Der Angriff
der offenen Laderampe angebracht. Die beiden Piloten, der Crew Chief und die beiden Crew-Mitglieder trugen alle ihre Nachtsichtbrillen über den Helmen. Fünfzehn Meter entfernt wurden im Inneren des schnittigen Pave Hawk die gleichen Vorkehrungen getroffen. Die beiden Bordschützen saßen bereits an ihren Miniguns, als der Pilot des Pave Low das Kommando zum Abheben gab.
Im nächsten Augenblick hob sich der riesige Vogel drei Meter vom kerosinverschmierten schwarzen Deck des Flugzeugträgers empor. Der Pave Low scherte zur Backbordseite des Schiffes aus und zog dann auf das Meer hinaus. Der Pave Hawk vollführte das gleiche Manöver und folgte dem größeren Helikopter in knapp fünfzig Metern Entfernung. Die beiden Helikopter brausten ostwärts auf die iranische Küste zu. Für eventuelles feindliches Radar praktisch unsichtbar, zogen sie tief über der Meeresoberfläche dahin, während die digitalen Zeit-Displays in ihren Cockpits die Sekunden herunterzählten.
BANDAR ABBAS, IRAN
Als sie in eine enge Gasse einbogen, blies ihnen ein starker Wind entgegen. Rapp senkte den Kopf und blinzelte, weil ihm eine Wolke aus Staub und Sand ins Gesicht wehte. Zum Glück war der Himmel immer noch dicht von Wolken bedeckt, die den Mond verhüllten. Die drei Amerikaner gingen, mit Rapp an der Spitze, die schmalen Straßen entlang, ihre Waffen gut verborgen. Rapp war leicht bewaffnet; er trug nur ein Messer und eine schallgedämpfte Beretta-9-mm-Pistole. Die beiden SEALs hielten ihre Maschinenpistolen unter den langen Gewändern bereit. Als sie in eine Gasse kamen, die nur noch wenige Straßen von ihrem Ziel entfernt war, verlangte Lt. Commander Harris von den anderen SEALs einen Lagebericht, während sich Rapp mit den Helikoptern in Verbindung setzte.
Alles verlief genau nach Plan. Nun brauchten sie nur noch den richtigen Moment abzuwarten. Rapp blickte die enge Gasse hinunter und überprüfte beide Zugänge. Es war offensichtlich ein gutes Versteck. Harris tippte Rapp auf die Schulter und hielt ihm seine Uhr vors Gesicht. Der digitale Countdown zeigte zehn Minuten und einundvierzig Sekunden bis zur Ankunft der Hubschrauber. »Wann willst du los?«, fragte Harris.
Rapp hielt drei Finger hoch, und Harris nickte.
An die Hausmauer gelehnt, schloss Rapp die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Er begann sich vorzustellen, was als Nächstes kommen würde – wie er den Wächter ausschalten musste und was ihn erwartete, wenn er die Treppe hinaufkam. Er glaubte zu wissen, wie viele Leute sich im Haus befanden, aber wirklich sicher konnte man sich nie sein. Deshalb waren ja auch Harris und seine Leute hier. Rapp hatte während des vergangenen Tages mit eigenen Augen gesehen, dass fast jeder Mann in der Gegend bewaffnet war. Schließlich war die Hizbollah praktisch hier zu Hause – ein Gedanke, der Rapps innere Anspannung noch um einiges erhöhte. Er rief sich in Erinnerung, dass ein klein wenig Angst durchaus nicht schaden konnte.
Als der Countdown bei vier Minuten angelangt war, verlangte Harris von seinen Leuten einen weiteren Lagebericht. Wenige Augenblicke später bedeutete er Rapp mit dem Daumen nach oben, dass alles in Ordnung war. Dies war für Rapp das Signal zum Aufbruch. »Slick«, sagte er in sein Mikrofon, »du sicherst, wenn ich die Straße runterkomme, aber schieß nur, wenn etwas schief geht.«
Der drahtige kleine SEAL hatte sich ein zweistöckiges Haus ausgesucht, das ein wenig höher in derselben Straße stand wie das Haus, das sie angreifen würden. Geschickt war er ein Regenrohr hochgeklettert und auf dem Flachdach in Position gegangen. Die Ellbogen und Brust auf eine Schaumstoffauflage gestützt, lag er da und blickte durch sein Nachtsichtzielfernrohr auf die Straße hinunter. An seine rechte Wange hatte er den Kolben des israelischen Galil-Scharfschützengewehrs gepresst, das mit einem Zwanzig-Schuss-Magazin ausgestattet war. Das Galil war Wickers Lieblingswaffe. Er kannte sehr wohl Gewehre, die noch präziser schossen, aber keines, das so robust und kompakt war. Mit ihrem beiklappbaren Kolben und dem Zweibein war die Waffe ideal für diesen Einsatz.
Wicker hörte Rapps Worte über seinen Kopfhörer und richtete das Fadenkreuz auf die linke Schläfe des Wächters, der vor Haruts Haus saß. »Roger, Iron Man«, sagte er. »Der Wächter scheint schon mit dem Schlaf zu kämpfen. Außer ihm ist weit und breit niemand zu sehen.«
»Roger«, flüsterte Rapp. Er sah noch einmal auf die Uhr, atmete
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