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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Street. Achten Sie auf die Kutschenlampen beiderseits des Eingangs.«
    »Up-Mile Hill?«
    »Ja, so nennen wir ihn, Sir. Wenn Sie sonst nichts mehr brauchen, hinten in der Werkstatt warten noch mehrere Änderungen auf mich.«
    »Danke, das war’s. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Als ich das Geschäft verließ, wurde es bereits dunkel. An eine Sache aus den Monaten September und Oktober, die ich 1958 in Derry verbrachte, erinnere ich mich besonders lebhaft: wie die Abende immer zu früh zu kommen schienen.
    Gleich neben Derry Dress & Everyday lag Machen’s Sporting Goods, wo es WAFFEN-HERBSTANGEBOTE gab. Drinnen sah ich zwei Männer mit Jagdgewehren zielen, während ein älterer Verkäufer mit einer schmalen Krawatte (und einem dürren Hals, um den er sie trug) sie beifällig beobachtete. Das gegenüberliegende Kanalufer schien mit schäbigen Bars gesäumt zu sein – von der Sorte, wo man ein Bier und einen Schnaps für fünfzig Cent bekam und die Rock-Ola-Jukebox nur Country & Western spielte. Dort gab es den Happy Nook, den Wishing Well (den die Einheimischen den Bucket of Blood nannten, wie ich später erfuhr), den Two Brothers, den Golden Spoke und den Sleepy Silver Dollar.
    Vor Letzterem standen vier Typen aus der Arbeiterklasse, um frische Luft zu schnappen und mein Cabrio anzustarren. Sie waren mit Bierkrügen und Zigaretten ausgestattet. Ihre Gesichter lagen im Schatten flacher Tweedmützen. Sie hatten klobige Arbeitsstiefel von unbestimmter Farbe an, die meine Schüler im Jahr 2011 Shitkicker nannten. Drei aus dem Quartett trugen Hosenträger. Alle vier beobachteten mich ausdruckslos. Ich musste kurz an den Mischlingshund denken, der meinen Wagen sabbernd und zuschnappend verfolgt hatte, dann überquerte ich die Straße.
    »Gents«, sagte ich. »Was wird da drin ausgeschenkt?«
    Zunächst reagierte keiner. Als ich schon dachte, niemand würde antworten, sagte der Mann ohne Hosenträger: »Bud und Mick, was sonst? Sie sind nicht von hier, was?«
    »Wisconsin«, sagte ich.
    »Schön für Sie«, murmelte einer.
    »Spät im Jahr für Touristen«, sagte ein anderer.
    »Ich bin geschäftlich in der Stadt, aber ich dachte, ich könnte bei dieser Gelegenheit einen alten Kameraden aus der Army be suchen.« Keine Antwort, außer man wollte die Tatsache, dass einer der Männer seine Kippe auf den Gehsteig fallen ließ und sie dann mit einem Schleimbatzen von der Größe einer kleinen Muschel ausspuckte, als Antwort werten. Trotzdem sprach ich weiter. »Skip Dunning, so heißt er. Kennt einer von euch Jungs einen Dunning?«
    »Sie solltn hübsch lächln und ’n Schwein knutschn«, sagte Keine Hosenträger.
    »Wie bitte?«
    Er verdrehte die Augen und zog die Mundwinkel herunter: der ungeduldige Gesichtsausdruck eines Menschen, der es mit einem unverbesserlichen Dummkopf zu tun hatte. »Derry ist voller Dunnings. Sehen Sie im gottverdammten Telefonbuch nach.« Er machte Anstalten hineinzugehen. Die anderen drei folgten ihm. Keine Hosenträger hielt ihnen die Tür auf, dann wandte er sich noch ein mal mir zu. »Was für ’nen Ford haben Sie da? V8? «
    »Y-Block.« Das klang hoffentlich so, als wüsste ich, wovon ich redete.
    »Läuft ziemlich ordentlich?«
    »Nicht schlecht.«
    »Dann sollten Sie vielleicht einsteigen und den Hügel rauffahren. Dort gibt’s ein paar nette Lokale. Diese Bars hier sind für Arbeiter.« Keine Hosenträger musterte mich auf die kalte Art, auf die ich mich in Derry gefasst zu machen lernte, auch wenn ich mich nie daran gewöhnen konnte. »Hier würde Sie nur jeder be äugen. Vielleicht mehr als nur das, wenn die Elf-bis-sieben-Schicht von Striar und Boutillier von der Arbeit kommt.«
    »Danke. Sehr freundlich von Ihnen.«
    Die kalte Musterung ging weiter. »Sie wissen nicht viel, was?«, bemerkte er, dann verschwand er nach drinnen.
    Ich ging zu meinem Cabrio zurück. Auf dieser grauen Straße, mit dem Gestank von Industrierauch in der Luft und in der herabsinkenden Abenddämmerung, wirkte Derry nur unwesentlich reizvoller als eine tote Nutte auf einer Kirchenbank. Ich stieg ein, trat die Kupplung, ließ den Motor an und spürte den starken Drang, einfach zu verschwinden. Nach Lisbon Falls zurückzufahren, die Treppe in den Diner hinaufzusteigen und Al Templeton aufzufordern, sich einen anderen Helfer zu suchen. Nur dass er das nicht mehr so richtig konnte. Er hatte keine Kraft und fast keine Zeit mehr. Ich war, wie man in Neuengland sagte, der letzte Schuss des Trappers.
    Also fuhr ich

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