Der Antares-Krieg
Dunst war verschwunden, von einem Augenblick zum anderen ersetzt durch ein Sternenmeer unbekannter Konstellationen vor schwarzem Himmel.
»Können Sie mir eine Ansicht von Antares geben, Mr. Cristobal?«
»Kein Problem, Sir.«
Das Sternenmeer verschwand, und an seiner Stelle erschien ein heller rötlicher Stern mit einem schwächeren weißen Gefährten in der Nähe. Der Anblick weckte in Drakes Bewusstsein Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, als er mit seinem Vater winterliche Campingfahrten unternommen hatte. Was immer dies für ein Sternensystem war, das Novaereignis würde hier erst in siebzig Jahren zu sehen sein. Plötzlich einsetzender gellender Alarm riss ihn aus seinen Betrachtungen. Nach einigen Sekunden brach der Lärm ab, und die Stimme des Ersten Offiziers Marchant drang aus einem Deckenlautsprecher. »Captain! Die Mace hat Fahrt aufgenommen, den Faltpunkt verlassen und beschleunigt mit sechs g in die Richtung des inneren Systems. Entfernung beträgt 50.000 Kilometer.«
»Was, zum Teufel, ist mit Quaid los? Wohin will er?«
»Unbekannt, Captain. Bleiben Sie auf Empfang. Sensoren haben eben ein anderes Schiff geortet!«
»Wo, Nummer Eins?«
»Es scheint gerade den zweiten Planeten zu verlassen, Sir. Mace hat die Verfolgung aufgenommen.«
»Sehen Sie zu, dass Sie dieses zweite Fahrzeug identifizieren können!«, befahl Drake.
Minuten vergingen in angespannter Stille, dann kam die Antwort: »Triebwerksspektrum deutet darauf hin, dass das andere Schiff ein Ryall ist, Captain. Ja, es ist offensichtlich ein Ryall!«
Auf Marchants Bestimmung des unbekannten Flugobjekts folgten mehrere Ereignisse gleichzeitig. Während der Nachrichtenoffizier die Mace anfunkte, meldete einer der Beobachter an den Sensoren, dass die Terra eingetroffen sei. Für ein paar Sekunden herrschte Verwirrung. Drake befahl, jedes neu eingetroffene Schiff über die Entwicklung zu unterrichten. Als er damit fertig war, hatte der Nachrichtenoffizier die Verbindung mit Captain Lieutenant Harl Quaid hergestellt. Die Züge des sandarischen Adligen waren in der leichenhaften Grimasse, die das Kennzeichen hoher Beschleunigung ist, über seinen Schädel gespannt.
»Was gibt es?«, fragte Drake.
Mühsam formte Quaid die Worte gegen ein Schwerefeld, das dem Sechsfachen des Normalen entsprach. »Unsere Sensoren meldeten den Plasmaausstoß eines Triebwerks beim zweiten Planeten, kurz nachdem die Arrow das System verlassen hatte, Sir.«
»Wie konnten Sie es bei ihrer ersten Inspektion übersehen haben?«, fragte Drake.
»Das Schiff muss sich in einer niedrigen Umlaufbahn befunden und zu wenig Energie abgegeben haben, um erkannt zu werden. Die Lichtgeschwindigkeit zwischen hier und dem zweiten Planeten bedingt eine Verzögerung von zwanzig Minuten. Sie müssen unsere Ankunft festgestellt, einige Zeit mit Überlegungen verbracht haben, was mit uns geschehen sollte, und dann geflohen sein. Das Licht vom Plasmaausstoß erreichte uns zwanzig Minuten später. Wir verfolgten es lange genug, um sicher zu sein, dass kein Instrumentenfehler vorlag. Dann ordnete ich die Verfolgung an.«
Drake nickte. »Guter Mann! Wir dürfen nicht zulassen, dass sie aus dem System verschwinden. Sie müssen wissen, dass wir aus dem Ringnebel gekommen sind.«
»Das war auch mein Gedanke, Sir.«
»Schonen Sie Ihre Kräfte, Captain«, sagte Drake. »Ich werde mich wieder melden, sobald wir hier formiert sind.«
Drake schaltete aus und verwünschte das Pech, das ein Ryall-Schiff zum Zeugen ihrer Ankunft gemacht hatte. Doch sofort schlug er sich solche Gedanken aus dem Sinn. Jetzt kam es darauf an, dieses Schiff am Verlassen des Systems zu hindern.
Drake überlegte einen Moment lang, ob der Flüchtige ein Kriegsschiff sei, und wenn ja, wie stark. Die Mace war möglicherweise zu schwach bewaffnet und gepanzert, um das fliehende Schiff mit Erfolg anzugreifen. Ein Sieg der Ryall über den sandarischen Zerstörer würde dem fremden Schiff die Möglichkeit geben, den Alarm über die gesamte Ryall-Hegemonie zu verbreiten. Was hatte ein einzelnes Schiff in einer Umlaufbahn über einer unbewohnten Welt getan? War es überhaupt ein einzelnes Schiff? Konnte es nicht sein, dass hinter der zweiten Welt dieses G7-Sterns eine ganze Schlachtflotte der Ryall lauerte?
Und was gab es auf der Welt selbst? Auch wenn es keine Flotte gab, musste mit der Tatsache gerechnet werden, dass der Planet entgegen dem ersten Anschein bewohnt war. Wenn dies eine Kolonie der Ryall war, dann
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