Der Angriff
Terroristen los. »Nimm deine schmutzigen Finger weg«, stieß sie hervor.
Überrascht, dass die schlanke Frau solche Kräfte entwickeln konnte, zögerte Abu Hasan kurz und hob dann die Hand. Er holte weit aus und schlug mit der flachen Hand zu.
Anna Rielly hatte einst auf Anraten ihres Vaters nach der Vergewaltigung einen Selbstverteidigungskurs besucht. Sie hatte dort einiges gelernt. Als sie den Schlag kommen sah, hob sie rasch den Unterarm. Sie wurde zwar etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, hielt sich aber auf den Beinen.
Was Anna nicht wusste, war, dass sie besser dran gewesen wäre, wenn sie sich zurückgehalten hätte. Wie die meisten arabischen Männer war Abu Hasan unterwürfige Frauen gewohnt. Er war nicht bereit, ein derart aufmüpfiges Verhalten so einfach hinzunehmen – schon gar nicht in Gegenwart der anderen Männer. Diesmal schlug er mit der Faust zu und traf Anna, obwohl sie sich duckte, an der Schläfe.
Der Schlag warf Anna zu Boden. Der Terrorist trat sie mit voller Wucht in den Rücken, packte sie an den Haaren und zog sie zu den anderen Geiseln zurück. Dort ließ er sie wie einen Sack Kartoffeln fallen. Anna Rielly lag mit schmerzendem Rücken und dröhnendem Kopf da, die Hände vors Gesicht geschlagen, während ihr die Tränen über die Wangen strömten. Ihr ganzer Körper schmerzte, doch noch schlimmer waren die seelischen Qualen, die sie durchmachte; Anna wusste nur zu gut, was ihr bevorstand.
18
PENTAGON, 12 UHR 48
Das Besprechungszimmer der Joint Chiefs war wieder einmal bis auf den letzten Platz gefüllt. Nur waren diesmal statt der Politiker vom Vortag die entsprechenden Vertreter des Joint Special Operations Command und des Hostage Rescue Teams des FBI anwesend. An einem Ende des Tisches saß FBI-Direktor Roach zusammen mit einigen seiner Stellvertreter, den Chefs für internationale bzw. inneramerikanische Terrorbekämpfung, sowie dem Kommandanten des Hostage Rescue Teams, Sid Slater.
Skip McMahon war in der Kommandozentrale geblieben, um die Gespräche mit den freigelassenen Geiseln zu leiten. Dick Tracy, der Direktor des Secret Service, war ebenfalls mit einigen seiner Stellvertreter anwesend, während CIA-Direktor Stansfield zusammen mit Irene Kennedy neben General Flood am anderen Ende des Tisches saß. Der Rest des Tisches wurde von Vertretern des Pentagon und der Special Forces eingenommen.
General Flood fühlte sich in dieser Gesellschaft bedeutend wohler als mit den Politikern, die tags zuvor hier gewesen waren. In dieser Gruppe würde er kein Blatt vor den Mund nehmen müssen; die Leute hier sprachen dieselbe Sprache wie er. Floods Zuversicht beruhte zum Teil auch auf den Informationen, die er eine Stunde zuvor von Stansfield und Irene Kennedy erhalten hatte. Jetzt, wo ein Einblick in Aziz’ Pläne möglich war, konnte er einen entsprechenden Schlachtplan entwickeln – denn wenn es nach ihm ging, würde es genau das werden: ein Schlachtplan. Flood und Stansfield waren nach dem Desaster vom Vormittag zu dem Schluss gekommen, dass Vizepräsident Baxter weder die innere Kraft noch den Weitblick hatte, um sie aus der Krise zu führen. So hatte es jedenfalls Stansfield formuliert; der General hatte gemeint, dass es Baxter an Charakter und am nötigen Mumm fehle.
Als Militärhistoriker wusste Flood nur zu gut, wie tückisch es sein konnte, wenn man sich in einer Krisensituation für den einfachen Weg entschied. Schließlich hatte sich in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nur allzu deutlich gezeigt, wie wenig man mit Appeasement-Politik und Verhandlungen erreichte, wenn man es mit einem wahnsinnigen Gegner zu tun hatte. In jüngerer Vergangenheit hatte George Bush senior den Beweis dafür geliefert, dass es nicht genügt, einem maßlosen Diktator eine militärische Niederlage zuzufügen. Wollte man das Problem lösen, musste man denjenigen beseitigen, der dafür verantwortlich war.
Der General hatte beschlossen, alles in seiner nicht unbeträchtlichen Macht Stehende zu tun, um die Krise im Weißen Haus so rasch und entschlossen wie möglich zu lösen. Verhandlungen, Zeitgewinn und Zugeständnisse lenkten nur vom Wesentlichen ab; es ging nicht nur um diese eine konkrete Situation, sondern um die Zukunft des internationalen Terrorismus und die Bedrohung, die er für Amerikas Sicherheit darstellte. Durch die Herausgabe des Geldes heute Vormittag hatten sie fünfundzwanzig Menschen retten können; die Frage war jedoch, wie viele Menschenleben gerade dieses
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