Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
was sie betrifft: Ich vermute, es war einer ihrer Patienten.«
»Haben Sie eine Vorstellung, wie lange diese Affäre schon dauerte?«
»Ich weiß sonst nichts, nur die nackten Fakten – und nicht einmal die. Wir hatten … wir waren … nicht mehr intim, schon seit einigen Monaten. Mindestens ein paar Monate, auch wenn ich keine Strichliste geführt habe. Es war jedenfalls eine lange Zeit. Woraus Sie aber nicht schließen sollten, dass ich sie nicht mehr liebte. Ich liebte sie. Ich liebe sie noch immer. Und ich war mir sicher, dass wir einen Ausweg finden würden.«
»Sie haben sie also nie darauf angesprochen, sie nie direkt konfrontiert?«
»Nein.«
»Auch nicht am letzten Freitag.«
»Nein, auch nicht. Nie.« Er griff hastig nach dem Glas vor sich und trank es in einem Zug aus. »Hatten Sie noch nie eine Durststrecke in Ihrer Ehe, Lieutenant? Manchmal muss man es einfach aussitzen und hoffen, dass bessere Zeiten kommen.«
»Natürlich.« Glitsky spürte kein Verlangen, mit Michael Durbin über seine Ehe zu diskutieren – und mit anderen auch nicht. »Haben Sie vielleicht eine Aufstellung ihrer Patienten?«, fragte er.
»Nein. Die müsste in ihrem Büro sein, in der Nähe von Stonestown.« Durbin gab ihm die genaue Adresse. »Falls man sie Ihnen überhaupt gibt. Sie war mit ihren Patien tenakten sehr penibel. Schweigepflicht, Sie wissen schon.«
»Ja, hab schon mal davon gehört. Gibt es sonst noch irgendetwas, das Sie mir sagen möchten?«
18
Meistens hatte Eztli den Großteil des Tages zur freien Verfügung. In der Castro Street, wo sich die Redaktion des »Courier« befand und Cliff und Theresa den größen Teil des Tages verbrachten, war seine Anwesenheit nicht erforderlich. Er war für die Instandhaltung des Hauses zuständig, hatte die Putzleute, Köche und Gärtner zu überwachen sowie Termine von Handwerkern und Boten zu koordinieren. Und da er als Manager extrem effizient war, hatte er meist mittags seine Aufgaben bereits erledigt. Wenn er nicht gerade unterwegs war, um eine Besorgung zu machen, erwarteten die Curtlees von ihm, dass er – in seinem Anzug – Gäste begrüßte und als Butler und Bodyguard im Hintergrund zur Verfügung stand.
Er hatte einen Waffenschein, den ihm ein Sheriff in einem Landkreis außerhalb San Franciscos ausgestellt hatte, und wenn er daheim seinen Anzug trug, hatte er stets die schwarze Halbautomatische im Holster unter dem Arm. Gelegentlich nahm er sie auch mit, wenn er unterwegs war – auch wenn er auf niemanden mehr geschossen hatte, seit er vor zehn Jahren in die USA gekommen war.
Da er heute mit Ro unterwegs war und gelernt hatte, dass in dessen Anwesenheit alles passieren konnte – eine Eigenschaft, die er an dem Jungen zunehmend schätzte –, trug er die Pistole sicherheitshalber unter seiner Oakland-Raiders-Jacke. Eztli hatte Ro am »Tadich Grill« abgesetzt und dort auch abgeholt und hatte sich mit dem 4Runner gerade wieder in den Straßenverkehr eingefädelt, als er zu Ro sagte: »Jemand leistet uns Gesellschaft. Er hat im Parkhaus die ganze Zeit auf mich gewartet.« Als Ro sich umdrehte, sagte er: »Der weiße Honda. Sieht wie ein Accord aus. Weißer, Krawatte, kein Anzug, Halbglatze.«
»Seh ihn«, sagte Ro und drehte sich wieder nach vorne. »Kennst du ihn?«
»Noch nie gesehen.«
»Sicher einer von Glitskys Zivilen.«
»Sieht so aus.«
Sie fuhren ein paar Blocks weiter, bis Ro einen freien Parkplatz erspähte und Eztli bedeutete, dort einzuparken und den Motor laufen zu lassen. Als sie angehalten hatten, fuhr der weiße Honda – der drei Wagen Abstand zu ihnen gehalten hatte – am Parkplatz vorbei. Der Fahrer hörte offensichtlich Radio, pfiff eine Melodie dazu und hatte die Augen vor sich auf die Straße gerichtet.
»Der Bursche wird noch einen Oscar bekommen«, sagte Eztli. »Was nun?«
»Er wird um den Block fahren und sich wieder an uns hängen. Also heften wir uns lieber an seinen Arsch.«
Mit quietschenden Reifen schoss Eztli aus der Parklücke, nahm ebenso rasant die nächste Kurve, schnitt einem Bus die Vorfahrt ab und sah gerade noch, wie der Honda um die nächste Ecke fuhr. Eztli brauchte keine weiteren Anweisungen. Er drückte aufs Gas, nahm eine Kurve so scharf, dass zwei Räder fast den Bodenkontakt verloren und hatte die Hälfte des Abstands wettgemacht, als der Honda wieder rechts einbog.
Als Eztli ihn fast erreicht hatte, sahen sie, dass der Fahrer des Honda nun ihren Trick kopierte und in eine Parklücke
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