Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Ellie höre, bewältigen Sadie und Sie eine schwierige Situation relativ elegant.«
    Ich atmete etwas auf.
    »Ellie ist sich ziemlich sicher, dass Sie beide nichts von den Candlewood Bungalows knapp außerhalb von Kileen wissen. Aber es war ihr peinlich, Ihnen davon zu erzählen, deshalb hat sie mich darum gebeten.«
    »Candlewood Bungalows?«
    »Ich war mit Mims oft an Samstagen dort draußen.« Er spielte mit seiner Kaffeetasse, wobei seine Hände so wirkten, als wären sie inzwischen zu groß für seinen Körper. »Die Besitzer sind zwei pensionierte Lehrer aus Arkansas oder Alabama. Jedenfalls aus einem dieser A-Staaten. Pensionierte männliche Lehrer. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen folgen, ja.«
    »Die beiden sind nette Burschen, sehr diskret, was ihre eigene Beziehung und die mancher ihrer Gäste angeht.« Deke sah von seiner Kaffeetasse auf. Er war leicht errötet, aber er lächelte auch. »Es ist kein Stundenhotel, falls Sie das denken. Meilenweit davon entfernt! Die Zimmer sind hübsch, die Preise sind angemessen, und das kleine Restaurant ganz in der Nähe bietet gute ländliche Küche. Als Frau braucht man manchmal einen solchen Ort. Und vielleicht auch als Mann. Damit man sich nicht immer beeilen muss. Und damit man sich nicht billig fühlt.«
    »Danke für den Tipp«, sagte ich.
    »Oh, bitte sehr. Mimi und ich haben im Candlewood viele schöne Abende verbracht. Manchmal haben wir nur im Schlafanzug ferngesehen und sind dann ins Bett gegangen, aber ab einem gewissen Alter kann das fast so gut wie alles andere sein.« Er lächelte bedauernd. »Oder beinahe. Wir sind beim Zirpen der Grillen eingeschlafen. Oder manchmal hat in weiter Ferne draußen in den Salbeibüschen ein Kojote geheult. Den Mond angeheult, wissen Sie. Das tun sie wirklich. Sie heulen den Mond an.«
    Mit der umständlichen Langsamkeit eines alten Mannes zog er sein Taschentuch aus der Gesäßtasche und wischte sich die Tränen ab.
    Ich tätschelte ihm die Hand, und er ließ es zu.
    »Mims hat Sie gemocht, obwohl Sie nie ganz schlau aus Ihnen geworden ist. Sie hat gesagt, Sie erinnerten sie an die Art, wie in Filmen aus den Dreißigerjahren Gespenster dargestellt wurden. ›Er ist hell und glänzend, aber nicht ganz hier‹, hat sie gesagt.«
    »Ich bin kein Gespenst«, sagte ich. »Das kann ich Ihnen versichern.«
    Deke lächelte. »Nein? Ich bin damals erst spät dazu gekommen, Ihre Referenzen zu prüfen. Da waren Sie schon einige Zeit als Aushilfslehrer bei uns und hatten einen Riesenerfolg mit der Theateraufführung. Die vom Schulkbezirk Sarasota waren in Ordnung, aber alles andere …« Er schüttelte, immer noch lächelnd, den Kopf. »Und Ihr Bachelor stammt aus einer Titelmühle in Oklahoma.«
    Das Räuspern half nichts. Ich brachte kein Wort heraus.
    »Und welche Bedeutung messe ich dem bei, werden Sie sich jetzt fragen? Nicht viel. In diesem Land gab es eine Zeit, in der ein Mann, der mit ein paar Büchern in den Satteltaschen, einer Brille auf der Nase und einer Krawatte um den Hals in die Stadt geritten kam, als Schulmeister eingestellt werden und zwanzig Jahre lang unterrichten konnte. Das ist noch gar nicht sehr lange her. Sie sind ein verdammt guter Lehrer. Die Schüler wissen das, ich weiß es, und Mims hat es auch gewusst. Und dem messe ich sehr viel Bedeutung bei.«
    »Weiß Ellen, dass ich meine anderen Referenzen gefälscht habe?« Ellen Dockerty hatte den Direktorposten zunächst kommissarisch übernommen, aber wenn der Schulausschuss im Januar zusammentrat, würde sie diesen Job endgültig bekommen. Es gab keine weiteren Bewerber.
    »Nein, und sie erfährt es auch nicht. Zumindest nicht von mir. Ich finde, das braucht sie nicht zu wissen.« Er stand auf. »Aber es gibt einen Menschen, der erfahren muss, wo Sie gewesen sind und was Sie getan haben – und das ist eine bestimmte Bibliothekarin. Das heißt, wenn Sie es ernst mit ihr meinen. Tun Sie das?«
    »Ja«, sagte ich, und Deke nickte, als ergäbe sich damit alles andere ganz von selbst.
    Ich wünschte mir, er hätte recht.
    10
    Dank Deke Simmons konnte Sadie endlich herausfinden, wie es war, sich nach Sonnenuntergang zu lieben. Als ich sie hinterher fragte, sagte sie, es sei wundervoll gewesen. »Aber ich freue mich noch mehr darauf, morgen neben dir aufzuwachen. Hörst du den Wind?«
    Das tat ich. Er heulte um die Giebel herum.
    »Findest du das nicht gemütlich?«
    »Doch, natürlich.«
    »Ich werde jetzt etwas sagen. Ich hoffe,

Weitere Kostenlose Bücher