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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gottverdammter Vater getan hat? Hat ihn mit einem Schonhammer erschlagen.«
    Ein Hammer. Er hat es mit einem Hammer gemacht. Ich wirkte weiterhin höflich interessiert – zumindest hoffte ich das –, aber ich konnte spüren, wie mir eine Gänsehaut die Arme hinauflief. »Wie schrecklich!«
    »Kann man wohl sagen, und das ist noch nicht das Schlimm…« Er brach ab und sah über meine Schulter. »Noch einen, Sir?«
    Er meinte den Handelsvertreter. »Nicht für mich«, sagte der und legte einen Dollar auf die Theke. »Ich gehe ins Bett, und morgen verschwinde ich aus diesem Kaff. Hoffentlich wissen sie in Waterville und Augusta noch, wie man Eisenwaren bestellt, denn hier haben sie’s echt vergessen. Behalten Sie das Wechselgeld, mein Junge, und sparen Sie damit auf einen DeSoto.« Er stapfte mit gesenktem Kopf hinaus.
    »Sehen Sie? Ein Musterbeispiel dafür, was wir in dieser Oase kriegen.« Der Barkeeper sah dem Vertreter betrübt nach. »Ein Drink, dann ab ins Bett, und morgen heißt’s Seeya later, alligator, after awhile, crocodile. Wenn das so weitergeht, wird dieses Nest noch eine Geisterstadt.« Er richtete sich auf und versuchte, die Schultern durchzustrecken – ein unmögliches Vorhaben, weil sie so rund wie der Rest seines Körpers waren. »Aber wen kümmert’s? Am ersten Oktober bin ich hier weg. Weiter die Straße entlang. Viel Glück unterwegs, bis wir uns wiedersehen.«
    »Der Vater dieses Jungen, Dorseys Vater … Kommt der für die anderen Morde nicht infrage?«
    »Nein, er hatte für jedes Mal ein Alibi. Übrigens war er der Stiefvater des Jungen, wenn ich’s mir recht überlege. Dicky Macklin. Von Johnny Keeson am Empfang – bei ihm haben Sie vermutlich eingecheckt – weiß ich, dass er früher manchmal hier an der Bar gesessen hat. Bis er Lokalverbot bekam, weil er sich an eine Stewardess rangemacht und hässlich reagiert hat, als die sich energisch gegen seine Zudringlichkeiten sperrte. Danach ist er ver mutlich Stammgast im Spoke oder im Bucket geworden. In den beiden Kneipen nehmen sie jeden.«
    Er beugte sich so weit über die Theke, dass ich das Aqua Velva auf seinen Wangen riechen konnte.
    »Wollen Sie das Schlimmste hören?«
    Das wollte ich eigentlich nicht, aber ich sah mich dazu verpflichtet. Also nickte ich.
    »In dieser verkorksten Familie hat’s auch einen älteren Bruder gegeben. Eddie. Er ist im Juni verschwunden. Einfach so. Spurlos weg, keine Nachsendeadresse, wenn Sie wissen, was ich meine. Manche Leute glauben, er ist vor Macklin weggelaufen, aber wer auch nur ein bisschen Grips hat, weiß, dass er dann in Portland oder Castle Rock oder Portsmouth aufgetaucht wäre, weil kein Zehnjähriger sich längere Zeit versteckt halten kann. Glauben Sie mir, Eddie Corcoran hat genau wie sein kleiner Bruder den Hammer gekriegt. Macklin hat die Tat nur noch nicht gestanden.« Er grinste ein jähes, sonniges Grinsen, das sein Mondgesicht fast attraktiv machte. »Habe ich Ihnen schon ausgeredet, in Derry Immobilien zu kaufen, Mister?«
    »Das hängt nicht von mir ab«, sagte ich. Inzwischen flog ich mit Autopilot. Hatte ich nicht schon einmal von einer Serie von Kindermorden in diesem Teil Maines gelesen oder gehört? Oder vielleicht einen Fernsehfilm darüber gesehen – mit nur einem Viertel meines Gehirns, während der Rest darauf wartete, dass meine schwierige Frau nach einem weiteren »Abend mit den Mädels« ins Haus gewankt oder gar getorkelt kam? Das war gut möglich, aber sicher wusste ich nur, dass es in Derry Mitte der Achtzigerjahre eine große Überschwemmung geben würde, die die halbe Stadt zerstörte.
    »Nein?«
    »Nein, ich bin nur der Vermittler.«
    »Na, dann viel Erfolg. Die Stadt ist nicht mehr so schlimm, wie sie mal war – noch im Juli waren die Leute so angespannt wie Doris Days Keuschheitsgürtel –, aber von normal ist sie trotzdem noch weit entfernt. Ich bin ein freundlicher Kerl und mag freundliche Leute. Deshalb ziehe ich Leine.«
    »Auch Ihnen alles Gute«, sagte ich und legte zwei Dollar auf den Tresen.
    »Oh, das ist viel zu viel, Sir!«
    »Für gute Unterhaltung zahle ich immer einen Aufschlag.« In Wirklichkeit gab es den für das freundliche Gesicht. Die Unterhaltung war eher beunruhigend gewesen.
    »Besten Dank auch!« Er strahlte, dann streckte er die Hand aus. »Ich habe mich Ihnen noch nicht vorgestellt. Fred Toomey.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Fred. Ich bin George Amberson.« Er hatte einen kräftigen Händedruck. Ohne

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