Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
veranlasst?«
»Das ist mir erst gestern alles klargeworden; ich dachte, Sie hätten das verstanden. Ich meine, Sie kennen doch die Hintergründe.«
»Hatte es vielleicht damit zu tun, dass Sie mir auf diese Weise Ihren Verdacht plausibler verkaufen konnten?«
»Das war nicht meine Absicht. Ich hielt es einfach für angebracht, Sie über alles zu informieren, was mir zu diesem Thema durch den Kopf ging. Ich hielt das für richtig.«
»Nun«, sagte Glitsky, »war es in diesem Fall auch.«
»Das beruhigt mich. Ich wollte keinen Staub aufwirbeln. Ich dachte nur … Ro ist ein gefährlicher Mann.«
»Das ist er in der Tat.«
»Hören Sie.« Durbin räusperte sich. »Können wir vielleicht eine kleine Pause machen, vielleicht etwas zu trinken holen? Ich verdurste. Darf ich Ihnen was anbieten? Wasser? Kaffee? Cola? Allerdings leider nur Cola Light.«
»Danke, nein. Aber holen Sie sich ruhig was.«
Durbin stand auf und ging um Glitsky herum auf den Flur. Glitsky schaltete sein Bandgerät ab und schaute sich in dem kleinen, aufgeräumten Büro um. Er sah sich in seinem Eindruck bestätigt, dass Durbin ein gut organisierter Mensch aus geordneten Verhältnissen war.
Nach etwa einer Minute kam er mit Eiswürfeln und einer großen Flasche Cola Light zurück. Er goss etwas in sein Glas, wartete, bis sich der Schaum gesetzt hatte, schüttete noch mal nach und stellte die Flasche dann in die Mitte des Schreibtischs.
Glitsky schaltete sein Tonbandgerät wieder an. »Als wir am Samstag sprachen«, sagte er, »erwähnten Sie, dass Sie und Ihre Frau Probleme hatten.«
Durbin hielt mitten im Trinken inne und setzte sein Glas ab. »Verstehe ich nicht. Warum spielt das überhaupt noch eine Rolle?«
»Warum sollte es heute weniger wichtig sein als vor zwei Tagen?«
»Weil wir vor zwei Tagen noch nicht wussten, dass Ro Janice umgebracht hat. Inzwischen wissen wir es, und folglich frage ich mich, warum unsere kleinen Differenzen heute überhaupt noch eine Rolle spielen?«
Glitsky wägte seine Worte vorsichtig ab. »Nur weil Ro ein Motiv hat, Janice zu töten, heißt es noch nicht, dass er es getan hat – oder dass ein anderer es nicht getan hat. Wir wissen einfach nicht, ob Ro es getan hat.«
Durbins Stimme wurde lauter. »Von wegen! Was zum Teufel brauchen Sie denn noch an Beweisen?«
Glitsky behielt seine Contenance. »Wir brauchen echte Beweise, Sir: Fingerabdrücke, DNA , jemanden, der ihn bei Ihrem Haus gesehen hat. Etwas, das eine Jury überzeugt, um ihn zu verurteilen.«
»Dann heften Sie sich auf seine Fersen und finden die Beweise. Sie finden sie bestimmt nicht, wenn Sie in den vermeintlichen Problemchen zwischen meiner Frau und mir herumschnüffeln.«
Glitsky, inzwischen doch leicht frustriert, ließ sich mit seiner Reaktion Zeit. »Ich bin hier derjenige, der die Fragen stellt, Sir. Wenn Sie die Fragen nicht beantworten wollen – kein Problem. Aber wir werden die Antworten früher oder später ohnehin bekommen.«
»Und Sie wollen mir ernsthaft erzählen, dass ich in Ihren Augen verdächtig bin?«
»Ich habe bislang noch keinen Verdächtigen. Ich suche ihn noch.«
Durbin donnerte seine Faust auf den Tisch. »Sie haben einen, in Gottes Namen. Was brauchen Sie denn noch? Soll ich Ihnen eine Skizze malen? Es ist Ro Curtlee!«
Glitsky wartete kurz, bis er die nächste Frage stellte. »Waren Sie es, der die Affäre hatte?«
Durbin schüttelte den Kopf. »Jesus Christus! Ich will’s nicht glauben!« Er überlegte einen Moment. »Sollte ich mir einen Anwalt nehmen?«
»Es ist Ihr absolutes Recht, wenn Sie das Gefühl haben, einen zu brauchen.«
»Das ist doch alles Scheiße.«
»Nein, Sir, das ist die Untersuchung in einem Mordfall.« Glitsky hatte den Mund fest zusammengepresst. »Und um das einmal festzuhalten: Ich bin kein Fan von Kraftausdrücken. Wir können uns also zivilisiert unterhalten oder nicht. Sie haben die Wahl. Ich versuche Informationen über Ihre Frau zu sammeln, damit ich einen Hinweis bekomme, wo ich ihren Mörder finden kann. Wollen Sie mir nun dabei helfen oder nicht?«
»Natürlich. Ich habe Ihnen sogar den Mörder schon genannt.«
»Und ich werde dem sehr gezielt nachgehen, glauben Sie mir. Aber in der Zwischenzeit sitze ich hier mit Ihnen und möchte wissen, ob Ihre Frau vielleicht eine Affäre hatte. Oder Sie?«
Durbin ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und atmete tief ein. Nachdem er eine Weile mit sich gekämpft hatte, sagte er schließlich: »Ich hatte keine Affäre. Und
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