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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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diesen Unterschied und dazu, warum die Negerrasse zu so viel Schmerz und Mühsal verdammt worden ist? Wir brauchen nur in Kapitel neun der Schöpfungsgeschichte nachzulesen, Billy.«
    »Gelobt sei Gott für Seine Heilige Schrift.«
    Walker schloss die Augen und hob die Rechte, als würde er vor Gericht aussagen. ›Und da Noah von dem Wein trank, ward er trunken, und lag in der Hütte aufgedeckt. Da nun Ham sah seines Vaters Blöße, sagte er’s seinen beiden Brüdern draußen.‹ Aber Sem und Japeth – der eine Vater der arabischen Rasse, der andere Vater der weißen Rasse, ich weiß, dass Sie das wissen, Billy, aber das tut nicht jeder, nicht jeder besitzt die gute alte Bibelkenntnis, die wir uns auf den Knien unserer Mütter erworben haben …«
    »Gelobt sei Gott für christliche Mütter, erzählen Sie weiter!«
    »Sem und Japeth sahen nicht hin. Und als Noah aufwachte und erfuhr, was geschehen war, sagte er: ›Verflucht sei Kanaan und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern, ein Hauer von Holz und ein Schöpfer von Wa…‹«
    Ich stellte den Fernseher ab.
    9
    Was ich im Januar und Februar 1963 von Lee und Marina sah, ließ mich an ein T-Shirt denken, das Christy im letzten Jahr unserer Ehe manchmal getragen hatte. Auf der Vorderseite hatte unter dem Kopf eines wild grinsenden Piraten gestanden: ES SETZT WEITER PRÜGEL, BIS DIE STIMMUNG SICH BESSERT. In jenem Winter setzte es im Haus Elsbeth Street 604 reichlich Schläge. Wir in der näheren Nachbarschaft hörten Lees Brüllen und Marinas Schreie – manchmal die des Zorns, manchmal die des Schmerzes. Niemand unternahm etwas, auch ich nicht.
    Nicht dass sie die einzige Ehefrau gewesen wäre, die in Oak Cliff regelmäßig geschlagen wurde; die Freitag- und Samstagabende schienen in dieser Hinsicht eine lokale Tradition zu haben. In diesen grauen Monaten ist mir als einziger Wunsch im Gedächtnis geblieben, dass diese schmierige Seifenoper bitte bald zu Ende gehen möge, damit ich ganz mit Sadie zusammen sein konnte. Ich würde mich vergewissern, dass Oswald das Attentat auf General Walker allein verübte, und dann meinen Auftrag ausführen. Wenn Lee beim ersten Mal allein handelte, bewies das zwar nicht unbedingt, dass er beide Male als Alleintäter handeln würde, aber ich musste mich mit dieser Annahme zufriedengeben. Sobald die letzten Zweifel beseitigt waren – zumindest größtenteils –, würde ich Zeit und Ort auswählen und Lee Oswald so kaltblütig erschießen, wie ich Frank Dunning erschossen hatte.
    Die Zeit verging. Langsam, aber sie verging. Und dann eines Tages, nicht lange vor dem Umzug der Oswalds in die Neely Street, sah ich Marina mit der alten Dame mit dem Gehgestell und den Elsa-Lanchester-Haaren sprechen. Beide lächelten dabei. Die alte Dame fragte etwas. Marina nickte lachend und deutete mit flachen Händen einen dicken Bauch an.
    Ich stand am Fenster mit den zugezogenen Vorhängen, hielt mein Fernglas in einer Hand und bekam den Mund einige Sekunden lang nicht mehr zu. Von dieser Entwicklung stand in Als Notizen nichts, entweder weil sie ihm unbekannt oder weil sie ihm gleichgültig gewesen war. Aber mir war sie nicht gleichgültig.
    Die Frau des Mannes, auf dessen Ermordung ich schon seit über vier Jahren wartete, war wieder schwanger.

Kapitel 21
    KAPITEL 21
    1
    Am 2. März 1963 wurden die Oswalds meine Über-mir-Nachbarn. Ihre Habe schleppten sie – hauptsächlich in Spirituosenkartons verpackt – aus dem verfallenden Klinkerkasten in der Elsbeth Straße herüber. Bald begannen die Spulen des kleinen japanischen Tonbandgeräts sich regelmäßig zu drehen, aber meistens lauschte ich mit aufgesetztem Kopfhörer. So kamen die über mir geführten Ge spräche normal an, statt verlangsamt zu werden, aber ich verstand natürlich ohnehin nicht viel von dem, was die beiden sagten.
    In der Woche nach dem Einzug der Oswalds in ihre neue Woh nung suchte ich eines der Pfandhäuser in der Greenville Avenue auf, um mir eine Schusswaffe zu kaufen. Der erste Revolver, den der Pfandleiher mir zeigte, war der gleiche .38er Police Special, den ich in Derry gekauft hatte.
    »Eine gute Waffe zum Schutz gegen Straßenräuber und Einbrecher«, sagte der Pfandleiher. »Garantiert treffsicher bis zu einer Distanz von zwanzig Metern.«
    »Fünfzehn«, sagte ich. »Ich hab fünfzehn gehört.«
    Der Pfandleiher zog die Augenbrauen hoch. »Okay, sagen wir fünfzehn. Jeder, der dumm genug ist …«
    … Sie um Ihr Geld erleichtern zu wollen,

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