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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Und er redete anscheinend mit sich selbst. Ich ging auf den Klang seiner Stimme zu.
    »Blöder Wichser! «, rief der Mann ärgerlich. »Feige Sau! «
    Der Mann war ungefähr eine Straße weit entfernt. Bevor ich ihn erreichte, hörte ich ein laut hallendes, metallisches Dröhnen, und der Mann rief: »Haut bloß ab! Gottverdammte rotznäsige kleine Hundesöhne! Haut ab, bevor ich meine Pistole ziehe!«
    Seine Drohung wurde mit höhnischem Gelächter quittiert. Es waren die kiffenden wilden Jungen, und der eine, der mir den blanken Hintern gezeigt hatte, antwortete spöttisch: »Deine einzige Pistole ist die in deiner Hose, und ich wette, dass der Lauf mächtig schlaff ist!«
    Wieder Gelächter. Dann war ein metallischer, hoher Spannng -Laut zu hören.
    »Ihr Scheißkerle, jetzt ist eine von meinen Speichen kaputt!« Während der Mann sie anbrüllte, schwang in seiner Stimme unterschwellige Angst mit. »Nee, nee, bleibt auf eurer gottverdammten Seite!«
    Die Wolken rissen wieder auf. Der Mond blinzelte hervor. Sein ungewisses Licht zeigte mir einen alten Mann in einem Rollstuhl. Er hatte eine der Querstraßen der Main Street – die Goddard Street, wenn sie nicht umgetauft worden war – halb überquert. Dabei war er mit einem Rad in ein ziemlich tiefes Schlagloch geraten, sodass der Rollstuhl wie besoffen nach links kippte. Die Jungen kamen auf ihn zu. Der eine, der mir »Verpiss dich!« zugerufen hatte, trug eine Steinschleuder mit einem ziemlich großen Kiesel darin. Das erklärte die metallischen Geräusche, die ich gehört hatte.
    »Hast du ’n paar alte Dollarscheinchen für uns, Opa? Oder viel leicht neue oder Konserven?«
    »Nein! Haut wenigstens ab, und lasst mich in Ruhe, wenn ihr schon nicht den gottverdammten Anstand habt, mich aus dem Loch hier rauszuschieben!«
    Aber sie wollten Randale und würden nichts tun, um ihm zu helfen. Sie würden ihm rauben, was er an Kleinzeug bei sich hatte, ihn vielleicht zusammenschlagen und ihn ganz sicher umwerfen.
    Jake und George kamen zusammen, und beide sahen rot.
    Die wilden Jungen hatten nur Augen für den alten Knacker im Rollstuhl und sahen nicht, dass ich schräg auf sie zukam – genau wie ich den fünften Stock des Buchlagers durchquert hatte. Mein linker Arm taugte noch immer nicht viel, aber der rechte war völlig in Ordnung, nach dreimonatigem Training durch die Krankengymnastik erst im Parkland, dann im Eden Fallows. Und ich hatte mir einiges von der Treffsicherheit bewahrt, mit der ich in der Highschool dritter Baseman der Schulmannschaft gewesen war. Ich warf den ersten Betonbrocken aus zehn Metern Entfernung und traf den Jungen, der mir den blanken Hintern gezeigt hatte, an der Brust. Er schrie vor Schmerz und Überraschung auf. Alle Jungen – es waren insgesamt fünf – wandten sich nun mir zu. Dabei sah ich, dass sie im Gesicht so entstellt wie die verängstigte Frau waren. Der mit der Steinschleuder, der junge Meister Verpiss-dich, sah am schlimmsten aus. Wo seine Nase hätte sein sollten, gähnte nur ein Loch.
    Ich flippte den zweiten Betonbrocken von der linken in die rechte Hand und warf ihn auf den größten Jungen. Er trug eine ungeheuer weite, übergroße Hose, deren Bund bis fast zum Brustbein hochgezogen war. Er hob abwehrend einen Arm. Der Betonbrocken traf mit voller Gewalt und schlug ihm seinen Joint aus den Fingern. Nach einem Blick auf mein Gesicht machte der Junge kehrt und ergriff die Flucht. Der eine, der mir den blanken Hintern gezeigt hatte, folgte ihm. Nun waren noch drei übrig.
    »Machen Sie sie fertig, mein Sohn!«, rief der Alte im Rollstuhl schrill. »Sie haben’s bei Gott verdient!«
    Das hatten sie bestimmt, aber sie waren mir auch zahlenmäßig überlegen. Wenn man es mit Teenagern zu tun hatte, konnte man in solchen Situationen nur die Oberhand behalten, wenn man keine Angst, sondern nur echten Erwachsenenzorn erkennen ließ. Man griff einfach weiter an, und genau das tat ich. Ich packte den jungen Meister Verpiss-dich mit der Rechten an seinem zerlumpten T-Shirt und entriss ihm mit der Linken die Steinschleuder. Er starrte mich mit vor Angst aufgerissenen Augen an, ohne Widerstand zu leisten.
    »Du miese Memme«, sagte ich und brachte mein Gesicht dicht an seines heran, ohne auf die fehlende Nase zu achten. Er roch verschwitzt und nach Marihuana und völlig verdreckt. »Was für ein Arschloch muss man sein, um einen alten Mann im Rollstuhl zu überfallen?«
    »Wer sind Sie über…«
    »Charlie Fucking Chaplin. Ich war

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