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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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über diesen kleinen Schlenker zu informieren.«
    Farrell lehnte sich auf dem Sofa zurück und massierte mit den Händen seine Schläfen. »Nur um die Idee mal auszuspinnen«, sagte er. »Ich gehe also zur Grand Jury, bekomme meine Anklage und verhafte Ro, woraufhin Marrenas die ganze Welt wissen lassen wird, dass ich sie glatt angelogen habe. Wird der Glaubwürdigkeit der Vierten Gewalt nicht gerade zuträglich sein.«
    »Wen kümmert das dann noch? Sie haben Ihre Anklage. Ro sitzt im Gefängnis und kann in der Zwischenzeit niemanden mehr umbringen. Was wollen Sie mehr?«
    Farrell schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht lügen, Abe. Ich muss es bei ›Kein Kommentar‹ belassen. Die Grand Jury ist nun mal aus gutem Grund ein nicht öffentlicher Vorgang, über den ich nicht im Vorfeld rumquatschen kann. Und warum? Damit die Zeugen nicht von dem Abschaum bedroht werden, gegen den sie aussagen. Damit der Staatsanwalt ohne Angst vor Repressalien seinen Fall vortragen kann. Und lassen Sie mich eines sagen: Ich hab schon genug Repressalien, bis zur Halskrause! Und ich rede von echter Angst um mein Leben. Wenn ich nicht wüsste, dass sie Ro rund um die Uhr beschatten, wäre ich vermutlich schon völlig paralysiert.«
    »Wo wir gerade davon sprechen«, sagte Glitsky. »Die erste Schicht hat ihn gerade aus den Augen verloren.«
    Ro und Eztli waren nach einem Joint schon gut angeknallt und lachten sich schlapp, dass es so einfach gewesen war, den zivilen Polizeiwagen abzuhängen, der seit dem Morgengrauen demonstrativ vor ihrem Haus parkte. Ro hatte sich nur auf den Boden vor dem Rücksitz gelegt, als Eztli am Nachmittag mit dem 4Runner aus der Garage fuhr und den Cops freundlich zuwinkte. Drei Kreuzungen weiter hatte er angehalten, und Ro war auf den Beifahrersitz geklettert, als hätte es nie eine Polizeiüberwachung gegeben. Es war geradezu rührend, so stellten sie beide fest, wenn es nicht gleichzeitig auch zum Schießen gewesen wäre.
    Inzwischen befanden sie sich in einem Industriegebiet in der Nähe von San Bruno, einer Vorstadt südlich des Flughafens. Später am Abend würde die Lagerhalle der Austragungsort eines Pitbullkampfes sein, der um 20 Uhr beginnen und – sechs Runden waren angesetzt – vermutlich bis nach Mitternacht dauern würde. Doch vorher hatte Ro noch etwas anderes zu erledigen. Er hatte in der Zwischenzeit einen Anruf von Tristan Denardi bekommen, der ihn über die mangelnden Fortschritte bei der Suche nach Gloria Gonzalvez informierte. Ro verlor zunehmend die Geduld. Die Frau musste gefunden und neutralisiert werden, weil er anderenfalls zurück in den Knast gehen würde. Und wenn Denardi sie nicht auftreiben konnte, musste er wohl selbst das Heft in die Hand nehmen.
    Er hatte das Problem schon mit Ez besprochen, und wie immer hatte der Mann einen praktikablen, erfolgversprechenden Vorschlag. Eztli hatte seit Langem einen guten Draht zu Lupe Garcia, der nicht nur die Hundekämpfe organisierte, sondern in der guatemaltekischen Bevölkerungsgruppe der Bay Area auch anderweitig die Strippen zog: Wer sich Geld leihen oder eine Wette platzieren wollte, klopfte an seiner Tür, wer Knarren oder Drogen oder eine Frau brauchte – egal, ob Ehefrau, Sexsklavin oder beides –, war bei ihm goldrichtig.
    Als Ro und Eztli ihn trafen, hielt sich Lupe – wie immer von zwei Gorillas begleitet – in einem riesigen Container auf, der mitten in der Lagerhalle aufgestellt worden war. Innerhalb der Metallwände sah es fast wie in einem Zirkus aus: In der Mitte befand sich der Ring, vielleicht viereinhalb Meter im Durchmesser, in dem die Hunde um ihr Leben kämpften, ringsherum die Tribünen. Lupe war gerade damit beschäftigt, mit einem Wasserschlauch den Teppichbodenbelag von den gestrigen Kämpfen zu säubern: Die Hunde brauchten einen griffigen Boden für ihre Krallen. Natürlich hätte er solch niedere Arbeit auch delegieren können, aber Lupe liebte nun mal den Geruch und den Dunst und das Blut.
    Ez, Ro und die Bodyguards warteten, bis er das Wasser abgedreht und sich die Hände getrocknet hatte und mit einem breiten Grinsen auf sie zukam. Mit seinen 1,75 war Lupe nicht gerade übermäßig groß, wirkte aber drahtig und durchtrainiert. Er hatte seine langen Haare hinten zusammengebunden und trug Jeans, Cowboystiefel, eine grobe Segeltuchjacke und ein kariertes Hemd. An seinem linken Ohrläppchen hing ein silbernes Kreuz und seine Handrücken waren von Tätowierungen bedeckt, die sich offenbar auf den Armen

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