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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mehr (obwohl ich annahm, dass sie sich bei ihrer nächsten Fahrt nach Dallas gut eines besorgen könnte), und Antibabypillen würde es erst in ein, zwei Jahren geben. Selbst dann würden viele Ärzte zögern, sie zu verschreiben, wenn ich mich richtig an mein Sozialkundeseminar erinnerte. Vorläufig würde es also bei den Trojanern bleiben. Allerdings trug ich sie nicht zu ihrem Vergnügen, sondern damit sie kein Baby bekam. Was amüsant war, wenn man bedachte, dass ich selbst erst in fünfzehn Jahren ein Baby sein würde.
    Über die Zukunft nachzudenken war doch auf vielerlei Weise verwirrend.
    6
    Am folgenden Abend kreuzte ich wieder in Silent Mikes Laden auf. Das Schild an der Tür verkündete GESCHLOSSEN , und das Geschäft schien leer zu sein, aber als ich anklopfte, ließ mein Elektronikkumpel mich ein.
    »Auf die Minute, Mr. Doe, auf die Minute«, sagte er. »Bin gespannt, wie Sie’s finden. Ich persönlich finde, dass ich mich selbst übertroffen hab.«
    Ich blieb neben der Vitrine mit den Transistorradios stehen, während er nach hinten verschwand. Er kam mit je einer Lampe in den Händen zurück. Ihre Schirme waren schmuddelig, als wären sie schon von sehr vielen schmutzigen Fingern verstellt worden. Der Fuß einer Lampe war angeschlagen, sodass sie leicht schräg auf dem Ladentisch stand: die Schiefe Lampe von Pisa. Beide waren perfekt, und das sagte ich Silent Mike auch. Er grinste zufrieden und legte zwei der verpackten Bandgeräte neben die Lampen. Und einen Kordelzugbeutel, der unterschiedliche Längen Draht enthielt; der Draht war so dünn, dass er fast unsichtbar war.
    »Woll’n Sie ’ne kleine Einweisung?«
    »Ich denke, ich weiß Bescheid«, sagte ich und legte fünf Zwanziger auf den Ladentisch. Ich war leicht gerührt, als er mir einen wieder hinschieben wollte.
    »Hundertachtzig war der Preis, auf den wir uns geeinigt hatten.«
    »Der Zwanziger extra ist dafür, dass Sie vergessen, dass ich jemals hier war.«
    Er dachte kurz darüber nach, dann drückte er einen Daumen auf den einzelnen Schein und zog ihn in die Gruppe seiner kleinen grünen Freunde zurück. »Das habe ich schon getan. Dann betrachte ich den hier einfach als Trinkgeld.«
    Als er mein Zeug in einer festen Papiertüte verstaute, stellte ich ihm aus purer Neugier eine Frage.
    »Kennedy?«, sagte er. »Hab ihn nicht gewählt, aber solange er sich nichts vom Papst befehlen lässt, ist er okay, finde ich. Das Land braucht einen Jüngeren. Wir haben jetzt nämlich ein neues Zeitalter.«
    »Glauben Sie, er könnte gefahrlos nach Dallas kommen?«
    »Wahrscheinlich. Kann ich aber nicht bestimmt sagen. Ich an seiner Stelle würd lieber nördlich der Mason-Dixon-Linie bleiben.«
    Ich grinste. »Wo uns schlägt die rettende Stund’?«
    Silent Mike (Holy Mike) sagte: »Fangen Sie bloß nicht damit an!«
    7
    Im Lehrerzimmer im ersten Stock gab es eine Reihe kleiner Fächer für Post und Rundschreiben. In einer Freistunde am Donnerstagmorgen fand ich in meinem einen zugeklebten kleinen Umschlag.
    Lieber George,
    wenn Du heute immer noch mit mir zum Abendessen gehen willst, müsste es gegen fünf sein, weil ich diese und kommende Woche jeden Morgen eine Stunde früher in die Schule muss, um den Herbstbüchermarkt vorzubereiten . Für den Nachtisch könnten wir dann vielleicht zu mir gehen.
    Ich habe Napfkuchen, falls Du ein Stück möchtest.
    Sadie
    »Worüber lachen Sie, Amberson?«, fragte Danny Laverty. Er korrigierte Aufsätze mit einer hohlwangigen Intensität, die auf einen Kater schließen ließ. »Erzählen Sie’s mir, ich könnte etwas Aufheiterung brauchen.«
    »Geht nicht«, sagte ich. »Ein privater Scherz. Den würden Sie nicht verstehen.«
    8
    Aber wir hatten ihn verstanden. Napfkuchen wurde unser Name dafür, und wir aßen in diesem Herbst reichlich davon.
    Wir waren diskret, aber manch einer wusste natürlich trotzdem Bescheid. Es gab vielleicht etwas Tratsch, aber keinen Skandal. Kleinstadtbürger waren selten bösartige Leute. Sie kannten Sadies Situation, zumindest in groben Zügen, und verstanden, dass wir uns nicht öffentlich erklären konnten, zumindest vorläufig nicht. Sie besuchte mich nie in meinem Haus; das hätte zu boshaftem Gerede führen können. Ich blieb nie später als zehn Uhr bei ihr; auch das hätte unliebsame Kommentare provozieren können. Auch konnte ich den Sunliner unmöglich in ihre Garage stellen, um so heimlich über Nacht zu bleiben, denn Sadies VW Käfer, so klein er auch war, füllte sie

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