Der Anruf kam nach Mitternacht
all die schönen lavendelfarbenen und gelben Rosen sind. Man kann sie gar nicht richtig sehen. Ich muss unsere Freunde immer hindurchführen, und dann bekommt man stets schmutzige Schuhe. Einen Plattenweg, Frans, so wie wir ihn in unserem Häuschen in Dordrecht hatten.«
»Natürlich«, sagte er. »Ich werde den Gärtner bitten, einen Weg anzulegen.«
Nienke kam lächelnd auf ihn zu. Aber als er nach ihr greifen wollte, verschwand ihr blaues Tuch plötzlich. Was einmal Nienkes Haar gewesen war, stand jetzt lichterloh in Flammen. Er versuchte, es ihr herunterzureißen, ehe ihr Gesicht in dem Feuer verschwand, aber er hielt nur dichte Haarbüschel in seinen Händen. Je mehr er versuchte, die Flammen zu fassen zu bekommen, desto mehr Haare und Kopfhaut riss er mit fort. Indem er sich bemühte, seine Frau zu retten, zerfetzte er sie Stück für Stück. Er sah nach unten und stellte fest, dass auch seine Arme brannten, aber er verspürte keinen Schmerz. Er empfand überhaupt nichts, außer einem stummen Schrei, der ihm in der Kehle aufstieg, als er zusehen musste, wie seine Frau ihn für immer verließ.
Wes Corrigan brauchte gut fünf Minuten, bis er auf das Klopfen an seiner Hintertür reagieren konnte. Als er sie schließlich öffnete, stand er fassungslos, lediglich mit Schlafanzug und Bademantel bekleidet, vor seinen nächtlichen Besuchern. Zwei Personen standen vor der Tür, die er auf den ersten Blick für Fremde hielt. Der Mann war hochgewachsen, weißhaarig und unrasiert. Die Frau trug einen unbeschreiblichen Pullover und eine graue Mütze. In der kalten Nacht sah man den Dunst ihres Atems.
»Was ist mit deiner gewohnten Gastfreundschaft los?«, fragte Nick.
Wes starrte ihn mit offenem Mund an. »Was zum … Nick? Bist du das?«
»Können wir hereinkommen?«
»Hm, ja. Sicher!« Noch ganz benommen führte Corrigan sie in seine Küche und schloss die Tür. Er war ein untersetzter, kräftiger Mann Mitte dreißig. Im kalten Küchenlicht wirkte seine Haut fahl, und seine Augenlider waren dick vom Schlaf. Er betrachtete seine beiden Besucher und schüttelte verblüfft den Kopf. Dann blieb sein Blick an Nicks weißen Haaren hängen. »Gütiger Himmel! Ist es schon so lange her?«
Nick schüttelte lachend den Kopf. »Talkumpuder. Aber die Falten, die du bei mir siehst, sind echt. Ist sonst noch jemand im Haus?«
»Nur meine Katze. Nick, was zum Teufel ist denn los?«
Nick ging an ihm vorbei, verließ die Küche und betrat das Wohnzimmer.
»Hätte ich euch erwarten sollen?«, rief Wes ihm nach. Nick gab keine Antwort. Wes wandte sich an Sarah, die sich die Mütze vom Kopf zog. »Hm, hallo. Ich bin Wes Corrigan. Und wer sind Sie?«
»Sarah.«
»Aha. Nett, Sie kennenzulernen. Sind das Nicks neueste Vorstellungen von einem Rendezvous?«
»Die Straße sieht sauber aus«, stellte Nick fest und kam zurück in die Küche.
»Natürlich ist sie sauber. Sie wird jeden Donnerstag gefegt.«
»Was ich meinte, war, dass du nicht beobachtet wirst.«
Corrigan sah ihn verständnislos an. »Nun, eigentlich lebe ich ein herzlich langweiliges Leben. Also, rede, alter Knabe. Was ist hier eigentlich los?«
Nick seufzte. »Wir sind in Schwierigkeiten, Wes.«
Corrigan nickte. »Zu diesem Schluss bin ich auch bereits gekommen. Wer ist hinter euch her?«
»Die Firma. Und mehr oder weniger noch ein paar andere, die sich uns noch nicht vorgestellt haben.«
Wes sah ihn ungläubig an. Rasch ging er dann zur Küchentür, warf einen Blick nach draußen und legte den Riegel vor. Er wandte sich wieder an Nick. »Der CIA ist dir auf den Fersen? Was hast du angestellt? Ein paar nationale Geheimnisse verkauft?«
»Es ist eine lange Geschichte. Wir werden dabei deine Hilfe benötigen.«
Wes nickte müde. »Das hatte ich befürchtet. Also, dann setzt euch erst einmal. Himmel, die Küche ist ja das reinste Schlachtfeld. Normalerweise pflege ich aber auch keine Gäste um zwei Uhr nachts zu empfangen. Ich werde uns erst einmal eine Kanne frischen Kaffee machen. Seid ihr hungrig?«
Nick und Sarah sahen sich an und lächelten. »Ausgehungert«, gestand sie.
Corrigan ging zum Kühlschrank. »Schinken mit Ei, ist gleich so weit.«
Sie brauchten eine Stunde, um Wes alles zu erzählen. Bis dahin war die Kaffeekanne leer, Sarah und Nick hatten ein halbes Dutzend Eier vertilgt, und Corrigan war mittlerweile hellwach und voller Sorge.
»Warum, glaubst du, ist dieser Potter in die Sache verwickelt?«, fragte Wes.
»Er ist offensichtlich der für
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