Der Anruf kam nach Mitternacht
diesen Fall zuständige Beamte. Auf seine Anordnung hin wurde Sarah freigelassen. Er muss diese Agenten beauftragt haben, uns nach Margate zu folgen. Aber in Margate lief alles schief. Obwohl die Firma eigentlich kein so geistreicher Verein ist, setzen sie im Allgemeinen eine Sache nicht so dämlich in den Sand. Jemand hat diesen Agenten umbringen lassen. Jemand, der dann im Anschluss auf uns schießen ließ.«
»Der Mann mit der Sonnenbrille. Wer das auch immer sein mag.« Wes schüttelte den Kopf. »Mir gefällt diese Geschichte überhaupt nicht.«
»Mir auch nicht.«
Corrigan sah zweifelnd aus. »Du willst also, dass ich die Akte über Magus einsehe. Das könnte verdammt schwierig werden, Nick. Wenn sie der Geheimhaltungsstufe eins unterliegt, wird mir das nicht möglich sein.«
»Besorg uns die Informationen, die du bekommen kannst. Wir kommen alleine da nie heran. Bis Sarah nicht Geoffrey gefunden und ihre Antworten bekommen hat, steht uns das Wasser bis zum Hals.«
»Tja, und das ist wirklich äußerst unbequem.«
Wes brachte sie zur Hintertür. Draußen funkelten die Sterne am nachtklaren Himmel.
»Wo werdet ihr beide schlafen?«, fragte Wes besorgt.
»Wir haben uns ein Zimmer in der Nähe des Kurfürstendamms gemietet.«
»Ihr könntet hier auf dem Fußboden schlafen.«
»Viel zu riskant. Wir können von Glück sagen, über die Grenze gekommen zu sein. Mittlerweile wird man wissen, dass wir uns in der Stadt aufhalten. Wenn sie klug sind, werden sie dein Haus in Kürze bewachen lassen.«
»Wie kann ich euch also erreichen?«
»Ich rufe dich an. Unter dem Namen Barnes. Ruf mich über eine Kontaktnummer an, die wir noch ausmachen werden. Es ist besser für dich, wenn du nicht weißt, wo wir uns befinden.«
»Traust du mir nicht?«
Nick blieb zögernd auf der Schwelle stehen. »Du weißt, dass es das nicht ist, Wes«, antwortete er und zog Sarah in die Dunkelheit.
»Was ist es dann?«
»Das ist eine gefährliche Geschichte. Es ist besser, wenn du nicht zu tief darin verwickelt wirst.«
Nick und Sarah drehten sich um und verschwanden in der Nacht. Doch als sie gingen, hörten sie hinter sich Wes ganz leise sagen: »Mein Lieber, du hast mich soeben darin verwickelt.«
Als der Morgen vor ihrem Fenster graute, lag Sarah wohlig in Nicks Arme gekuschelt. Trotz ihrer Erschöpfung konnte keiner von beiden einschlafen. Viel zu viel hing davon ab, was am heutigen Tag passieren würde. Wenigstens waren sie nicht mehr auf sich allein gestellt. Wes Corrigan war auf ihrer Seite.
Nick bewegte sich, und sein Atem strich über Sarahs Haar. »Wenn wir das hier durchgestanden haben«, flüsterte er, »möchte ich, dass wir beide so wie jetzt zusammen sind. Ganz genau so.«
»Wenn es vorüber ist …« Sarah seufzte und starrte an die kahle weiße Decke. »Ich frage mich, ob es je zu Ende sein wird, ob ich je wieder nach Hause kommen werde.«
»Wir werden nach Hause kommen. Zusammen.«
Sie sah Nick sehnsüchtig an. »Wirklich?«
»Ich verspreche es dir. Und Nick O’Hara hält stets sein Versprechen.«
Sie barg das Gesicht an seiner Schulter. »Oh, Nick. Ich sehne mich so nach dir. Ich weiß schon gar nicht mehr, ob ich blind bin, verstört oder verliebt. Ich bin so durcheinander.«
»Nein, das bist du nicht.«
»Bist du denn nicht verwirrt? Ein ganz kleines bisschen?«
»Deinetwegen? Nein. Es klingt sicher ziemlich verrückt, Sarah, aber ich glaube wirklich, dich zu kennen. Du bist die erste Frau, über die ich das zu sagen wage.«
»Und deine Frau? Hast du sie nicht gekannt?«
»Lauren?« Seine Stimme, die noch vor einem Augenblick so warm und sanft geklungen hatte, war plötzlich kühl. »Ja, ich nehme an, ich habe sie begriffen. Als alles vorbei war.«
»Was ist denn nicht gut gegangen, Nick?«
Er lehnte sich in die Kissen zurück. »Du kennst die alte Binsenweisheit: ›Jede Geschichte hat zwei Seiten‹? Unsere Ehe war ein Musterbeispiel dafür. Wenn du Lauren fragen würdest, was schiefgegangen ist, wäre in ihren Augen alles meine Schuld. Sie würde behaupten, ich hätte ihre Bedürfnisse nicht erkannt.«
»Und wenn ich dich fragte?«
Er zuckte die Schultern. »Mit der Zeit bekommt man einen anderen Blick. Ich nehme an, ich würde sagen: Keiner von uns beiden hatte wirklich Schuld. Aber ich kann einfach nicht vergessen, was sie mir angetan hat.« Er sah Sarah mit einem so traurigen Blick an, dass sie seinen Kummer förmlich spüren konnte.
»Wir waren verheiratet – oh, drei Jahre. Sie
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