Der Angriff
»Und was unternehmt ihr dagegen?«, fragte Warch.
»Wir arbeiten an der Sache, aber wir müssen zuerst mit dem Präsidenten sprechen.«
»Sicher, er ist hier bei mir«, sagte Warch und reichte das Telefon an Hayes weiter. »Irene Kennedy ist dran«, sagte er.
Hayes nahm das kleine graue Telefon an sich. »Dr. Kennedy?«, fragte er.
»Ja, Mr. President. Wie geht es Ihnen?«
»Gut!«, rief Hayes erleichtert aus. »Es tut verdammt gut, Ihre Stimme zu hören.«
»Uns freut es genauso, dass wir Sie hören können, Sir, aber es gibt einiges zu besprechen, und wir haben nur wenig Zeit – deshalb gebe ich das Telefon an Direktor Stansfield weiter.«
Stansfield und General Flood waren gerade hereingekommen und eilten an ihre Plätze. Stansfield nahm seinen Hörer ab und sagte in seinem gewohnt nüchternen Ton: »Mr. President, es tut mir Leid, dass wir so lange gebraucht haben, um Kontakt mit Ihnen aufzunehmen, aber wir hatten mit einigen Problemen zu kämpfen.«
»Was ist denn passiert?«, fragte Hayes.
Stansfield berichtete in aller Kürze, was in den letzten drei Tagen vorgefallen war. Er sprach über die bereits erfüllten Forderungen, und auch über die, die gerade im Begriff waren, erfüllt zu werden. Er berichtete dem Präsidenten, dass sein Sicherheitsberater und dessen Sekretärin ermordet worden waren und die Justizministerin daraufhin einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Dabei betonte er besonders jene Aspekte der Ereignisse, die auf die Inkompetenz des Vizepräsidenten hinwiesen. Stansfield sprach seine Meinung jedoch nicht direkt aus, um Hayes die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Der Präsident hörte Stansfield zu, ohne ihn zu unterbrechen. Er war nicht sehr erfreut über so einiges, was er da zu hören bekam. Der einzige Lichtblick war, dass Stansfield es geschafft hatte, jemanden ins Weiße Haus einzuschleusen – und nicht irgendjemanden, sondern den Mann, von dem der Präsident vor wenigen Tagen zum ersten Mal gehört hatte und den er nur als »Iron Man« kannte.
Als der Direktor der CIA ihm berichtete, wie der Vizepräsident reagiert hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Aziz im Begriff war, in den Bunker einzudringen, verlor Hayes die Geduld.
»Er hat was zu Ihnen gesagt?«, fragte Hayes zornig.
»Er hat gesagt, dass wir ihm genauere Informationen liefern sollten, bevor wir das Leben der Geiseln aufs Spiel setzen.«
Hayes schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihre Informationen scheinen mir durchaus ausreichend zu sein.«
»Ja«, antwortete Stansfield, »wir sehen das auch so, Sir.«
»Dann geben Sie ihn mir mal ans Telefon, damit ich ihm ein paar handfeste Informationen geben kann – zum Beispiel die, dass er ein Idiot ist.«
Nun war für Stansfield der Moment gekommen, um seine strategischen Fähigkeiten auszuspielen. Er war überzeugt, dass es im Moment besser war, nur einen kleinen Personenkreis wissen zu lassen, dass sie Kontakt zum Präsidenten hatten. Und Vizepräsident Baxter sollte seiner Ansicht nach nicht dazugehören.
»Ich würde im Moment davon abraten, Sir«, sagte Stansfield schließlich.
»Warum?«
»Es sind aus dem Umfeld des Vizepräsidenten schon verschiedene Informationen nach außen gedrungen«, sagte Stansfield. »Wir wissen, dass Aziz die Fernsehberichte verfolgt, und ich will nicht, dass durchsickert, dass wir Kontakt zu Ihnen haben. Aziz soll ruhig weiter glauben, dass er die Oberhand hat. General Flood und General Campbell sind gerade dabei, einen Angriffsplan fertig zu stellen. Wenn wir hier soweit sind und Sie den Befehl geben, können wir das Ganze beenden.«
Hayes überlegte einen Augenblick und kam zu dem Schluss, dass die Entscheidung für ihn völlig klar war. Er fragte sich, warum Baxter seine Zustimmung verweigert hatte. »Warum hat der Vizepräsident nicht den Befehl zum Angriff gegeben?«
»Ich bin mir nicht sicher, Sir. Ich habe so meine Vermutungen, aber ich glaube nicht, dass Sie die gern hören würden, Sir.«
»Sagen Sie’s mir trotzdem.«
»Ich würde das lieber nicht am Telefon besprechen, Sir.«
Hayes nickte. »Also gut. Ich nehme an, dass die Befugnisse des Präsidenten auf den Vizepräsidenten übergegangen sind?«, fragte er.
»Das ist richtig, Sir.«
»Nun, wenn ich die Verfassung richtig im Kopf habe, dann gibt es jetzt einige Kleinigkeiten zu regeln.«
»Woran denken Sie?«
»Wir müssen den Senatspräsidenten und den Sprecher des Repräsentantenhauses in Kenntnis setzen, dass ich wieder in der
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