Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Drugstore tragen zu müssen?«
    »Die sind schon in Ordnung«, sagte ich. Aber das waren sie nicht, waren es niemals gewesen. Von 1961 bis 2011 würden viele amerikanische Erzeugnisse verbessert werden, aber eines darf man Jake glauben: Gummis waren ziemlich unverändert geblieben. Sie moch ten schickere Namen und sogar eine Geschmackskomponente (für Leute mit seltsamem Geschmack) haben, aber im Prinzip waren sie nach wie vor ein Korsett, das man sich über den Pimmel streifte.
    »Früher hatte ich ein Pessar«, erzählte sie. Hier gab es keinen Gartentisch, deshalb hatte sie auf dem Rasen eine Decke ausgebreitet. Jetzt griff sie nach einem Tupperware-Behälter, der noch etwas Gurkensalat mit Zwiebeln enthielt, und begann, den Deckel zu öffnen und zu schließen – ein Gezappel, bei dem manche Leute an Freud gedacht hätten. Übrigens auch ich.
    »Meine Mutter hat mir das Diaphragma eine Woche vor meiner Hochzeit mit Johnny gegeben. Sie hat mir sogar gezeigt, wie es eingesetzt wird, obwohl sie mir dabei nicht in die Augen sehen konnte. Und hätte jemand etwas Wasser auf ihre Wangen geträufelt, wäre es bestimmt zischend verdunstet. ›Warte mit dem ersten Baby mindestens achtzehn Monate‹, hat sie gesagt. ›Noch besser sind zwei Jahre, wenn du ihn so lange hinhalten kannst. So kannst du von seinem Gehalt leben und dein eigenes sparen.‹«
    »Nicht der schlechteste Rat der Welt.« Ich drückte mich zurück haltend aus. Wir bewegten uns in einem Minenfeld. Das wusste sie so gut wie ich.
    »Johnny unterrichtet Naturwissenschaften. Er ist groß, aber nicht ganz so groß wie du. Ich hatte es satt, mit Männern auszugehen, die kleiner waren als ich, und habe schon deshalb ja gesagt, als er zum ersten Mal mit mir ausgehen wollte. Das Ausgehen mit ihm ist dann zur Gewohnheit geworden. Ich dachte, er wäre nett, und er war keiner dieser Kerle, denen bei der Verabschiedung vor der Haustür zusätzliche Hände zu wachsen scheinen. Damals habe ich geglaubt, das wäre Liebe. Schrecklich naiv, findest du nicht auch?«
    Als Antwort ließ ich meine Hand eine Wippe spielen.
    »Wir haben uns beim Studium an der Georgia Southern kennengelernt und bekamen dann Jobs an derselben Highschool in Savannah. Gemischt, aber privat. Ich bin mir sicher, dass sein Vater im Hintergrund ein paar Drähte gezogen hat. Die Claytons haben kein Geld – nicht mehr, obwohl sie früher mal reich waren –, aber sie gehören in Savannah immer noch zur besseren Gesellschaft. Arm, aber vornehm, verstehst du?«
    Ich verstand nichts – Fragen der gesellschaftlichen Stellung hat ten in meiner Jugend nie eine große Rolle gespielt –, aber ich murmelte etwas Zustimmendes. Was Sadie erzählte, setzte ihr sicher schon lange zu, sie wirkte fast hypnotisiert.
    »Ich hatte also ein Diaphragma, ja, das hatte ich. In einer kleinen Plastikschachtel für Damen, mit einer Rose auf dem Deckel. Nur habe ich es nie gebraucht. Musste es nie benutzen. Ich hab’s schließlich nach einem von diesen Raus-damits in den Müll geworfen. So hat er das genannt: Raus-damit. ›Raus damit, ich muss es loswerden‹, hat er immer gesagt. Danach der Besenstiel. Verstehst du?«
    Ich verstand gar nichts.
    Sadie lachte, was mich wieder an Ivy Templeton erinnerte. »Warte zwei Jahre, hat sie gesagt! Ich hätte zwanzig warten können, ohne ein Pessar zu brauchen!«
    »Was ist passiert?« Ich umklammerte ihre Oberarme. »Hat er dich geschlagen? Mit einem Besenstiel?« Besenstiele ließen sich noch anders verwenden – ich hatte Letzte Ausfahrt Brooklyn gelesen –, aber das hatte er offensichtlich nicht getan. Sie war wirklich noch eine Jungfrau gewesen; der Beweis dafür war auf dem Bettlaken zurückgeblieben.
    »Nein«, sagte sie. »Geschlagen hat er mich mit dem Besenstiel nicht. George, ich glaube, ich kann nicht weiter darüber reden. Nicht jetzt. Ich fühle mich … ich weiß nicht … wie eine Limonadenflasche, die jemand kräftig geschüttelt hat. Weißt du, was ich möchte?«
    Ich glaubte es zu wissen, aber ich fragte höflicherweise nach.
    »Ich möchte, dass du mit mir reingehst und den Deckel abschraubst.« Sie hob die Hände über den Kopf und reckte sich. Sie hatte den BH nicht wieder angezogen, und ich konnte sehen, wie ihre Brüste sich unter der Bluse bewegten. Im Abendlicht warfen ihre Brustwarzen winzige Schatten auf den dünnen Stoff, wie Satzzeichen.
    »Heute will ich nicht noch einmal die Vergangenheit durchleben«, sagte sie. »Heute will ich nur noch

Weitere Kostenlose Bücher