Der Angriff
Eines ist jedenfalls klar: Wir haben diesmal keine Zeit, um uns auf den Einsatz so vorzubereiten, wie wir es normalerweise tun.
General Flood meint, dass die ganze Sache sicher nicht länger als eine Woche dauern wird und dass wir womöglich noch heute Abend zum Einsatz kommen – das heißt, wir müssen absolut in Form sein. Hank, ich möchte, dass Sie das Weiße Haus in Sektoren unterteilen und Ihre Leute entsprechend zuordnen. Wenn wir in zwei Stunden den Anruf bekommen, will ich zumindest einen Basisplan haben. Erhalten wir danach mehr Nachrichtendienst-Material, können wir ja noch eine Feinabstimmung vornehmen.«
Gray wandte sich dem zweiten Kommandeur zu. »Pat, Sie postieren Ihre Leute an den einzelnen Flughäfen – Reagan, Dulles und Baltimore. Bringen Sie in mindestens zwei Maschinen pro Flughafen Kameras und Mikrofone an – und zwar so, dass die Presse es nicht mitbekommt. Ihre Leute sollen ihre Mechaniker-Uniformen anziehen. Je weniger Aufmerksamkeit wir erregen, umso besser. Die CIA sagt, dass Aziz vom Besprechungszimmer aus operiert, also müssen wir annehmen, dass er alles mitbekommt, was im Fernsehen gesendet wird.« Gray hielt abrupt inne und klopfte den beiden Männern auf die Schulter. »Los jetzt. Wir sehen uns dann bei der Sitzung in … achtundzwanzig Minuten.«
Die beiden Kommandeure eilten davon, um sich um ihre Einheiten zu kümmern. Im diesem Augenblick beobachtete Gray, wie sich die Lichter seiner MD-530-Little Birds auf die Rollbahn herabsenkten. Diese gut getarnten, nahezu lautlos fliegenden Helikopter würden bei einem Angriff auf das Weiße Haus eine entscheidende Rolle spielen. Etwas weiter entfernt erspähte Gray eine weitere Kette aus roten und grünen Lichtern. Im Gegensatz zu den Little Birds waren diese Helikopter bereits jetzt gut zu hören. Die MH-60-Black Hawks waren schneller, größer und lauter als die Little Birds und würden zum Einsatz kommen, um Aziz zu verfolgen, wenn er zu einem der Flughäfen entkommen wollte.
Gray sah zu, wie der erste der Little Birds sanft zu Boden ging, dicht gefolgt von weiteren Helikoptern dieses Typs. Gray schüttelte den Kopf. Das alles ging viel zu schnell. Wenn sie wirklich schon heute Nacht angreifen mussten, dann war das alles andere als ein kalkulierter Einsatz; es würde sich zu einem Blutbad entwickeln. Es würden wahrscheinlich Geiseln ums Leben kommen, und er würde Männer aus seiner Einheit verlieren. Er hätte ganz einfach mehr Zeit gebraucht, um alles vorzubereiten.
»Worüber möchten Sie mit mir sprechen?«, fragte Vizepräsident Baxter, nachdem Direktor Stansfield und Irene Kennedy auf der Couch in seinem privaten Arbeitszimmer Platz genommen hatten. Dallas King, der Berater des Vizepräsidenten, stand an der Seite seines Chefs, der auf einem großen Ledersessel am Kamin saß.
»Wir glauben«, begann Stansfield, »dass wir einen Weg gefunden haben, wie wir jemanden unbemerkt ins Weiße Haus bringen können.«
»Wirklich?«, fragte Baxter interessiert. »Und wie würde das gehen?«
Stansfield sah Dr. Kennedy an, die es übernahm, zu antworten. »Das Weiße Haus hat ein Lüftungssystem, dessen Hauptschächte sich auf dem Dach befinden. Es gibt aber noch einen zweiten Lüftungsschacht, der vom Keller des Hauses zur South Lawn führt.«
»Mir ist nie irgendein Lüftungsschacht auf der South Lawn aufgefallen«, wandte Baxter ein.
»Mir auch nicht«, antwortete der CIA-Direktor. »Der Schacht ist hinter Bäumen und Büschen verborgen. Wir haben uns den Bereich genau angesehen und sind der Ansicht, dass wir hinkommen können, ohne dass es die Terroristen bemerken.«
»Was möchten Sie also unternehmen?«, fragte King.
Irene Kennedy sah weiter den Vizepräsidenten an, während sie antwortete: »Bevor wir etwas zur Rettung der Geiseln unternehmen können, müssen wir zuerst wissen, was im Haus vorgeht. Wenn wir nicht jemanden ins Haus hineinbekommen, der uns Informationen liefert, hat eine Rettungsaktion nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.«
»Es geht also nicht darum, einen Kommandotrupp hineinzuschicken«, sagte Vizepräsident Baxter. »So etwas käme nämlich nicht in Frage, solange wir nicht genau wissen, was die Terroristen vorhaben.«
»Wir möchten nur einen einzigen Mann einschleusen«, versicherte Dr. Kennedy. Sie fand, dass es im Moment besser war, Milt Adams nicht zu erwähnen. »Wenn dieser Mann uns ein klares Bild davon geliefert hat, womit wir es zu tun haben, werden wir Ihnen einen Plan
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