Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Schreibtisch Platz nahm, warf ein deutliches Licht auf den Rang des Eindringlings. Dieser Typ, dachte Nick, muss ein hohes Tier beim CIA sein.
    »Bitte, setzen Sie sich doch, Mr. O’Hara«, forderte der Mann ihn auf. »Ich bin Jonathan van Dam.« Weitere Erklärungen zur Person folgten nicht.
    Nick nahm sich einen Stuhl, aber das hatte nichts mit Gehorsam zu tun. Er hatte ganz einfach keine Lust, sich in Habtachtstellung durch die Mangel drehen zu lassen.
    Einen Moment lang betrachtete van Dam ihn regungslos mit seinen blassen Augen. Dann nahm er einen Aktenordner zur Hand. Es waren Nicks Personalunterlagen.
    »Wie ich von Mr. Ambrose höre, scheinen Sie sich nicht ganz in seiner Abteilung einzuordnen. Sie sind ein Außenseiter. Ich könnte mir denken, dass man da etwas einsam wird.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Mr. van Dam?«
    »Dass ein einsamer Mensch es, sagen wir, verführerisch finden könnte, sich mit anderen Nonkonformisten einzulassen. Und dass man aus Ärger heraus der Versuchung erliegen mag, sich mit uns zuwiderlaufenden Interessen zu verbinden.«
    Nick setzte sich hoch auf. »Ich bin kein Verräter, falls Sie das damit andeuten wollen.«
    »Nein, nein. Das meine ich ganz und gar nicht! Ich verabscheue das Wort Verräter. Es ist so unpräzise. Schließlich hängt die Definition eines Verräters ja auch von der politischen Einstellung des Einzelnen ab.«
    »Ich weiß, was ein Verräter ist, Mr. van Dam! Zufällig stimme ich nicht mit einer ganzen Reihe unserer politischen Entscheidungen überein, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht loyal meinem Land gegenüber bin.«
    »Nun, dann können Sie mir sicher eine Erklärung für Ihr Engagement im Fall Fontaine liefern.«
    Nick holte tief Luft. Van Dam war endlich zur Sache gekommen. »Ich habe nur meine Aufgaben erfüllt. Vor zwei Wochen starb in Deutschland Geoffrey Fontaine. Ich hatte den Routineauftrag, die Witwe zu benachrichtigen. Bestimmte von ihr geäußerte Dinge erschienen mir außergewöhnlich. Ich ließ Fontaines Namen durch den Computer laufen – zur Sicherheit, müssen Sie wissen. Aber es kam nicht viel dabei heraus. Deshalb rief ich einen Freund an …«
    »Mr. Greenstein«, unterbrach van Dam ihn heftig.
    »Hören Sie, ihn können Sie aus dieser Sache heraushalten. Er hat mir lediglich einen Gefallen getan. Es war einer seiner Kollegen vom FBI, der Fontaines Namen überprüft hat. Auch dabei kam nicht viel heraus. Ich hatte bald mehr Fragen als Antworten. Also habe ich mich direkt mit der Witwe in Verbindung gesetzt.«
    »Und warum sind Sie nicht zu uns gekommen?«
    »Ich wusste gar nicht, dass sich Ihre Autorität auch auf amerikanischen Boden erstreckt. Ich meine, in juristischer Hinsicht.«
    Zum ersten Male trat ein leicht irritierter Ausdruck auf van Dams Gesicht. »Sie sind sich doch wohl darüber im Klaren, dass Sie möglicherweise irreparablen Schaden angerichtet haben?«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Wir hatten diese Sache ganz sicher im Griff. Jetzt allerdings, fürchte ich, haben Sie Mrs. Fontaine gewarnt.«
    »Ich sie gewarnt? Aber Sarah tappt genauso im Dunkeln wie ich.«
    »Ist das die Schlussfolgerung eines Amateurspions?«
    »Es ist mein ganz persönlicher Eindruck.«
    »Sie kennen die ganzen Verwicklungen nicht …«
    »Und was sind das für Verwicklungen?«
    »Dass Geoffrey Fontaines Tod noch immer fraglich ist. Dass seine Frau mehr darüber weiß, als Sie sich vorstellen. Und dass in dieser Sache mehr auf dem Spiel steht, als Sie je erfahren werden.«
    Nick sah van Dam verblüfft an. Was meinte der Mann eigentlich? War Geoffrey Fontaine nun tot oder lebendig? Konnte Sarah wirklich eine derart glänzende Schauspielerin sein, um ihn so hinters Licht geführt zu haben?
    »Und was steht hier auf dem Spiel?«, fragte Nick.
    »Lassen Sie es mich so formulieren: Die Auswirkungen werden internationaler Natur sein.«
    »War Geoffrey Fontaine ein Spion?«
    Van Dam kniff die Lippen zusammen und gab keine Antwort.
    »Hören Sie«, sagte Nick. »Mir reicht es. Weshalb verhört man mich wegen einer rein konsularischen Angelegenheit?«
    »Mr. O’Hara, ich bin hier derjenige, der die Fragen stellt, nicht Sie. Merken Sie sich das!«
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich gegen Ihre üblichen Regeln verhalten habe.«
    »Für einen Diplomaten sind Sie verdammt undiplomatisch.« Van Dam wandte sich an Ambrose. »Ich kann nicht sagen, ob er sauber ist. Aber ich stimme Ihrem Vorhaben zu.«
    »Welchem Vorhaben? Was meinen Sie?«,

Weitere Kostenlose Bücher