Der Angstmacher
sowohl rechts als auch links rein war.
Sie zog sich wieder zurück und dachte daran, daß sie ihren ursprünglichen Plan geändert hatte. Eigentlich hatte sie den Toten die Treppe hinabschleppen wollen, doch es war einfacher für sie, wenn sie die Leiche aus dem Fenster warf.
Auch jetzt war sie vorsichtig, als sie den Flügel öffnete. Der Garten lag in völliger Dunkelheit. Soviel sie erahnen konnte, hielt sich dort auch niemand mehr auf.
Sally Saler gehörte zu den kräftigen Frauen. Sie besaß nicht nur eine überdurchschnittliche Größe, sie konnte auch einiges anpacken, ohne schlappzumachen.
Das bewies sie wieder, als sie ihre Hände in die Achselhöhlen des Toten legte und den starren Körper abhob.
Sie schleifte den Toten zum Fenster, legte ihn über die Bank, so daß dessen Oberkörpernach draußen pendelte. Dann legte sie die ausgestreckten Arme unter che Oberschenkel, hob sie an und gab dem Körper einen Stoß. Der kippte über die schmale Brüstung und schlug auf dem Rasen auf.
Sally beugte sich aus dem Fenster, um nach dem Toten zu sehen. Sie konnte ihn nur schwach erkennen. Seine Umrisse verschwammen mit der Dunkelheit des Bodens.
Sie selbst wollte einen anderen Weg nehmen. Die Hauswand war ihr zu glatt. Sally schloß das Fenster und verließ den Raum auf dem normalen Weg und so leise wie möglich.
Im Flur sah sie sich scheu und mißtrauisch um. Wenn überhaupt Geräusche zu vernehmen waren, dann hörte sie die Schnarchtöne hinter den Türen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Treppe und auch hinab. Sie sah einen schmalen Lichtstreifen unter der Tür, hinter der die Küche lag. Auch hörte sie Schritte. Dann erschien der Heimleiter in der offenen Tür. In der rechten Hand hielt er eine Flasche Bier. Er ging rülpsend weiter, ohne Sally gesehen zu haben.
Wieder einmal atmete sie auf. Das Haus verließ sie durch einen Hintereingang. Zwar war die Tür verschlossen gewesen, aber der Shlüssel steckte von innen.
Scharf mußte sich sich nach links wenden, um den Platz zu erreichen, wo die Leiche lag.
Sie war auf die Seite gefallen, das bleiche Gesicht der Hauswand zugedreht.
Sally hob den Toten abermals an. Wieder mußte sie sich anstrengen, besonders, als sie versuchte, sich den Toten auf die linke Schulter zu laden.
Sie rückte ihn noch einmal zurecht und machte sich auf den Weg. Wo sie ihn genau verstecken wollte, wußte sie auch nicht. Die Wege, die das Gelände durchschnitten, waren nicht eben. Sie bildeten ein regelrechtes Netzwerk, führten über Hügel hinweg und verschwanden in Tälern oder kleinen Wäldern, wo oft genug hohes Gras, Farn oder Buschwerk zwischen den Stämmen wucherte. Da irgendwo würde sie schon einen Platz finden. Zunächst einmal mußte sie eine freie Fläche überqueren. Wenn jetzt jemand hinter einem Fenster stand, würde er sie sehen können.
Sally hatte Glück. Sie war unbeobachtet. So gelangte sie ungestört aus der normalen Sichtweite, erreichte einen der Hauptwege, die zu den Häusern der verschiedenen Zeitepochen führten.
Da der Weg abschüssig war, kam sie gut voran, mußte sich allerdings des öfteren bremsen, denn das Gewicht des Toten drückte nach vorn. Zudem schlugen seine baumelnden Handflächen des öfteren gegen ihre Oberschenkel.
Sie kam sich vor wie eine Gestalt aus dem Horrorfilm. Zudem war die Nacht für Szenen wie diese wie geschaffen. Im Prinzip klar, aber dort, wo sich die Feuchtgebiete befanden, wallten dünne Nebelschleier in die Höhe, die sich zu Tüchern verlängert hatten und oft wirkten, als wären sie an den Bäumen befestigt.
Auch das Unterholz war nicht so dicht, als daß es eine Leiche geschluckt hätte.
Der Wald lichtete sich. Auf der freien Fläche standen drei alte Bauernhäuser. Zwei auf der linken Seite, eines auf der rechten, dessen Fachwerk frisch angestrichen war und in der Dunkelheit matt glänzte. Hinter dem Haus fiel das Gelände wieder ab. Dort floß ein Bach her, an dessen Ufer sich eine alte Schmiede befand, die naturgetreu nachgebildet worden war.
Sally Saler hatte vor, das Haus zu passieren, um an der anderen Seite in einem bewaldeten Hang zu verschwinden. Das allerdings verschob sie, denn sie hatte etwas gehört, daß ihr überhaupt nicht gefiel. Es klang wie Schritte…
Würde sie verfolgt? Sally schaute sich hastig um. Sie sah nichts. Nur die Dunkelheit und die dünnen Schleier aus Feuchtigkeit, die lautlos über den Boden krochen. Eine Täuschung?
Sally war sich nicht sicher. Jetzt hörte sie ihren
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