Der Anruf kam nach Mitternacht
Besitzerin ist eine Frau namens Corrie. Einst stand sie mit dem Geheimdienst in Verbindung. Sie war mit uns befreundet. Falls Simon sich in Amsterdam aufhält, wird sie wissen, wo er zu finden ist.«
»Und sollte sie es nicht wissen?«
»Dann weiß es niemand.«
Die Tür des Fahrzeuges stand bereits offen. Sie stiegen in den Wagen, und der Fahrer schlug augenblicklich die Richtung zum Kurfürstendamm ein.
»Wenn Sie die Casa Morro sehen, sollten Sie nicht schockiert sein«, sagte die Frau. »Es ist eine richtige Spelunke, die auch noch in einem unangenehmen Viertel liegt.«
Sie beugte sich nach vorn und gab dem Fahrer eine Anweisung. »Wir können Sie in der Nähe Ihrer Pension absetzen«, sagte sie dann zu Sarah. »Wäre Ihnen das recht?«
Sarah nickte. »Ich wohne direkt …«
»Ich weiß, wo es ist«, unterbrach die Frau sie. Sie richtete ein paar weitere Worte an den Fahrer. Dann wandte sie sich wieder an Sarah. »Noch etwas: Seien Sie vorsichtig, wem Sie vertrauen. Dieser Mann, der gestern mit Ihnen gekommen ist, wie heißt er?«
»Nick O’Hara.«
Die Frau runzelte die Stirn, als versuchte sie, sich an den Namen zu erinnern. »Wer er auch ist«, meinte sie dann, »er könnte gefährlich sein. Wie lange kennen Sie ihn schon?«
»Seit ein paar Wochen.«
Die Frau nickte. »Vertrauen Sie ihm nicht. Fahren Sie allein. Das ist das Sicherste.«
»Wem kann ich denn vertrauen?«
»Nur Simon. Sie müssen sehr vorsichtig sein. Sagen Sie niemandem, was ich Ihnen erzählt habe. Magus hat seine Augen und Ohren überall.«
Der Wagen näherte sich der Pension. Die Straße davor sah völlig verlassen aus, ja gefährlich leer. Sarah fühlte sich im Auto sicherer, sie wollte am liebsten gar nicht aussteigen. Aber der Wagen fuhr bereits langsamer. Sie fasste nach dem Türgriff, als der Fahrer plötzlich fluchte und das Gaspedal durchtrat. Sarah wurde heftig gegen die Tür geschleudert, als das Fahrzeug abrupt vom Bürgersteig weg mitten auf die Fahrbahn gerissen wurde.
»Nach rechts!«, rief die Frau aufgeregt und blickte plötzlich sehr ängstlich drein.
»Was ist los?«, schrie Sarah auf.
»Der CIA! Sie sind überall in der Straße!«
»Der CIA?«
»Sehen Sie doch selbst!«
Das Fahrzeug raste auf die Pension zu. Auf dem Bürgersteig neben dem Eingang standen zwei Männer, die Sarah beide kannte. Mit gespreizten Beinen stand der untersetzte Roy Potter dort und sah ihnen entgegen. Und direkt neben ihm stand – mit ungläubiger Miene – Nick.
Er schien unfähig, sich zu rühren, unfähig, etwas zu unternehmen. Als der Citroën an ihm vorbeischoss, stand er nur da und starrte ihm nach. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Sarah durch das Wagenfenster in seine Augen. Und in dem Augenblick begriff Sarah … Wenigstens daran gab es keinen Zweifel mehr.
Nick hatte die ganze Zeit über mit Potter zusammengearbeitet. Gemeinsam hatten sie einen ausgeklügelten, hervorragend inszenierten Plan durchgeführt, einen Plan, der sie vollkommen hinters Licht geführt hatte. Nick arbeitete für den CIA! Sie hatte soeben, dort auf dem Bürgersteig, den Beweis dafür gesehen. Wahrscheinlich war er in ihr Zimmer zurückgekommen und hatte festgestellt, dass sie nicht mehr da war. Und dann hatte er Alarm gegeben.
Schockiert ließ sich Sarah in den Sitz zurückfallen. Ein letztes Mal vernahm sie Nicks Stimme, Nick, der ihren Namen hinter dem Wagen herrief. Dann übertönte das Dröhnen des gepeinigten Motors jedes Geräusch.
Alle Kraft war aus Sarah gewichen. Sie presste sich gegen die Wagentür wie ein verängstigtes Tier. Sie war ein gejagtes Tier. Der CIA war hinter ihr her. Magus suchte sie. Gleichgültig, wohin sie auch fliehen mochte, irgendjemandem musste sie in die Falle laufen.
»Wir werden Sie am Flughafen absetzen müssen«, sagte die Frau. »Wenn Sie sofort eine Maschine bekommen, haben Sie vielleicht noch Zeit, Berlin zu verlassen, ehe man Sie aufhalten kann. Und wenn Sie dann Ihren Mann finden sollten, sagen Sie ihm, Helga habe Sie geschickt.«
Das Hinweisschild für den Flughafen Tegel kam viel zu schnell. Sarah blieb kaum Gelegenheit, ihren Mut zusammenzunehmen, sich alles überlegen zu können. Ehe sie sich innerlich vorbereitet hatte, hielt der Wagen schon zum Aussteigen. Sie musste gehen und hatte nicht einmal mehr Zeit, sich von Helga zu verabschieden. Kaum stand sie auf dem Bürgersteig, wurde die Tür schon zugeschlagen, und das Fahrzeug raste davon.
Sarah war allein.
Auf dem Weg zum
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