Der Angriff
aufhelfen. »Was kommt als Nächstes?«, fragte sie.
Rapp antwortete nicht gleich, sondern blickte nachdenklich zur zweiten Tür hinüber. Schließlich wandte er sich Anna zu. »Wir werden etwas versuchen, das ein wenig riskant sein könnte, aber es bleibt uns nichts anderes übrig.«
Anna blickte ebenfalls zu der Tür und fragte sich, was wohl dahinter war. Kruses Warnung jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Sie überwand schließlich ihr mulmiges Gefühl und fragte: »Was ist denn hinter dieser Tür?«
Dallas King ging vor Baxters Schreibtisch auf und ab. Die beiden diskutierten über die Frage, wie sie angesichts der neuen Information vorgehen sollten, dass Aziz mit großer Wahrscheinlichkeit dabei war, Präsident Hayes aus seinem Bunker herauszuholen.
Baxter sah die Lage wieder einmal rabenschwarz und jammerte, dass jetzt endgültig alles vorbei sei. Es würde zu einem massiven Einsatz kommen; Männer würden sich von Helikoptern abseilen und angreifen – und die Folge wäre ein einziges großes Blutbad. Und er, Baxter selbst, würde als der Mann in die Geschichte eingehen, der letztlich die Zerstörung des Weißen Hauses und den Tod von Dutzenden von Amerikanern zu verantworten hatte. Er war überzeugt, dass er seine Ambitionen auf das Präsidentenamt endgültig begraben konnte. Amerika würde diese Schmach möglichst rasch vergessen wollen – und wenn Baxter Präsident wäre, würde er das Land ständig an dieses unrühmliche und schmerzvolle Ereignis erinnern.
King blieb stehen und schnippte vor Baxter mit den Fingern. »Sie hören mir ja gar nicht zu«, sagte er vorwurfsvoll.
»Reden Sie keinen Unsinn, Dallas. Ich höre Ihnen sehr wohl zu – ich glaube Ihnen bloß nicht.«
King war nicht wirklich gekränkt von den harten Worten seines Chefs – doch er tat ein wenig beleidigt. »Vielleicht sollte ich Sie allein lassen«, sagte er herablassend. »Sie sehen aus, als hätten Sie ein wenig Ruhe nötig.«
»Reden Sie nicht in diesem Ton mit mir, Dallas«, entgegnete Baxter verärgert.
»Na ja«, sagte Dallas und sah auf seine Fingernägel hinunter, »meine Meinung interessiert Sie ja sowieso nicht – also dachte ich mir, es ist vielleicht besser, wenn ich Sie allein lasse.«
»Hören Sie auf mit diesem Unsinn.«
King sah seinem Chef in die Augen. Es war wieder einmal Zeit, ihm einen Tritt in den Hintern zu verpassen und ihm gleichzeitig Mut zu machen. »Warum hören Sie dann überhaupt nicht mehr auf mich?«, fragte er und stemmte die Hände in die Hüften. »Sherman, kein Mensch hat je gesagt, dass es einfach werden würde – aber ich habe Ihre Loser-Mentalität schon langsam satt.« In Gedanken fügte er hinzu: Wenn du meine Probleme hättest, dann würdest du am liebsten im Erdboden versinken.
Baxter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah seinen aufgebrachten Stabschef einige Augenblicke an. »Ich wüsste nicht, was ich der Situation noch Positives abgewinnen könnte.«
»Wie wär’s zum Beispiel damit … « – King hielt inne und blickte sich kurz um, weil er sichergehen wollte, dass niemand in der Nähe war –, »dass eine bestimmte hochrangige Persönlichkeit eventuell nicht lebend aus dem Weißen Haus herauskommt?« Er nickte zuversichtlich und fügte hinzu: »Das Ziel ist in Reichweite – vergessen Sie das nicht.«
Baxter blickte einen Moment lang auf seinen Schreibtisch hinunter; er wollte nicht, dass King die Gier in seinen Augen sah. Als Berufspolitiker wusste er genau, was er in diesem Moment zu sagen hatte. »Ich will nicht auf diese Weise Präsident werden.«
»Das weiß ich ja, Sherman, aber es wäre Ihre Pflicht.«
Baxter dachte über diesen Aspekt nach.
»Wir wissen nicht, wie die ganze Sache ausgeht«, fuhr King fort. »Darum müssen wir jetzt cool bleiben.« King sah Baxter an, um zu sehen, ob er ihm folgen konnte. »Üben Sie weiter Druck auf die UNO aus, und ich kümmere mich um den Rest. Ich habe schon ein paar Ideen, wie wir vorgehen könnten, wenn Flood und Stansfield Ihnen weiter in den Ohren liegen, aber ich muss mir das alles noch genauer überlegen.«
King sah aus dem Fenster und dachte über seine Pläne nach. Es war schon später Nachmittag; vielleicht würde es noch vier Stunden hell sein. Wenn sie bis zum nächsten Morgen durchhielten und ein weiteres Drittel der Geiseln freibekamen, dann war schon sehr viel gewonnen. Dann könnten sie Flood und Stansfield von der Leine lassen, und hoffentlich löste sich dann auch sein anderes
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