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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Auserwählten, die Moxie mehr als jedes andere Getränk schätzten … und alle anderen. Frank nannte alle anderen »die leider behinderte Mehrheit«.
    Zu meiner Zeit war die Kennebec Fruit Company ein verblichener gelb-grüner Kasten mit einem schmutzigen Schaufenster, in dem nichts ausgestellt war … es sei denn, die Katze, die manch mal in der Auslage schlief, stünde zum Verkauf. Der Dachfirst war nach vielen schneereichen Wintern eingesunken. Drinnen gab es außer Moxie-Souvenirs nicht viel zu verkaufen: leuchtend orangerote T-Shirts mit dem Aufdruck I’VE GOT MOXIE! , leuchtend orangerote Mützen, alte Kalender und auf alt getrimmte Blechschilder, die vermutlich letztes Jahr in China hergestellt worden waren. Kunden fehlten fast das ganze Jahr über, und die meisten Warenregale waren leer … obwohl man noch ein paar süße Snacks oder einen Beutel Kartoffelchips kaufen konnte (das heißt, wenn man die Sorte mit Salz und Essig mochte). Im Limonadenkühlschrank stand nichts als Moxie. Der Bierkühlschrank war leer.
    Jedes Jahr im Juli fand in Lisbon Falls das Maine Moxie Festival statt. Dabei gab es Musikkapellen, ein Feuerwerk und einen Festzug mit – ungelogen – Moxie-Festwagen und einheimischen Schönheitsköniginnen in moxiefarbenen einteiligen Badeanzügen in einem so grellen Orange, dass es Verbrennungen auf der Netzhaut zurücklassen konnte. Zeremonienmeister des Festzugs war immer der Moxie Doc, dessen weißer Arztkittel durch ein Stethoskop und einen dieser irren Spiegel mit Stirnband ergänzt wurde. Vorletztes Jahr war diese Rolle von LHS -Direktorin Stella Langley gespielt worden, was ihr ewig anhängen wird.
    Während des Festivals erwachte die Kennebec Fruit Company vorübergehend zu neuem Leben und machte gute Umsätze – vor allem mit neugierigen Touristen, die auf der Fahrt zu Urlaubszielen im Westen Maines waren. Für den Rest des Jahres war sie nur wenig mehr als eine leere Hülle, in der ein schwacher Moxie-Geruch hing: ein Geruch, der mich – vermutlich weil ich zu der leider behinderten Mehrheit gehörte – immer an Musterole erinnerte, jenes unglaublich stark riechende Mittel, mit dem meine Mutter mir unweigerlich Brust und Hals eingerieben hatte, wann immer ich erkältet gewesen war.
    Was ich jetzt auf der anderen Seite der Old Lewiston Road vor mir hatte, war ein florierendes Geschäft auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Das Schild über der Ladentür (oben FRESH UP WITH 7-UP , darunter WELCOME TO THE KENNEBEC FRUIT CO. ) glänzte im Sonnenschein. Der Lack war frisch, der Dachfirst noch nicht eingesunken. Kunden betraten und verließen den Laden. Und im Schaufenster sah ich statt einer Katze …
    Bei Gott: Orangen. Die Kennebec Fruit Company hatte früher wirklich Obst verkauft. Wer wusste das noch?
    Ich wollte die Straße überqueren, blieb dann aber stehen, weil ein Überlandbus herangeschnaubt kam. Auf der Zielanzeige über der geteilten Windschutzscheibe stand LEWISTON EXPRESS . Als der Bus an dem Stoppschild am Bahnübergang hielt, sah ich, dass die meisten Fahrgäste rauchten. Die Luft dort drinnen musste große Ähnlichkeit mit der Atmosphäre des Saturns haben.
    Als der Bus weitergefahren war (in einer Qualmwolke aus schlecht verbranntem Dieseltreibstoff, die sich mit dem nach verfaulten Eiern riechenden Gestank vermischte, den die Worumbo-Schornsteine ausstießen), überquerte ich die Straße und fragte mich dabei kurz, was passieren würde, wenn ich von einem Auto überfahren würde. Würde ich einfach zu existieren aufhören? Würde ich auf dem Boden von Als Vorratsraum aufwachen? Wahrscheinlich keines von beidem. Wahrscheinlich würde ich einfach hier sterben – in einer Vergangenheit, nach der sich bestimmt viele Menschen zurücksehnten. Vermutlich weil sie vergessen hatten, wie schlecht die Vergangenheit roch, oder auch nur, weil sie diesen Aspekt der Flotten Fünfziger niemals in Erwägung gezogen hatten.
    Draußen vor der Fruit Company stand ein Jugendlicher, der einen Fuß samt schwarzem Stiefel hinter sich an die Bretterverschalung stemmte. Sein Hemdkragen war hinten hochgeschlagen, und er trug eine Frisur, die ich (vor allem aus alten Filmen) als frühen Elvis erkannte. Im Gegensatz zu den Jungen, die ich aus meinem Unterricht kannte, trug er keinen Kinnbart, nicht mal eine Andeutung davon. Mir wurde klar, dass er in der Welt, die ich jetzt besuchte ( hoffentlich nur besuchte), von der LHS geflogen wäre, wenn er auch nur versucht hätte, sich einen Bart wachsen

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