Der Angriff
vorlegen, wie wir das Haus zurückerobern können.«
»Falls nötig«, warf King ein.
»Falls nötig«, bestätigte Dr. Kennedy, blickte kurz zu King auf und wandte sich wieder dem Vizepräsidenten zu.
King legte eine Hand auf den Kaminsims und stemmte die andere in die Hüfte. Er ahnte bereits, wen die CIA für diese Mission auswählen würde. »Dieser Mann, den Sie hineinschicken wollen«, begann King, »ist das zufällig dieser Mr. Kruse?«
Stansfield und Irene Kennedy sahen einander kurz an, ehe sie antwortete: »Ja.«
»Na, das ist ja interessant«, sagte King in leicht ironischem Ton. »Ich habe mich nämlich ein wenig über Ihren Mr. Kruse erkundigt, und da hat sich gezeigt, dass so einiges nicht mit dem übereinstimmt, was wir gestern über ihn erfahren haben.«
»Mr. Kruse ist sein Deckname«, antwortete Stansfield geradeheraus.
»Wie ist sein richtiger Name?«, wollte King wissen.
»Der ist geheim.«
»Ach, kommen Sie schon«, drängte King. »Wenn wir schon das Leben der Geiseln aufs Spiel setzen, indem wir diesen Mann hineinschicken, dann sollten wir wenigstens wissen, wer er ist.«
Stansfield sah King einen Moment lang an und wandte sich dann wieder dem Vizepräsidenten zu. »Ich wüsste keinen vernünftigen Grund, warum ich Ihnen seinen Namen verraten sollte.«
»Ich schon«, warf King ein. »Wenn wir ein so hohes Risiko eingehen, dann will ich auch wissen, wer der Mann ist.«
Wenn es um Fragen der Sicherheit ging, ließ sich Stansfield auf nichts ein. Er hatte früher selbst draußen an vorderster Front gearbeitet und wusste deshalb aus eigener Erfahrung, wie riskant es war, wenn man allzu freizügig mit Informationen umging. Außerdem war es ihm ein Anliegen, Dallas King einmal so richtig in seine Schranken zu weisen. »Mr. Kruse hat schon für drei Präsidenten sehr schwierige Missionen übernommen, und keiner von ihnen hat seine wahre Identität erfahren. Ich werde ganz bestimmt nicht dem Stabschef des Vizepräsidenten, der noch dazu dafür bekannt ist, dass er gern Informationen an die Presse weitergibt, die wahre Identität von einem meiner besten Leute anvertrauen.« Stansfield wandte sich Baxter zu. »Mr. Vice President«, schlug er vor, »vielleicht sollten wir beide unter vier Augen darüber sprechen?«
Baxter warf King einen kurzen Blick zu, der die deutliche Aufforderung enthielt, zu schweigen. Dann wandte er sich wieder Stansfield zu. »Ich muss seine wahre Identität nicht kennen, Direktor Stansfield. Ich vertraue Ihnen. Eines macht mir allerdings Sorgen … dieser Mr. Kruse scheint mir ein bisschen unberechenbar zu sein.«
»Worauf begründet sich Ihre Annahme?«
»Auf dem, was ich selbst gestern im Pentagon gesehen habe.«
»Ich verstehe, dass Sie auf einen solchen Gedanken kommen, Sir«, erwiderte Irene Kennedy, »aber in Wirklichkeit ist er absolut verlässlich. Er folgt strikt seinen Anweisungen, und was noch wichtiger ist, er liefert ausgezeichnete Resultate.« Irene war sich bewusst, dass sie ein klein wenig von der Wahrheit abwich, doch sie war überzeugt, dass keiner für diese Mission besser geeignet war als Mitch Rapp. »Sein einziger Fehler ist möglicherweise, dass er Dummheit und Unfähigkeit nicht ertragen kann – aber genau das ist vielleicht der Grund, warum er so gut ist.« Sie hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Was seine Meinungsverschiedenheiten mit Justizministerin Tutwiler betrifft, so muss man ja sagen, dass er Recht behalten hat.«
Vizepräsident Baxter nickte. »Ja, das hat er.«
»Mr. Vice President«, warf Stansfield mit Nachdruck ein, »ich versichere Ihnen, Mr. Kruse ist einer der Besten in diesem Geschäft.«
Baxter lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Gibt es irgendwelche rechtlichen Bedenken bei der Sache?«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, dass wir einen Mitarbeiter der CIA für so eine Sache einsetzen. Es wird nicht so gern gesehen, wenn die CIA im eigenen Land operiert.«
»Die Sache ist rechtlich einwandfrei, und in Anbetracht der Umstände wird auch niemand Einwände erheben.«
»Ja, wenn er Erfolg hat«, warf King ein. »Weiß das FBI von Ihrem Plan?«
»Nein.«
Der Vizepräsident erhob sich und trat an eines der Fenster. Er dachte über mögliche Risiken nach. Wenn dieser Kruse scheiterte, konnte das eventuell unangenehme Konsequenzen haben. Warum schickten sie nicht jemanden vom FBI hinein? Warum wollten sie nicht warten, bis man eventuell mehr Geiseln freibekam? Fragen über Fragen. Baxters politischer Instinkt
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