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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war ein Witz. Bloß so aus Quatsch.« Er fügte hastig hinzu: »Nichts gegen Sie, Mr. A. Im Team mag Sie jeder. Sogar der Coach mag Sie.«
    Tatsächlich war eine Horde von Footballspielern beim Vorsprechen aufgekreuzt, hatte die feinsinnigeren Aspiranten bis zur Wortlosigkeit eingeschüchtert und behauptet, sich um die Rolle von George Miltons großem, dummem Freund bewerben zu wollen. Das war natürlich als Scherz gedacht gewesen, aber wie Mike den Lennie vorgelesen hatte, war keineswegs komisch gewesen. Sondern eine gottverdammte Erleuchtung! Ich hätte notfalls einen elektrischen Viehtreiberstock benutzt, damit er im Raum blieb, aber solch extreme Mittel waren zum Glück nicht nötig. Was das Schönste am Lehrerberuf war? Den Augenblick zu erleben, in dem ein Junge oder Mädchen sein Talent entdeckte. Damit war nichts auf Erden zu vergleichen. Mike wusste, dass seine Mannschaftskameraden ihn verspotten würden, aber er übernahm die Rolle trotzdem.
    Und Coach Borman passte das natürlich nicht. Den Coach Bormans der Welt gefiel so was nie. Diesmal konnte er jedoch nicht viel dagegen tun, vor allem nicht, weil ich Mimi Corcoran auf meiner Seite hatte. Natürlich konnte Borman nicht behaupten, Mike im April und Mai fürs Footballtraining zu brauchen. Also musste er sich damit begnügen, seinen besten Stürmer Clark Gable zu nennen. Es gab Kerle, die sich nicht von der Vorstellung befreien konnten, die Schauspielerei wäre nur etwas für Mädchen und für Schwule, die sich eigentlich wünschten, ein Mädchen zu sein. Gavin Borman war ein solcher Kerle. Auf Don Haggartys Fassbierparty zum 1. April hatte er sich bei mir beschwert, ich hätte dem großen Lümmel Flausen in den Kopf gesetzt.
    Ich erklärte ihm, dass er selbstverständlich das Recht auf eine eigene Meinung habe – das sei wie mit Arschlöchern: Jeder habe eins. Dann ging ich davon und ließ ihn mit einem Pappbecher in der Hand und leicht verwirrtem Gesichtsausdruck stehen. Die Coach Bormans der Welt waren es gewohnt, sich mit einer Art scherzhafter Einschüchterung durchzusetzen, und er konnte einfach nicht verstehen, weshalb die Methode bei dem kleinen Aushilfslehrer, der in letzter Minute Alfie Nortons Nachfolge als Regisseur angetreten hatte, nicht verfing. Ich konnte Borman ja schlecht erklären, dass es einen Kerl erheblich verändern konnte, wenn er einen Mann erschoss, um diesen daran zu hindern, seine Familie umzubringen.
    Im Prinzip hatte der Trainer keine Chance. Ich ließ einige der anderen Footballspieler als Stadtbewohner auftreten, aber ich wollte Mike von dem Augenblick an als Lennie, in dem er den Mund aufmachte und »Weiß aber von den Kaninchen, George!« sagte.
    Weil er Lennie wurde. Er nahm nicht nur die Augen von einem in Beschlag – weil er so verdammt groß war –, sondern auch das Herz in der Brust. Man vergaß alles andere, so wie Leute ihre Alltagssorgen vergaßen, wenn Jim LaDue sich etwas zurückfallen ließ, um einen Pass zu werfen. Mike mochte dafür gebaut sein, die gegnerische Verteidigung zu durchbrechen, als wäre sie kaum der Rede wert, aber er war dafür geschaffen – von Gott, wenn es einen gab, oder von einem genetischen Zufall, wenn es keinen Gott gab –, auf der Bühne zu stehen und in jemand andres zu verschwinden.
    »Für alle anderen war die Sache ein Witz«, sagte ich.
    »Für mich auch. Anfangs.«
    »Weil du’s anfangs nicht gewusst hast.«
    »Nein, das hab ich nicht.« Heiser. Beinahe flüsternd. Er senkte den Kopf, weil ihm wieder Tränen kamen, die ich nicht sehen sollte. Der Trainer hatte ihn Clark Gable genannt, und wenn ich den Mann deshalb zur Rede gestellt hätte, hätte er die Bemerkung als kleinen Scherz hingestellt. Ein Gag am Rande. Eine harmlose Blödelei. Als hätte er nicht genau gewusst, dass die übrigen Spieler den Spitznamen aufgreifen und fleißig in Umlauf bringen würden. Als hätte er nicht gewusst, dass dieser Scheiß Mike viel mehr verletzen würde, als es jemals der Name Polacken-Mike getan hatte. Warum nur taten Menschen das talentierten Leuten an? Aus Neid? Aus Angst? Vielleicht steckte beides dahinter. Aber dieser Junge hatte den Vorteil, dass er wusste, wie gut er war. Und wir wussten beide, dass Coach Borman nicht das wahre Problem war. Der einzige Mensch, der Mike daran hindern konnte, morgen Abend aufzutreten, war Mike selbst.
    »Football hast du schon vor Publikum gespielt, das acht- oder neunmal so groß war wie das in unserer Aula. Verdammt, als ihr Jungs im letzten

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