Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
abrufen«, sagte er. »Nur wer wird das bezahlen?«
»Sollten Sie Ihr Budget überziehen, werde ich dafür einstehen. Versprochen.«
»Danke«, sagte Glitsky. »Ich werde ein paar Leute auftreiben und sie instruieren.« Er wandte sich zu Farrell. »Von welchem zeitlichen Rahmen sprechen wir denn hier?«
Farrell zuckte die Schultern und schaute zu Jenkins. »Amanda?«
»Wenn ich alles andere links liegen lasse, könnte ich den Fall in einer Woche vortragen, also in einer Woche ab morgen. Oder Sie könnten es selbst machen, Wes, wenn ich Ihnen zuarbeite.«
»Es ist Ihr Fall«, sagte Farrell.
»Nun denn.« Jenkins, sichtlich zufrieden, seufzte erleichtert auf. »Ich brauche alle nur verfügbaren Zeugen, vom ersten Prozess bis hin zu den jüngsten Untersuchungen. Wenn alles glatt läuft, haben wir vielleicht in zwei Wochen eine Anklage.«
»Jesus Christus«, sagte Arnie Becker. »So lang? Er könnte in der Zeit die halbe Stadt ausradieren.«
Jenkins warf ihm einen Blick zu. »Vielleicht, aber ›so lang‹ wäre auch ein neuer Geschwindigkeitsrekord, Inspector.«
»In der Zwischenzeit«, sagte Lapeer, »könnte ich ihn rund um die Uhr beschatten lassen, ohne dass dadurch das Budget der Mordkommission beeinträchtigt wird.«
»Das habe ich schon veranlasst«, sagte Jenkins.
Farrell war sichtlich überrascht. »Haben Sie?«
»Tatsächlich hat sich jemand freiwillig bereit erklärt, Matt Lewis, einer unserer Ermittler«, informierte sie Lapeer. »Matt war der Meinung, dass ich eins der nächsten Opfer sein könnte, und wollte deshalb ein Auge auf ihn werfen. Es ist auch keine Rund-um-die-Uhr-Überwachung, nur eine Schicht und vielleicht noch ein paar Stunden heute Nacht.«
»Dann wird er sicher Unterstützung brauchen«, sagte Lapeer.
»Das wäre hilfreich.«
Farrell schaute noch einmal in die Runde. »Also«, sagte er, »es sieht so aus, als hätten wir einen umsetzbaren Plan mit einem realistischen Zeitrahmen. Es wird länger dauern, als man es sich in einer perfekten Welt wünschen würde, aber schneller geht’s nun mal nicht. Amanda, da Sie den Fall vor die Grand Jury bringen werden, sollten Sie sich möglichst umgehend eine Übersicht verschaffen, was Sie an Unterstützung brauchen. Mit etwas Glück haben wir dieses Tier dann wieder hinter Gittern, bevor er noch weiteren Schaden anrichten kann. Ich bedanke mich nochmals bei allen …«
Ein Klopfen unterbrach ihn, dann stand schon Treya in der Tür. »Enschuldigen Sie die Störung«, sagte sie, »aber Abe: Jemand hat mitbekommen, dass du dich gerade hier aufhältst. Du musst einen dringenden Anruf an meinem Apparat entgegennehmen.«
20
Seit er zuletzt einen Menschen erschossen hatte – was nun über zehn Jahre zurücklag –, hatte Eztli fast vergessen, welchen Adrenalinrausch physische Gewalt und der Akt des Tötens bei ihm auslösen konnten. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er dieses Gefühl vermisst hatte, als er sich all die Jahre mit Hahnen- und Hunde-Kämpfen, die er regelmäßig besuchte, begnügt hatte. Nun, den Geschmack frischen Bluts noch immer im Mund, war es für ihn, als hätte man ihm die ganzen Jahre ein Glücksgefühl vorenthalten, als sei er langsam und methodisch von einer Droge entwöhnt worden, die nun mit aller Macht wieder Besitz von ihm ergriff.
Irgendetwas sagte ihm, dass Ro die Quelle dieser Droge war. Während Ro im Gefängnis gewesen war, hatte auch Eztli seine Zeit einfach nur abgesessen und die Sicherheit und den Komfort genossen, den ihm die Curtlees boten. Doch kaum war Ro wieder aufgetaucht, hatte der jüngere Mann mit seiner aggressiven Energie und seinem Draufgängertum Eztli das Gefühl gegeben, nach langem Schlaf wieder aufgewacht zu sein – was in dem Kopfschuss heute Nachmittag gipfelte. Ro hatte – vielleicht ohne es zu wollen – all das ausgelöst. Er war derjenige, der ihm seine Droge verschaffte.
Eztli würde alles tun, damit diese Quelle nicht wieder versiegte.
Es war gegen 21 Uhr, als er allein in seinem Wagen saß, den er gegenüber des Buena Vista Parks in Upper Haight geparkt hatte. Wes Farrell lebte in einem mittelgroßen viktorianischen Haus am Ende der Straße, die Eztli und Ro bereits ausgespäht hatten, als Ro gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war. Die Adresse hatte ihnen einer von Denardis Privatdetektiven zugesteckt. Eztli wusste, dass Farrell der Schlüssel zu Ros Zukunft war – und dass Farrell als unentschlossen und charakterschwach galt.
Man konnte ihn leicht
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