Der Angriff
hörte, bis sie schließlich murmelte: »Er hat es geschafft.«
»Wer hat was geschafft?«, fragte Campbell leicht irritiert.
»Mitch. Wir haben den Bunker im Bild. Sie sollten gleich rüberkommen. Wir hören Mitch jetzt auch über das Handy. Ich glaube, er hat den Störsender außer Gefecht gesetzt. Ich muss es sofort Thomas sagen.« Ohne auf eine Antwort von Campbell zu warten, legte Irene den Hörer auf und rief rasch ihren Chef an. Gleichzeitig begann sie in den Papieren auf ihrem Schreibtisch zu wühlen.
Stansfield hob beim zweiten Klingelton ab. »Thomas«, sagte Irene Kennedy aufgeregt, »Mitchell hat den Störsender ausgeschaltet. Wir haben ausgezeichnete Funkverbindung, und er hat zwei weitere Kameras angebracht.«
»Ich bin gleich da«, erwiderte Stansfield mit ruhiger Stimme.
Irene Kennedy beendete das Gespräch, setzte den Kopfhörer auf und rief Rapps Decknamen in ihr Mikrofon. Mittlerweile hatte sie die Liste mit wichtigen Telefonnummern gefunden, die sie gesucht hatte.
45
Präsident Hayes sah auf seine Uhr. Es war fast fünf Uhr nachmittags. »Sind Sie sicher, dass wir nicht warten sollten, bis es dunkel ist?«, fragte er.
Jack Warch schüttelte den Kopf. »Das würde ich gerne, aber wir wissen einfach nicht, wie viel Zeit wir noch haben.«
Die Agenten hatten sich in der Mitte des Raumes versammelt. Warch hatte den Präsidenten überzeugen können, dass ihre Überlebenschancen besser standen, wenn sie selbst die Initiative ergriffen. Sogar Valerie Jones war dieser Ansicht. Nicht dass das einen großen Unterschied gemacht hätte – aber in dieser schwierigen Situation war es von Vorteil, möglichst wenig Unstimmigkeiten in der Gruppe zu haben. Nun galt es, die letzten Details des Plans zu klären.
Warch blickte zu Pat Cowley auf, dem besten Schützen der Gruppe. Cowley hatte in den letzten vier Jahren den Großteil seiner Zeit damit zugebracht, in dem gepanzerten schwarzen Suburban zu sitzen, der der Limousine des Präsidenten überallhin folgte. Wenn der Konvoi angegriffen werden sollte, war es die Aufgabe dieser Männer, zuerst den Präsidenten in Sicherheit zu bringen und dann, wenn möglich, die Bedrohung auszuschalten. Zu diesem Zweck musste man gut genug bewaffnet sein, um die Angreifer mit einem Kugelhagel eindecken zu können, während der Präsident aus der Gefahrenzone gebracht wurde.
Warch ging noch einmal die Aufgaben eines jeden von ihnen durch. Zwei der Agenten sollten hinter der Spitze agieren, während Ellen Morton und drei andere Agenten zu jeder Zeit beim Präsidenten bleiben würden. Ein Mann sollte schließlich nach hinten absichern. Warch selbst würde versuchen, die Gruppe anzuführen.
Nachdem alle offenen Fragen geklärt waren und man sich auf den Weg geeinigt hatte, den man einschlagen wollte, ließ Warch seine Leute in Position gehen. Fünf der neun Agenten waren mit MP-5-Maschinenpistolen sowie mit ihren SIG-Sauer-Pistolen ausgerüstet. Die restlichen, zu denen Warch gehörte, hatten nur ihre Pistolen bei sich. Nachdem sie ihre Waffen noch einmal überprüft hatten, wandte sich Warch an Ellen Morton. »Gehen Sie mit dem Präsidenten und Valerie ins Badezimmer«, wies er sie an. »Wenn wir das Signal geben, dass alles klar ist, dann kommen Sie mit ihnen heraus. Wir versuchen es dann so schnell wie möglich zum Ausgang zu schaffen.«
Als Warch sich anschickte, zur Tür zu gehen, hörte er plötzlich ein Geräusch, auf das er mehr als zwei Tage sehnsüchtig gewartet hatte. Alle Anwesenden blickten nahezu gleichzeitig zu dem kleinen Küchentisch hinüber. Als es das zweite Mal klingelte, lief Warch zum Tisch, schnappte sich das Telefon und drückte auf die Abheben-Taste.
»Hallo!«
»Jack, hier spricht Irene Kennedy.«
Warchs Herz pochte bis in den Hals hinauf. »Gott sei Dank!«
Irene Kennedy sprach rasch und starrte dabei unverwandt auf einen der Monitore. »Wie geht es dem Präsidenten?«, fragte sie.
»Es geht ihm gut … aber da bohrt jemand ein Loch in die Bunkertür. Was zum Teufel ist eigentlich passiert?«
Irene Kennedy holte tief Luft. »Jack«, sagte sie, »wir haben nicht viel Zeit, darum gebe ich Ihnen nur eine Kurzversion. Rafik Aziz und eine Gruppe von Terroristen haben das Weiße Haus in der Hand. Sie haben Geiseln, und wir wissen, dass sie den Bunker aufbrechen wollen.«
Warch war überrascht, dass Dr. Kennedy auch über die Bohrarbeiten an der Bunkertür Bescheid wusste. Der Präsident kam von der anderen Seite des Raumes zu ihm.
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