Der Antares-Krieg
Zwanzig Minuten später waren sie wieder im Hotel der Delegation.
»Mrs. Drake ist da, Sie zu sprechen, Koordinator. Ich sagte ihr, dass sie während der regulären Arbeitswoche einen Termin brauche, aber sie ist sehr hartnäckig.«
Sir Joshua Blenham blickte von dem Bericht auf, in dem er las, und runzelte die Stirn in Richtung seines Sekretärs. Es war Sonntagmorgen, und vor Blenhams Panoramafenster lag die mexikanische Hauptstadt in feiertäglicher Ruhe. Später würde es geschäftiger zugehen, wenn Wochenendtouristen und Kauflustige die großen Einkaufsstraßen der Innenstadt bevölkerten.
»Mrs. Drake? Tut mir Leid, ich kenne keine Mrs. Drake.«
»Haben Sie vergessen, dass Sie letzte Woche an ihrer Hochzeit teilgenommen haben?«
»Ach ja, Bethany Lindquist Drake! Warum haben Sie es nicht gleich gesagt?«
»Ich glaube, das ist genau, was ich sagte, Koordinator.«
»In Ordnung. Bitte schicken Sie sie herein.«
Eine Minute später betrat Bethany das Büro des Zweiten Koordinators. Blenham erhob sich und kam mit langen Schritten auf sie zu.
»Guten Morgen, meine Liebe. Was führt Sie an einem Sonntagmorgen zu mir?«
»Ich rief bei Ihnen daheim an, Koordinator. Ryssa sagte mir, dass Sie heute arbeiten.«
»Unglücklicherweise, ja. Ich hatte den Papierkram die ganze Woche vor mir hergeschoben, nun nütze ich die Ruhe, um Ordnung hineinzubringen. Aber vergeben Sie mir meine Manieren und nehmen Sie Platz! Ich werde sehen, ob ich irgendwo Kaffee auftreiben kann.«
Bethany setzte sich auf die Couch, die Blenham ihr als Sitzgelegenheit angeboten hatte, lehnte aber das Angebot einer Tasse Kaffee ab. Sie hatte den hier üblichen Kaffee nach ihrer Ankunft gekostet und keinen Gefallen an dem bitteren Gebräu gefunden. Der Nachgeschmack war so, dass sie sich wunderte, was Altas Gründerväter an dem Zeug gefunden haben mochten.
»Sie sehen gut aus«, sagte Blenham, nachdem auch er sich gesetzt hatte. »Ich wage die Behauptung, dass Ihnen das Eheleben bekommt.«
»Es bekommt mir sehr gut, Koordinator. Ich wünschte nur, wir hätten wenigstens noch eine Woche am Strand bleiben können. Zwei wären noch besser gewesen.«
»Warum taten Sie es nicht?«
Bethany erzählte ihm von der Botschaft, die Richard in Acapulco erhalten hatte, und von Phillip Walkirks Bemerkungen, als er sie am vergangenen Abend am Flughafen abgeholt hatte. »Die ganze Helldiver-Delegation ist sehr in Sorge, Sir. Wir alle hoffen, dass jemand von Rang und Namen erklären kann, was geschieht.«
Blenham schaute unbehaglich drein. »Ich wünschte, ich könnte helfen, Bethany, aber gegenwärtig steht es mir nicht frei, Ihnen mehr zu sagen, als Sie bereits wissen. Wie Sie vermutet haben, sind wir auf ein Problem gestoßen. Unsere Fachleute versuchen es zu lösen oder zu umgehen. Sobald das geschehen ist, werden Sie verständigt.«
»Warum sagen Sie es uns nicht jetzt? Vielleicht können wir helfen.«
»Tut mir Leid, ich habe meine Anweisungen. Ich kann weiter nichts sagen.«
»Ich verstehe, Koordinator.«
Blenham lächelte vage. »Das bezweifle ich, Mrs. Drake, aber ich bewundere Ihre Diplomatie, dass Sie es sagen. Kann ich sonst etwas für Sie tun?«
»Ja, Sir. Ich würde gern Ihr Angebot annehmen, mir bei der Vernehmung Varlans zu helfen, wenn es noch gilt.«
»Selbstverständlich! Was möchten Sie gern?«
»Könnten Sie mir einen Ihrer Vernehmungsspezialisten leihen? Ich möchte Varlan testen, um zu sehen, wie aufrichtig sie in letzter Zeit ist.«
»Wo wird diese Vernehmung stattfinden?«
»An Bord der Discovery, wenn es Ihnen recht ist.«
»Das ist mir sehr recht. Wann möchten Sie die Vernehmung durchführen?«
»So bald wie möglich.«
»Wie wäre es mit übermorgen?«
»Damit bin ich gern einverstanden.«
»Sehr gut, ich werde das Nötige veranlassen. Und, Bethany ...«
»Ja, Sir?«
»Versuchen Sie, sich nicht zu sorgen. Bald wird sich alles von selbst erledigen.«
Drei Tage nach Drakes Rückkehr wurde das Informationsembargo plötzlich aufgehoben, als Admiral Gower, Stan Barrett, Graf Husanic und Drake zu einem Treffen mit dem Ersten Koordinator gebeten wurden.
»Was bedeutet das nach Ihrer Meinung?«, fragte Drake, als der Admiral ihm die Einladung zeigte.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Gower. »Mit Ausnahme der Auskunft, die Ihre Frau vom Zweiten Koordinator mitbrachte, tappen wir vollständig im Dunkeln.«
Die Erwähnung seiner Frau machte Drake bewusst, dass er sich einsam fühlte. Bethanys Abreise zur Discovery am
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