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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Sicherheit. Alles an ihm vermittelte ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Sie konnte sich vorstellen, wie eine Frau sich in seinen Armen fühlen würde.
    »Wie Sie sehen«, fuhr er fort, »bleiben uns noch viele unbeantwortete Fragen. Sie kennen vielleicht einige der Antworten, ohne es selbst zu wissen.«
    »Ich habe keine Erklärungen für die ganze Sache.«
    »Dann lassen Sie uns einfach damit beginnen, was Sie wissen.«
    Sarah schüttelte bestürzt den Kopf. »Ich war mit ihm verheiratet und kann Ihnen nicht einmal seinen richtigen Namen sagen!«
    »Jeder, selbst der beste Spion, verrät sich irgendwie, Sarah. Er muss irgendwann mal einen Moment lang seine Wachsamkeit vergessen haben. Vielleicht hat er im Schlaf gesprochen. Vielleicht hat er Dinge gesagt, für die Sie keine Erklärung finden. Denken Sie nach!«
    Sarah biss sich auf die Lippe, weil sie plötzlich nicht mehr an Geoffrey, sondern an Nick dachte. Er hatte sie beim Vornamen genannt. »Selbst wenn es etwas gäbe«, sagte sie, »Kleinigkeiten vielleicht, habe ich ihnen wahrscheinlich keine Bedeutung zugemessen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Oh, er hat mich ein- oder zweimal Evie genannt, aber sich auf der Stelle dafür entschuldigt. Er sagte, das sei eine seiner alten Freundinnen.«
    »Hatte er Familie? Freunde? Hat er nie über sie gesprochen?«
    »Er sagte, er sei in Vermont geboren und in London aufgewachsen. Seine Eltern seien beim Theater gewesen, aber bereits verstorben. Über andere Verwandte hat er nie ein Wort verloren. Er wirkte immer so – so unabhängig. Er hatte keine engen Freunde, nicht einmal unter seinen Kollegen. Jedenfalls hat er mir nie jemanden vorgestellt.«
    »Ach ja, seine Arbeit. Ich habe das nachgeprüft. Es hat den Anschein, dass er tatsächlich auf der Gehaltsliste der Bank von London stand. Er saß in irgendeinem Büro, aber niemand erinnert sich so recht daran, was er eigentlich gemacht hat.«
    »Dann scheint selbst dieser Teil seines Lebens nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen.«
    »So sieht es aus.«
    Sarah rutschte tiefer in die Polster ihres Sitzes. Sie begann sich über Nick O’Hara Gedanken zu machen. Sie nahm an, er sei unverheiratet. Trotz seiner Zurückhaltung fand sie ihn attraktiv – jede Frau hätte das getan. Doch außer dem physischen Reiz gab es noch etwas anderes. Sie spürte, dass er jemanden brauchte. Irgendetwas sagte ihr, er sei einsam und unglücklich. Unter seinen Augen lagen leichte Schatten der Unzufriedenheit und gaben ihm den Anschein der Ruhelosigkeit.
    Er wirkte wie ein Mann ohne ein Zuhause. Vielleicht hatte er kein Heim. Der Dienst im Außenministerium war eine Karriere für Nomaden, nicht für Menschen, die sich nach einem Haus in einem Vorort sehnten. Und Nick O’Hara war entschieden kein spießiger Typ.
    Nick hielt den Wagen vor ihrem Apartmenthaus und stieg schnell aus, um ihr die Tür aufzuhalten. Es war eine komische, kleine Geste, die auch Geoffrey immer gemacht hatte – galant und herzlich unpraktisch.
    Bis sie sich in die Eingangshalle geflüchtet hatten, waren sie beide bis auf die Haut nass.
    »Ich nehme an, Sie wollen noch weitere Auskünfte haben.« Sarah seufzte, während sie auf die zum zweiten Stock führende Treppe zugingen.
    »Falls Sie mich damit fragen wollen, ob ich mit zu Ihnen kommen möchte, so lautet die Antwort Ja.«
    »Zum Tee oder zwecks weiterer Befragung?«
    Nick lächelte und wischte sich die Regentropfen von der Wange. »Ein wenig von beidem. Ich hatte solche Mühe, Sie zu erreichen, dass ich meine Fragen lieber jetzt stellen würde.«
    Sie kamen an das Ende der Treppe. Sarah wollte gerade auf seine Worte antworten, als sie in den Korridor einbogen. Was sie dort erblickte, ließ sie erstarren.
    Die Tür zu ihrem Apartment stand weit offen. Jemand hatte bei ihr eingebrochen.
    Instinktiv trat Sarah einen Schritt zurück. Sie fürchtete sich vor dem, was hinter der Tür sein mochte. Dabei stieß sie gegen Nick und hielt sich wortlos an seinem Arm fest. Er starrte die offene Tür an und wirkte plötzlich außerordentlich wachsam. Abgesehen vom Klopfen ihres Herzens vernahm Sarah kein Geräusch. In der Wohnung herrschte absolute Stille.
    Durch die offen stehende Tür fiel Licht in den Korridor. Nick gab durch einen Wink zu verstehen, dass sie sich nicht von der Stelle rühren solle, und näherte sich dann vorsichtig der Tür. Sarah wollte ihm folgen, aber er warf ihr einen so finsteren, warnenden Blick zu, dass sie sofort wieder stehen blieb.
    Nick stieß die Tür auf,

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