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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lebte und bei Demonstrationen gegen Atomwaffen mitmarschierte … und das beschrieb Ruth Paine wohl ziemlich genau: eine New-Age-Frau, bevor New Age als cool galt.
    Marina musste Ausschau nach ihr gehalten haben, denn sie kam mit June, deren Kopf sie mit einer übergeworfenen Decke vor dem Nieselregen schützte, die Außentreppe heruntergepoltert. Ruth Paine lächelte zögernd, sprach sehr deutlich und machte nach jedem Wort eine kleine Pause. »Hallo, Mrs. Oswald, ich bin Ruth Paine. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Da«, sagte Marina. »Ja.« Dann fügte sie etwas auf russisch hinzu. Ruth antwortete in derselben Sprache … allerdings stockend.
    Marina bat sie hinauf. Ich wartete, bis ich das Knarren ihrer Schritte über mir hörte, dann setzte ich den mit der Wanze in der Lampe verbundenen Kopfhörer auf. Was ich hörte, war eine auf englisch und russisch geführte Unterhaltung. Marina verbesserte Ruth mehrmals, manchmal lachend. Ich verstand genug, um mitzubekommen, weshalb Ruth hier war. Sie wollte wie Paul Gregory Russischstunden nehmen. Das häufige Lachen der beiden und ihre zunehmend lässige Unterhaltung sagten mir noch etwas anderes: Sie mochten einander.
    Ich freute mich für Marina. Wenn ich Oswald nach seinem Anschlag auf General Walker erschoss, würde die New-Age-Frau Ruth Paine sie vielleicht bei sich aufnehmen. Darauf konnte ich zumindest hoffen.
    5
    Ruth kam nur zweimal zum Unterricht in die Neely Street. Danach stiegen Marina und June in den Kombi, und Ruth fuhr mit ihnen davon. Vermutlich in ihr Haus im feudalen Vorort Irving (zumindest im Vergleich zu Oak Cliff). Diese Adresse stand nicht in Als Notizen – er schien sich wenig für Marinas Beziehung zu Ruth interessiert zu haben, vermutlich weil er vorgehabt hatte, Lee zu erledigen, lange bevor das Gewehr in der Garage der Paines versteckt wurde –, aber ich fand sie im Telefonbuch: West Fifth Street 2515.
    An einem bedeckten Märznachmittag, ungefähr zwei Stunden nachdem Marina und Ruth sich aus dem Staub gemacht hatten, fuhren George de Mohrenschildt und Lee in de Mohrenschildts Wagen vor. Lee stieg mit einer braunen Papiertüte aus, die mit einem Sombrero und PEPINO’S BEST MEXICAN bedruckt war. De Mohrenschildt hatte einen Sechserpack Dos Equis. Sie gingen redend und lachend die Außentreppe hinauf. Mit rasendem Herzen schnappte ich mir den Kopfhörer. Anfangs war nichts zu hören, aber dann schaltete einer von ihnen die Lampe an. Ab diesem Augenblick hörte ich sie so glasklar, als wäre ich als unsichtbarer Dritter mit ihnen im Zimmer.
    Bitte verabredet euch nicht dazu, Walker zu erschießen, dachte ich. Bitte macht mir die Arbeit nicht schwerer, als sie schon ist.
    »Entschuldige die Unordnung«, sagte Lee. »Sie tut im Moment nicht viel außer schlafen, fernsehen und über diese Frau reden, der sie Russischstunden gibt.«
    De Mohrenschildt sprach einige Zeit über die Bohrrechte, die er sich auf Haiti sichern wolle, und verurteilte das repressive Regime Duvaliers. »Nachts fahren Lastwagen über die Marktplätze und sammeln die Toten auf. Viele davon sind Kinder, die verhungert sind.«
    »Dem werden Castro und die Front ein Ende machen«, sagte Lee grimmig.
    »Möge die Vorhersehung diesen Tag bald kommen lassen.« Sie stießen klirrend mit ihren Flaschen an – vermutlich darauf, dass die Vorhersehung sich beeilen möge. »Wie geht’s in der Arbeit, Genosse? Und wie kommt es, dass du heute Nachmittag nicht dort bist?«
    Er war nicht dort, erzählte Lee, weil er hier sein wolle. So einfach sei das. Er habe einfach die Stechuhr betätigt und sei gegangen. »Was können die schon groß dagegen tun? Ich bin der beste verdammte Fototechniker, den der olle Bobby Stovall hat, und das weiß er genau. Der Vorarbeiter, er heißt (den Namen verstand ich nicht richtig – Graff? Grafe?), sagt: ›Hör mit deinen Versuchen auf, die Arbeiter zu organisieren, Lee.‹ Weißt du, was ich tue? Ich lache und sage ›Okay, swinojob ‹ und geh einfach. Er ist ein Schweineschwanz, das wissen alle.«
    Trotzdem war klar, dass Lee sein Job gefiel, obwohl er über die patriarchalische Einstellung des Chefs klagte und darüber, dass Dienstalter mehr zähle als Talent. Einmal behauptete er: »In Minsk, bei Chancengleichheit, wäre ich in einem Jahr Betriebsleiter, ehrlich.«
    »Das weiß ich, mein Sohn – das ist unverkennbar.«
    Er schleimte sich ein. Stachelte ihn auf. Davon war ich überzeugt. Und es gefiel mir nicht.
    »Hast du heute Morgen Zeitung

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