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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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niemals um. Wie oft nehmen Leute sich das nach einem außergewöhnlich schönen (oder außergewöhnlich schlimmen) Erlebnis vor? Oft, vermute ich. Und der gute Rat wird selten befolgt. Menschen sind dafür gebaut, sich umzusehen; dafür ist unser Hals beweglich.
    Ich ging einen halben Block weit, dann drehte ich mich in der Erwartung, dass sie mir nachstarrten, um. Sie tanzten immer noch. Und das war gut.
    8
    An der Kansas Street lag einige Straßen weiter eine Cities-Service-Tankstelle, und ich betrat das Kassenhäuschen, um nach dem Weg zur Kossuth Street – wie Cossut ausgesprochen – zu fragen. Aus der Werkstatt nebenan waren das Surren eines Kompressors und blechern klingende Schlagermusik zu hören, aber der Raum war leer. Das war mir nur recht, weil ich neben der Registrierkasse etwas Nützliches sah: einen Drahtständer mit Landkarten. Im obersten Fach steckte ein einzelner Stadtplan, der schmuddelig und vergessen aussah. Auf der Vorderseite war eine außerordentlich hässliche Kunststoffstatue von Paul Bunyan abgebildet. Paul trug seine Axt auf der Schulter und blinzelte grinsend in die Sommersonne. Nur Derry, sagte ich mir, würde eine Plastikfigur eines mythischen Holzfällers zu seinem Wahrzeichen wählen.
    Gleich neben dem Eingang war ein Zeitungsständer aufgebaut. Ich nahm mir als Requisite ein Exemplar der Daily News und warf einen Nickel auf den Zeitungsstapel, auf dem schon viele lagen. Ich weiß nicht, ob die Leute im Jahr 1958 ehrlicher waren, aber sie waren jedenfalls verdammt viel vertrauensseliger.
    Laut Stadtplan lag die Kossuth Street nicht allzu weit von der Kansas Street entfernt, und der Weg dorthin erwies sich von der Tankstelle aus als angenehmer viertelstündiger Spaziergang. Ich schlenderte unter Ulmen dahin, die noch nicht von dem großen Sterben erfasst waren, das in den Siebzigerjahren fast alle dahinraffen würde: Bäume, die noch so grün waren wie im Juli. Kinder rasten auf Fahrrädern an mir vorbei oder spielten Jacks in den Einfahrten. An Straßenecken warteten Grüppchen von Erwachsenen an Bushaltestellen, die durch weiße Streifen an Telefonmasten gekennzeichnet waren. Derry kümmerte sich um seinen Kram und ich mich um meinen – nur ein Kerl in einem unauffälligen Sportsakko, der seinen Sommerstrohhut leicht nach hinten geschoben hatte und eine zusammengefaltete Zeitung in der Hand hielt. Er konnte Ausschau nach einem Garten- oder Garagenflohmarkt halten oder auf der Suche nach einem Immobilienschnäppchen sein. Jedenfalls sah er so aus, als gehörte er hierher.
    Das hoffte ich zumindest.
    Die Kossuth Street war eine von Hecken gesäumte Straße mit altmodischen Saltbox-Häusern im New-England-Stil. In den Gärten drehten sich Rasensprenger. Eine Frau mit Lockenwicklern im Haar (und der unvermeidlichen Zigarette im Mundwinkel) wusch das Familienauto und bespritzte gelegentlich den Familienhund, der kläffend zurückwich. Die Kossuth Street hätte das Set für die Außenaufnahmen irgendeiner unscharfen alten Sitcom sein können.
    Zwei kleine Mädchen ließen ein Springseil kreisen, während ein drittes flink darüber hinwegsprang und mühelos im Stottertakt steppte, während es skandierte: »Charlie Chaplin went to France! Just to watch the ladies dance! Salute to the Cap’un! Salute to the Queen! My old man drives a sub-ma-rine!« Das Springseil klatsch-klatsch-klatschte auf den Asphalt. Ich spürte, dass mich jemand beobachtete. Die Frau mit den Lockenwicklern hatte die Arbeit eingestellt und stand einfach nur da, mit dem Schlauch in der einen und einem großen schaumigen Schwamm in der anderen Hand. Und beobachtete, wie ich mich den seilspringenden Mädchen näherte. Ich machte einen weiten Bogen um das Trio und sah sie daraufhin ihre Arbeit wieder aufnehmen.
    Du hast verdammt viel riskiert, als du diese Teenager in der Kansas Street angesprochen hast, dachte ich. Nur glaubte ich das selbst nicht. Etwas zu nahe an den seilspringenden Mädchen vorbeizugehen … das wäre verdammt riskant gewesen. Aber Richie und Bev waren die Richtigen gewesen. Das hatte ich fast im ersten Moment, als ich sie erblickte, gewusst, und sie hatten es ebenfalls gewusst. Wir hatten übereingestimmt.
    Kennen wir Sie?, hatte das Mädchen gefragt, das auf dem Deich wohnte. Bevvie-Bevvie, who lived on the levee.
    Die Kossuth Street endete als Sackgasse vor einem großen Gebäude, das West Side Recreation Hall hieß. Das Freizeitzentrum stand leer, und auf dem verunkrauteten Rasen verkündete

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