Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Tatsache ist, dass er mit Tristan Denardi gestern im ›Tadich’s‹ war, um über die Prozessstrategie zu sprechen. Danach ging er mit Ez zum Planetarium. Sie haben nicht angehalten, um unterwegs mal schnell einen Ermittler abzuknallen.« Er seufzte tief. »Ich muss Ihnen sagen: Das ist schon längst nicht mehr lustig.«
Marrenas stand auf, streckte sich, rückte dabei gleich noch mal ihre körperlichen Vorzüge ins rechte Licht und ging zum Schreibtisch. Als sie sich umdrehte, sagte sie: »Was wollen Sie unternehmen?«
Cliff rutschte bis an den Rand des Sofas. »Diese Geschichte an die Öffentlichkeit bringen. Die Tatsache, dass die Cops Ro jeden Mord in die Schuhe schieben wollen, der zwischenzeitlich begangen wird. Insbesondere diesen Durbin-Mord, der nun offensichtlich mit Ro in keinerlei Zusammenhang steht. Er kann sie gar nicht umgebracht haben. Und andere auch nicht.
Und da wir inzwischen die öffentliche Meinung auf unserer Seite haben, besonders nach Ihren letzten brillanten Kolumnen über die Brutalität unserer Polizei, sollte man der Bevölkerung einmal vor Augen führen, wie sich diese Polizei in ihre abstrusen Theorien verbeißt und nicht loslassen will, sondern lieber einen unschuldigen Mann verfolgt. Meinen Sie, Sie könnten sich dazu mal ein paar Gedanken machen und eine Story zu Papier bringen?«
»Mit verbundenen Augen, Sir. Mit verbundenen Augen.«
»Sind du und Mom böse aufeinander?«, fragte Rachel.
Sie hatten gerade ihren Wagen im Kurzzeit-Parkbereich abgestellt und waren auf dem Weg zum Terminal. Treya hatte vorgeschlagen, sie direkt beim Eingang der Abflughalle rauszulassen, aber Abe hatte abgelehnt und darauf bestanden, sie so lange wie möglich zu begleiten. Was Treya mit Schweigen quittiert hatte.
Was wiederum zu Rachels Frage geführt hatte.
Vater und Tochter gingen etwa fünf Meter hinter Treya und Zachary und bemühten sich gar nicht erst, zu ihnen aufzuschließen. Rachel hatte mit der einen Hand die Hand ihres Vaters gefasst, während die andere ein rosa Köfferchen hinter sich herzog. Alice, die Affenpuppe, saß auf ihrer Schulter, die Arme waren mit Klettverschluss unter Rachels Kinn verbunden.
»Nein«, sagte Glitsky, »wir sind nur verschiedener Meinung, das ist alles.«
»Also bist du nicht böse auf sie?«
»Nein. Sagte ich doch.«
»Weiß ich. Aber ich glaube, sie ist böse auf dich.«
»Das kann ich nicht ausschließen.«
»Und warum?«
»Weil ich nicht mitkomme.«
»Warum kommst du denn nicht mit? Ist das nicht unser Urlaub? Mom hat gesagt, es wäre so was wie Urlaub.«
»Ich weiß, aber ›so was wie Urlaub‹ ist nicht das Gleiche wie Urlaub. Wenn es wirklicher Urlaub wäre, würde ich auch mitkommen.«
»Aber warum kannst du denn dieses Mal nicht mitkommen?«
»Versuch mal zu raten.«
Sie schaute zu ihm hoch. »Du wirst bestimmt böse werden.«
»Werde ich nicht. Versprochen.«
»Na gut. Wegen der Arbeit.«
»Richtig.«
»Es ist immer die Arbeit.«
»Jetzt klingst du schon wie deine Mutter.«
»Aber musst du denn gerade jetzt arbeiten?«
»Wenn ich nicht müsste, glaubst du nicht, dass ich dann lieber mit euch fahren würde?«
»Weiß nicht. Wahrscheinlich schon.«
»Nein, ganz sicher sogar. Und weißt du warum? Weil ich euch alle lieb habe.«
»Mom auch?«
»Mom besonders.«
In diesem Augenblick waren Treya und Zachary an der Rolltreppe zum Sicherheits-Check eingetroffen. Treya drehte sich um und schimpfte: »Nun kommt schon, ihr zwei, könnt ihr euch nicht ein bisschen beeilen?«
Rachel schaute wieder zu ihrem Vater hoch. »Ganz egal, was sie auch sagt, sie ist doch wütend.«
»Da könntest du recht haben«, flüsterte Glitsky.
Sie standen in der Schlange vor dem Sicherheits-Check.
Glitsky hatte Zachary mit seinem Spezialhelm, den er seit über einem Jahr tragen musste, auf den Arm genommen. Alle zusammen hatten sie schon die »Familienumarmung« hinter sich, die darin bestand, dass Rachel ihre Arme um Abes und Treyas Beine legte. Glitsky setz te nun Zachary neben Rachel auf dem Boden ab und sagte ihnen, sie sollten sich an die Hand nehmen, für einen Moment ruhig sein und auf das Gepäck aufpassen, während sich Mom und Dad voneinander verabschiedeten.
Glitsky nahm Treyas Hand, und nach einem kurzen Zögern ging sie mit ihm ein paar Schritte zur Seite. Er legte seine Arme um ihre Schultern und zog sie an sich. Für einen Moment stand sie unbeweglich da, mit angelegten Armen, doch dann hörte und spürte er, wie sie tief seufzte
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