Der Angriff
rauskommen«, warf Adams zuversichtlich ein.
Rapp nahm auch die zweite Tasche an sich und fragte: »Gibt es sonst noch etwas?«
»Nein, das war’s dann«, sagte Dumond. »Viel Glück, Mitch.« Zu Adams gewandt, fügte er hinzu: »Bitte, geben Sie gut Acht, dass der Junge hier heil wieder zurückkommt.«
»Werd ich machen«, sagte Adams lächelnd.
Rapp dankte Dumond und ging zusammen mit Adams los. Dabei kam ihm etwas zu Bewusstsein, das ihn schon den ganzen Tag beschäftigte. Er fragte sich, ob er Adams ebenfalls eine Waffe geben sollte. Zwar zweifelte er nicht daran, dass Adams ein passabler Schütze war – was ihm jedoch Sorgen bereitete, war, dass er Rapp irrtümlich in den Rücken schießen könnte. Diese Sorge war keineswegs unbegründet, wenn man bedachte, dass innerhalb der Special Forces kaum ein Jahr verging, in dem nicht irgendjemand aus Versehen angeschossen wurde – und diese Leute waren die Besten in ihrem Job.
»Milt«, fragte er vorsichtig, »was hältst du davon, wenn du eine Waffe mitnimmst, für alle Fälle?«
Adams griff in seine Tasche und zog einen Revolver Kaliber .357 hervor. »Ich hab schon eine.«
Überrascht streckte Rapp die Hand aus. »Darf ich?« Adams reichte ihm die Waffe, und Rapp erkannte sie sofort als eine Ruger Speed-Six. Bevor sich in der Polizei die Automatik-Pistolen durchsetzten, wurde die Speed-Six dort gerne und häufig verwendet – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie sich mit ihrem kurzen Lauf besonders gut ziehen ließ. Rapp überlegte einen Moment lang, ob er Adams eine von seinen eigenen schallgedämpften Waffen geben sollte, und entschied sich schließlich dagegen. Es war besser, wenn Adams eine Waffe mit sich trug, mit der er vertraut war. Außerdem, wenn es so weit kam, dass Adams schießen musste, kam es wahrscheinlich ohnehin nicht mehr darauf an, kein Aufsehen zu erregen.
Rapp gab ihm den Revolver zurück und fragte: »Brauchst du einen Holster?«
Adams schüttelte den Kopf. »Nein … ich trage sie immer in der Tasche.«
»Okay.« Rapp blickte einen Moment lang auf den kleinen, eher schmächtigen Adams hinunter und fragte sich, ob der Mann wirklich wusste, worauf er sich da einließ.
Adams spürte, was Rapp dachte. »Mach dir keine Sorgen um mich, Mitch. Ich würde das nicht machen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es okay ist.«
Rapp nickte lächelnd. Er hatte eine hohe Achtung vor diesem Mann, dessen Einstellung in der jüngeren Generation nicht mehr oft zu finden war.
Rapp brauchte noch fünf Minuten, um seine Sachen zu packen. Mit den verschiedenen Waffen, den Funkgeräten, den Überwachungsgeräten und dem Proviant wog seine Ausrüstung fast vierzig Kilo. Aufgrund der Enge im Schacht hatten er und Harris beschlossen, dass es am besten war, wenn er seine Sachen an einem Seil hinter sich herzog. Nachdem sie ihre Ausrüstung fertig gepackt hatten, warteten Rapp, Adams und Harris am Zaun auf grünes Licht für ihren Einsatz.
In einem fensterlosen Raum im sechsten Stock des Hauptgebäudes von Langley hatten sich einige wenige Auserwählte versammelt, um zu verfolgen, wie es Mitch Rapp und Milt Adams auf ihrer Mission erging. Der Raum hatte große Ähnlichkeit mit dem Regieraum eines Fernsehsenders. An einer der Wände stand eine ganze Reihe von Neunzehn-Zoll-Monitoren, vor denen vier Techniker saßen. Hinter ihnen saßen etwas erhöht Dr. Irene Kennedy, General Campbell und einige ihrer Assistenten, deren Arbeitsbereich von Telefonen und Computern beherrscht wurde. Auf einer dritten Ebene hatten Direktor Stansfield, General Flood, Colonel Bill Gray und Admiral DeVoe Platz genommen. Die vierte und letzte Reihe wurde von einem halben Dutzend hochrangiger Pentagon- und CIA-Leute eingenommen. Es war jedoch kein Vertreter des FBI anwesend, was Irene Kennedy gar nicht gefiel.
Die vier Monitore in der linken unteren Ecke zeigten die Vorbereitungen für die Ansprache des Vizepräsidenten. Auf zehn weiteren Monitoren konnte man verschiedene Ansichten des Weißen Hauses sehen. Einer der Bildschirme zeigte den Terroristen auf dem Dach des Weißen Hauses in seiner Wachkabine, auf den anderen sah man verschiedene Türen und Fenster. Die restlichen sechsundzwanzig Bildschirme waren blassblau – nur einer in der Mitte zeigte ein rötliches Leuchten; es war derjenige, auf dem Rapp und die anderen bei ihrer Arbeit zu sehen waren.
Irene Kennedy, die so wie alle anderen im Raum einen Kopfhörer trug, nickte langsam, als sie Marcus Dumond zuhörte.
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