Der Angriff
Erklärung sagte.
»Ich wünschte, ich könnte deinen Optimismus teilen, aber nach dem, was sie heute früh versucht haben, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie sich auf einen Angriff vorbereiten.«
Seine besorgten Worte entlockten Aziz ein Lächeln. »Genau darum bist du ja auch so wertvoll für mich, Muammar. Du bist so umsichtig. Nein, sie werden nichts unternehmen, bis ich ihnen die nächste Forderung nenne.« Aziz tippte sich mit dem Finger auf die Stirn. »Du musst wissen, wie die Amerikaner denken – insbesondere die Politiker. Das sind keine Leute, die schnelle Entscheidungen treffen. Sie gehen davon aus, dass sie durch Verhandeln noch mehr Geiseln freibekommen.«
»Das ergibt einfach keinen Sinn für mich«, erwiderte Bengazi stirnrunzelnd. »Die Militärs wollen doch bestimmt angreifen.«
»Ganz ohne Zweifel, aber das ändert auch nichts. Solange die Politiker glauben, dass sie noch mehr Geiseln freibekommen, ohne dass ein Schuss abgefeuert werden muss, werden sie so weitermachen.«
»Nicht, wenn sie die nächste Forderung hören«, erwiderte Bengazi kopfschüttelnd.
»Wenn wir den Präsidenten in unserer Gewalt haben, ist alles anders. Wo wir gerade vom Präsidenten sprechen – wie kommt denn unser kleiner Meisterdieb voran?«
»Er sagt, dass immer noch alles nach Plan verläuft und dass er gegen sieben Uhr fertig werden sollte.«
»Das wird ein großer Augenblick«, sagte Aziz lächelnd.
Bengazi nickte langsam, ohne Aziz’ Zuversicht zu teilen. Er blickte eine Weile auf den Tisch hinunter und sagte schließlich: »Ich finde, wir sollten gleich verkünden, dass wir den Präsidenten haben.«
»Warum?«
»Es wird die Amerikaner davon abhalten, anzugreifen.«
Aziz zuckte die Schultern und verschränkte die Hände im Nacken. »An meinem Plan wird sich nichts ändern. Wenn ich morgen meine letzte Forderung stelle, brauche ich den Überraschungseffekt auf meiner Seite – und den habe ich nur, wenn der Präsident plötzlich neben mir steht. Das wird ein richtiger Schock für Amerika werden, und nur so können wir unser Ziel erreichen.«
42
Anna Rielly legte sich auf den Betonboden und entspannte sich mit ein wenig Gymnastik. Dabei dachte sie über ihre Laufbahn nach, die es ihr ermöglicht hatte, aus nächster Nähe mit anzusehen, wie es in der Welt der Medien zuging. Das Publikum hatte keine Ahnung, wie so manche Geschichten gemacht wurden, indem man manche Einzelheiten aufbauschte und andere unter den Tisch fallen ließ.
Anna wusste, dass sie eine wirklich sensationelle Geschichte zu berichten hatte. Und sie wusste auch, dass sie vorsichtig sein musste. Die Buchverlage würden sich um sie reißen – doch sie wollte kein Machwerk fabrizieren, das von einem Ghostwriter geschrieben wurde und so schnell wie möglich auf den Markt kam. Nein, sie würde sich Zeit nehmen, um die Geschichte in einer dem Thema angemessenen Form zu erzählen.
Dabei würde sie mit Mitch Kruse zusammenarbeiten – ein Gedanke, der ihr ein Lächeln entlockte. Er war wirklich ein ganz erstaunlicher Mann – ein wenig unheimlich manchmal, aber doch absolut vertrauenswürdig. Sie rätselte immer noch, ob er für die CIA oder doch für das FBI arbeitete. Solche Leute waren jedenfalls ziemlich verschwiegen, wenn es darum ging, Journalisten irgendwelche Informationen zu geben. Anna Rielly konnte es ihnen nicht wirklich übel nehmen. Sie hatte oft genug miterlebt, wie ihr Vater und seine Kollegen bei der Polizei von unehrlichen Journalisten ausgetrickst wurden – von Leuten, die die Fakten fast nach Belieben verdrehten. Das war für Anna eine Motivation, es selbst besser zu machen – und mit ihrem Buch würde sie genau das tun.
Anna lächelte immer noch, als ihr erste Ideen kamen. Sie würde Kruse genau so schildern, wie er war – dunkel, geheimnisvoll und bedrohlich –, seine Identität aber nicht preisgeben, was den Reiz der Geschichte nur erhöhte.
Plötzlich hörte Anna ein Geräusch von draußen. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, doch ehe sie sich irgendwo verstecken konnte, ging auch schon die Tür auf. Rapp und Adams traten rasch ein. Anna legte die Hand an die Brust, um ihren rasenden Herzschlag zu fühlen. »Ihr habt mir einen Riesenschreck eingejagt«, sagte sie ein wenig vorwurfsvoll.
Rapps Gesicht war angespannt. Er reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen, und sagte: »Das nächste Mal werden wir ganz bestimmt anklopfen.«
Anna ignorierte die ironische Bemerkung und ließ sich von ihm
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