Der Angriff
erwartete. Rapp dachte schon einen Schritt weiter, weil er wusste, dass seine nächste Aufgabe darin bestehen würde, in den Westflügel vorzudringen und herauszufinden, wie die Geiseln festgehalten wurden.
Ihnen war zwar klar, dass sich der Großteil der Geiseln in der Messe befand – die Frage war jedoch, wo die Secret-Service-Leute festgehalten wurden, falls sie überhaupt noch lebten. Während Rapp sich mit Adams darüber beriet, wie sie den Westflügel am besten erkunden konnten, schreckte Adams plötzlich hoch.
»Das war es«, stieß er aufgeregt hervor. »Sie hat zweimal gezogen.«
Rapp sprang sofort auf und eilte zur Tür. »Wenn sie das Stoppsignal gibt, dann ruf mir nach«, flüsterte Rapp noch rasch, ehe er die Treppe hinunter stürmte. Als er unten ankam, blickte er sich kurz um und lief dann nach links und weiter die nächste Treppe hinunter. Als er vor der Stahltür stand, hielt er inne, um zu hören, ob Adams ihn vielleicht zurückrief. Es blieb jedoch still, und so hämmerte er rasch die ersten acht Ziffern des Codes ein. Er wartete erneut zwei Sekunden und tippte dann die letzte Ziffer ein.
Die Pistole in der rechten Hand, drückte Rapp mit der linken die Türklinke herunter. Er konnte sich jetzt keine übertriebene Vorsicht leisten. Rasch schob er die Tür ein Stück weit auf und nahm sogleich das Surren der Bohrer sowie einen eigenartigen Geruch wahr. Er trat in den Vorraum ein, sah erleichtert, dass niemand hier war und warf noch einen kurzen Blick in den Gang hinaus, um zu überprüfen, ob er Anna Rielly in dem Schacht entdecken konnte. Zu seiner Erleichterung sah er absolut nichts von ihr. Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu und machte sich auf die Suche nach dem Gerät, das ihnen allen so viel Kopfzerbrechen bereitete.
Und da sah er es auch schon, direkt neben der Bunkertür. Das schwarze Kästchen war kaum größer als ein Stereo-Verstärker. Rapp stieg über einen Werkzeugkasten, ließ sich auf ein Knie nieder und begutachtete die digitale Anzeige des Störsenders, den sich Aziz offensichtlich aus dem Arsenal des Secret Service angeeignet hatte. Rapp zog das Gerät ein Stück von der Tür weg, um an die Drähte und die Antenne auf der Rückseite heranzukommen. Er zog einen kleinen Drahtschneider hervor und durchtrennte den Draht, der zur Antenne führte.
»Milt, kannst du mich hören? Milt, kannst du mich hören?«, sprach er in sein Mikrofon. Rapp wartete zwei Sekunden; als keine Antwort kam, drehte er den Störsender mit der Rückseite nach oben und blickte durch die Kühlschlitze auf die Drähte im Inneren. Er konnte das Gerät nicht einfach ausschalten; er musste es außer Gefecht setzen – aber so, dass es aussah, als würde es noch funktionieren.
Rapp schob den Drahtschneider durch die Kühlschlitze, sodass er mehrere Drähte gleichzeitig fassen konnte, und drückte fest zu. Kaum hatte er mit dem Drahtschneider die Schutzisolierung der Drähte durchtrennt, sprühten die Funken hervor und Rapp wurde jäh zurückgeschleudert.
»Scheiße«, murmelte er und richtete sich mit einem entsetzlichen Kribbeln im rechten Arm wieder auf. In seinem Kopfhörer ertönte die Stimme von Milt Adams, und dann noch eine andere Stimme, die er nicht erkannte.
Irene Kennedy saß in der Kommandozentrale und telefonierte. Am anderen Ende der abhörsicheren Leitung war General Campbell, der ihr gerade den Plan von Lt. Commander Harris erläuterte. Harris hatte vor, ein kleines Team von Sprengstoffexperten loszuschicken, die den Kommandotrupps den Weg ebnen sollten. Dr. Kennedy war von dem Plan zunächst nicht gerade begeistert, bis sie hörte, dass Harris und die drei Männer, die ihn begleiten würden, den schwierigsten Teil der Operation in einer Übung vor acht Jahren erfolgreich bewältigt hatten. Zwar kamen ihr immer noch Bedenken, doch an die Tatsache, dass diese Leute schon einmal bewiesen hatten, dass es möglich war, konnte man sich klammern.
Während Dr. Kennedy den Ausführungen des Generals lauschte, wurde ihre Aufmerksamkeit plötzlich von aufgeregten Stimmen zwei Reihen vor ihr abgelenkt. Als sie aufblickte, wäre ihr beinahe der Hörer aus der Hand gefallen. Die Monitore lieferten plötzlich ein gestochen scharfes Bild von den Kameras aus dem Weißen Haus; direkt in der Mitte war eine silberglänzende Tür zu sehen, bei der es sich ganz eindeutig um die Tür zum Bunker des Präsidenten handelte.
Campbell fragte mehrmals, was los wäre, als er nichts mehr von ihr
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