staatsanwalts in Frage stellen konnte. Wenn auch die Hürde vergleichsweise niedrig war, waren trotzdem konkrete Beweise gefragt – und bislang sah es in diesem Punkt noch immer erschreckend dünn aus.
    »Was ist mit Zeugen?«, wollte Farrell wissen. »Arnie?«
    »Was Nuñez angeht, haben wir zwei Leute auf der Baker Street, die einen Wagen wie Ros BMW gesehen haben wollen. Und nein, sie haben natürlich nicht aufs Nummernschild geschaut. Niemand sah ihn aus- oder einsteigen. Ansonsten sieht es finster aus.«
    »Wurde das Auto am Durbin-Haus gesichtet?«
    Becker schüttelte den Kopf. »Noch nichts. Wir machen weiterhin die Runde, aber viel würde ich mir nicht versprechen.«
    Farrell seufzte entmutigt. »John?«
    Der betagte Doktor kratzte sich im weißen Haar. »Ich weiß, dass Sie alle von Vergewaltigung reden und sehnsüchtig hoffen, dass Ihnen die DNA etwas liefert, aber Nuñez war einfach zu verkohlt, um noch irgendetwas analysieren zu können. Es gab keinerlei Körperflüssigkeit. Und was Durbin angeht, kann ich von einer Vergewaltigung nichts feststellen. Ich habe allerdings Arnie heute Morgen darüber informiert, dass sie Chlamydien hatte. Ich kann Ihnen also in beiden Fällen keine Beweise an die Hand geben, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat. Insofern würde ich das an Ihrer Stelle auch nicht ins Täterprofil aufnehmen.«
    »Was ist mit den Chlamydien?«, fragte Farrell. »Konnte sie damit jemanden

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