Der Antares-Krieg
und zuvorkommend, obwohl ich das Gefühl hatte, dass er von meinem Anliegen nichts hielt. Er verbarg es gut, aber ich gewann den Eindruck, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn ich ihn nicht damit belästigt hätte.«
»Gab es Schwierigkeiten mit der Planung des Interviews?«
»Es dauerte ein paar Tage, bis ich die Gelegenheit erhielt, aber wir waren mit der Entschlüsselung der Daten vollauf beschäftigt. Eines Morgens bekam ich Nachricht, dass Varlan am Nachmittag für ein Gespräch zur Verfügung stehe. Alles war für mich bereit, als ich zur Gefangenenbaracke kam.«
»Wie behandelten Sie die Frage eines Verhandlungsfriedens?«
»Ich erinnere mich nicht genau an den Wortlaut, aber die Fragestellung an sich schien mir ganz natürlich.«
»Und Varlans Reaktion«?
Bethany seufzte. »Sie entsprach den Aussagen aller anderen gefangenen Ryall, die mir zu Ohren gekommen sind. Soweit es sie betrifft, gibt es im Universum nicht genug Raum für unsere beiden Arten.«
»Wie war ihre Stimmung, als sie das sagte? Zornig, nervös, verstört?«
»Nichts von alledem. Das ist, was es so entmutigend macht. Sie hätte genauso gut über das erste Gesetz der Thermodynamik sprechen können. Für die Ryall scheint die Ausrottung einer intelligenten Art durch eine andere bloß ein lästiger, aber durchaus natürlicher Aspekt des Lebens zu sein.«
Drake lehnte sich zurück und blickte Bethany über die zusammengelegten Fingerspitzen an. »Das ist im Wesentlichen die gleiche Reaktion, die wir von diesem Ossfil und seiner Besatzung kennen. Wenn hochgestellte Ryall der Wirtschaftskaste und Handelsschiffkapitäne nicht imstande sind, die Unsinnigkeit der Fortsetzung dieses Krieges zu sehen, dann gibt es wahrscheinlich keinen einzigen Ryall, der es kann. Die verdammten Schnellen Esser!«
»Varlan und ich«, fuhr Bethany fort, »sprachen unter anderem auch über die Legende von den Schnellen Essern.«
»Und mit welchem Ergebnis?«
»Dass sie keine Legende sind. Die Ryall haben Skelette von ihnen in ihren Museen. Sie gebrauchen sie, um ihre Jungen zu indoktrinieren.«
»Das würde die Auffassung der Sandarer bestätigen, nicht wahr? Das einzige Mittel, diesen Krieg zu gewinnen, ist die Zerschlagung der Macht der Ryall, die auf ihre Heimatwelten zurückgeworfen werden müssen.«
»Das möchte ich so nicht sagen«, erwiderte Bethany mit nachdenklich gerunzelter Stirn. »Ich denke, dass wir und die Sandarer vielleicht zu rasch aufgeben. Schließlich habe ich insgesamt nur acht oder neun Stunden Zeit gehabt, mit Varlan über Dinge zu sprechen, die ihr sehr fremd vorkommen müssen.«
»Was schlagen Sie also vor?«
»Dass Varlan zur Discovery gebracht wird, wo ich weiter mit ihr arbeiten kann. Vielleicht kann ich sie zu unserer Denkweise bekehren. Gelingt es mir, ist wenigstens der Beweis erbracht, dass sie durch Logik überzeugt werden können.«
»Und wenn es nicht gelingt?«
Bethany zuckte die Achseln. »Dann werden wir wohl anderen antun, was sie uns antun wollen. Nur werden wir schneller sein müssen.«
Drake begleitete Bethany zur Konferenz. »Ich sehe, du hattest ausreichend Zeit, dich zurechtzumachen«, sagte er, als sie ihm die Kabinentür öffnete.
»Gefällt es dir?«, sagte sie und drehte ihm zuliebe eine Pirouette. Der Bordanzug und die einfache Frisur des Morgens waren verschwunden. Stattdessen trug sie einen Hosenanzug mit einem leicht ausgeschnittenem Mieder und eine asymmetrische Frisur. »Ich dachte mir, dass ich mich ein wenig herausputzen sollte. Schließlich ist es ein wichtiger Anlass.«
Die Offiziersmesse war bis zum letzten Platz besetzt, als sie eintrafen. Bethany und Drake schlängelten sich durch die Menge nach vorn, wo ein Vortragspult und ein holographischer Projektionswürfel aufgebaut waren. Ihr Ziel war die kleine Gruppe von Wissenschaftlern und sandarischen Offizieren, die sich um Professor Alvarez versammelt hatte. Drake streckte ihm die Hand hin.
»Freut mich, dass Sie wieder unter uns sind, Professor.«
»Danke, Captain«, sagte Alvarez. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Wangen wirkten eingefallen. Dennoch strahlten seine Augen in einem unnatürlichen Glanz, und sein Händedruck war fest und energisch.
In den nächsten Minuten suchten alle, die noch keinen Platz gefunden hatten, eine Sitzgelegenheit, und Alvarez beriet sich im Flüsterton mit Bethany. Schließlich setzte sie sich neben Drake und legte ihre Hand in die seine. Professor Alvarez trat ans Vortragspult und dämpfte
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