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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weinte.
    Zwei Reihen weiter hinten, wo alle Schulsportler saßen, sprang Jim LaDue auf. »Coslaw, du bist der Hammer!«, rief er laut. Es wurde mit Beifall und Lachen quittiert.
    Das Ensemble kam heraus, um sich zu verbeugen: erst die Foot ballspieler als Städter, dann Curley und Curleys Frau, danach Candy und Slim und die übrigen Landarbeiter. Der Beifall wurde etwas dünner, aber dann kam Vince heraus: erhitzt und glücklich, mit noch nassen Wangen. Mike Coslaw erschien als Letzter; er kam sichtlich verlegen auf die Bühne geschlurft und schaute übertrieben überrascht, als Mimi »Bravo!« rief.
    Andere griffen den Ruf auf, und bald hallte die Aula von bravo-bravo-bravo wider. Mike verbeugte sich und schwenkte dabei seinen Hut so tief, dass er den Bühnenboden streifte. Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er. Aber es war mehr als ein Lächeln; sein Gesicht war durch die Glückseligkeit verwandelt, die für jene reserviert war, die es endlich ganz nach oben geschafft hatten.
    Dann rief er: »Mr. Amberson! Kommen Sie auf die Bühne, Mr. Amberson!«
    Das Ensemble griff den Ruf »Re-gis-seur! Re-gis-seur!« auf.
    »Lassen Sie den Beifall nicht abflauen«, sagte Mimi neben mir. »Machen Sie, dass Sie da raufkommen, Dummkopf!«
    Ich tat wie geheißen, und der Applaus schwoll nochmals an. Mike packte mich, umarmte mich, hob mich in die Luft, setzte mich wieder ab und gab mir einen herzhaften Schmatz auf die Wange. Alle lachten, ich auch. Wir fassten uns an den Händen, hoben sie dem Publikum entgegen und verbeugten uns. Während ich den Beifall genoss, schoss mir etwas durch den Kopf, was meine Stimmung verdüsterte. In Minsk gab es Neuvermählte. Lee und Marina waren seit genau neunzehn Tagen Mann und Frau.
    5
    Drei Wochen später, kurz vor Beginn der Sommerferien, fuhr ich nach Dallas, um ein paar Fotos von den drei Wohnungen zu machen, in denen Lee und Marina wohnen würden. Dazu benutzte ich eine kleine Minox, die ich so in der Hand hielt, dass das Objektiv zwischen zwei gespreizten Fingern hervorschauen konnte. Ich kam mir dabei lächerlich vor – mehr wie die Trenchcoat tragenden Karikaturen in der Serie »Spion & Spion« aus dem Mad -Heft als wie James Bond –, aber ich hatte gelernt, in solchen Din gen vorsichtig zu sein.
    Als ich nach Hause kam, stand Mimi Corcorans himmelblauer Nash Rambler am Randstein. Mimi schwang sich gerade hinters Steuer. Als sie mich sah, stieg sie wieder aus. Sie verzog das Gesicht kurz zu einer Grimasse – Schmerzen oder Anstrengung –, aber als sie die Einfahrt heraufkam, trug sie wieder ihr gewohntes schmallippiges Lächeln zur Schau. Als amüsierte sie sich über mich, aber auf nette Weise. In der Hand trug sie einen dicken Umschlag, der die hundertfünfzig Seiten meines Romans The Murder Place enthielt. Ich hatte ihrem hartnäckigen Drängen endlich nachgegeben … aber das war erst am Vortag gewesen.
    »Es muss Ihnen verdammt gut gefallen haben, oder Sie sind nie über Seite zehn hinausgekommen«, sagte ich, als ich den Umschlag entgegennahm. »Was davon war’s also?«
    Ihr Lächeln wirkte jetzt nicht nur amüsiert, sondern auch geheimnisvoll. »Wie die meisten Bibliothekare lese ich ziemlich schnell. Können wir hineingehen und darüber reden? Wir haben noch nicht mal Mitte Juni, und es ist schon so heiß.«
    Ja, und sie schwitzte, was ich bei ihr noch nie gesehen hatte. Außerdem schien sie an Gewicht verloren zu haben. Keine gute Sache für eine Frau, die kein überflüssiges Pfund auf den Knochen hatte.
    Als wir mit großen Gläsern Eiskaffee im Wohnzimmer saßen – ich im Sessel, sie auf dem Sofa –, gab Mimi ihr Urteil über meinen Roman ab. »Mir hat die Sache mit dem als Clown verkleideten Mörder gefallen. Vielleicht finden Sie mich verdreht, aber das fand ich köstlich gruselig.«
    »Wenn Sie verdreht sind, bin ich es auch.«
    Sie lächelte. »Sie finden bestimmt einen Verleger dafür. Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen.«
    Ich war leicht gekränkt. The Murder Place mochte als Mittel zur Tarnung begonnen haben, aber der Roman war mir wichtiger geworden, je länger ich daran arbeitete. Er glich geheimen Memoiren. Erinnerungen der Seele. »Dieses ›insgesamt‹ lässt mich an Alexander Pope denken – Sie wissen schon, durch schwaches Lob verdammen und so weiter.«
    »Ganz so habe ich es nicht gemeint.« Eine nochmalige Einschränkung. »Ich finde nur … Verdammt noch mal, George, das hier ist nicht Ihre Berufung. Sie sollten Lehrer sein. Und

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