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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Freunde hatte, aber jedenfalls ist es mir nicht bekannt. Sie werden schon festgestellt haben, dass es hier viele einzelne Büros gibt. Jeder hat sein eigenes kleines Reich. Ich arbeite für Bayview Security, drüben in 207. Dr. Mitchell unten belegt immerhin drei Einheiten. Er ist Zahnarzt und braucht den Platz wegen der ganzen technischen Geräte. Und er ist wahrscheinlich auch der Hauptgrund, warum dieses Gebäude überhaupt Sicherheitspersonal benötigt – obwohl wir natürlich überall nach dem Rechten sehen.«
    »Nun, ich danke Ihnen jedenfalls«, sagte Glitsky. »Vielleicht klopfe ich noch an ein paar Türen. Hätten Sie was dagegen?«
    »Machen Sie nur«, sagte sie. »Und viel Glück.«
    Er begann mit 201 auf der gegenüberliegenden Seite und arbeitete sich schnell bis 215 durch, wechselte dann auf die Seite von Janice Durbins Praxis, deren Fenster zum hinteren Parkplatz hinausgingen. Wie ihm bereits vorausgesagt worden war, konnten seine Gesprächspartner kaum mit Informationen dienen. In sechs der Büros arbeiteten Therapeuten und Eheberater – in zwei Fällen platzte er sogar mitten in eine Sitzung –, doch weder sie noch die anderen vier, auch nicht der Versicherungsvertreter in 203, konnten ihm etwas sagen, was über die Angaben der ersten Frau auf dem Flur hinausging.
    Auf Janices Seite verhielt es sich ähnlich, bis er zu 208 kam. Es war ein Pilatesstudio. Glitsky wollte fast schon vorbeigehen, weil er sich dachte, dass es nur ein leerer Raum sei, in dem sich die Teilnehmer für ihre Übungen treffen – ganz so wie ein Fitnessstudio. Er wusste nicht mal, ob es einen einzelnen Mieter für dieses Büro gab. Gewissenhaft wie er war, klopfte er trotzdem.
    Obwohl sie kein Make-up trug und leicht verschwitzt war, musste Glitsky erst einmal schlucken, als er plötzlich dieser Frau gegenüberstand. Sie trug einen roten Body und hatte schulterlange blonde Haare, die von einem roten Stirnband gebändigt wurden, das ihre jadegrünen Augen betonte. Sie war vielleicht Anfang vierzig, sah aber – von einigen Fältchen an ihren auffälligen Augen abgesehen – wie eine Zwanzigjährige aus. »Hi«, sagte sie und streckte die Hand aus. »Ich heiße Holly.«
    »Hallo.« Glitsky schüttelte ihre Hand, zeigte seine Marke und beschränkte sich aufs Notwendigste. »Ich heiße Abe Glitsky, San Francisco Morddezernat. Könnten Sie mir ein paar Fragen beantworten?«
    Sie warf einen Blick über die Schulter auf das offensichtlich leere Studio, zuckte mit den Schultern und sagte: »Klar. Es dreht sich sicher um Janice, oder?« Und ihre faszinierenden Augen blitzten plötzlich auf: »So ein Schwein!«
    Ihr Gefühlsausbruch erwischte Glitsky auf dem falschen Fuß. »Meinen Sie Dr. Durbin?«
    »Nein, nein, nein.« Sie hob abwehrend ihre Hände. »Natürlich meine ich nicht Janice. Ich rede von dem Schwein, das sie umgebracht hat.«
    »Also kannten Sie sie?«
    »Ja. Gut, wir waren keine langjährigen Freunde – ich habe dieses Studio erst vor zwei Monaten eröffnet –, aber sie war … Ich hatte den Eindruck, dass wir die besten Freundinnen werden würden. Sie wissen sicher, wie das ist: Man trifft jemanden – und dann funkt es.«
    »Um ehrlich zu sein: Allzu oft passiert es mir nicht«, sagte Glitsky.
    »Nein. Ich weiß, was Sie meinen. Das passiert nicht gerade oft.«
    »Sie hatten also den Eindruck, dass Sie auf dem besten Weg waren, Sie näher kennenzulernen.«
    Sie nickte und wirkte plötzlich bedrückt. »Ich hatte wirklich das Gefühl, sie würde meine beste Freundin werden. An manchen Tagen hatte sie ein, zwei Stunden Luft zwischen ihren Terminen – und dann kam sie zu mir rüber. Und wie Sie sehen, ist hier manchmal auch nicht gerade viel los. Also quatschten wir.«
    »Worüber?«
    »Über alles. Über Kinder, wie man in Form bleibt, wie man alt wird, wie man ein eigenes Geschäft führt, Bücher, Filme – Sie können sich was aussuchen: Wir haben über alles gesprochen.«
    »Männer?«
    Sie warf ihren Kopf zur Seite. »Natürlich.«
    »Nicht nur über ihren Ehemann?«
    »Nicht immer, nein.« Sie verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß. »Ich vermute, Sie wollen wissen, ob sie jemand anderen traf. Ja, tat sie.«
    »Hat sie gesagt, ob es einer ihrer Patienten war?«
    »Nein. Ich meine, ja – sie sagte mir, dass es keiner ihrer Patienten war.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Falls sie mich nicht belogen hat – aber das hat sie bestimmt nicht.«
    »Wer war es denn? Haben Sie ihn kennengelernt? Oder

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