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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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vergangener Tage hin ...
    »Da bist du ja, Varlan!«, rief plötzlich eine vertraute Stimme. Varlan hob den Kopf und drehte den geschmeidigen Hals nach hinten, bis ihre Schnauze in einer Linie mit dem ausgestreckten Schwanz war. Dort sah sie Bethany, früher von den Lindquists, jetzt von den Drakes, die sich auf dem grünen Teppich näherte.
    Bethany war einer der verwirrendsten Aspekte von Varlans Gefangenschaft. Sie war ein zweibeiniges Ungeheuer, gewiss; dennoch betrachtete sie sich als Varlans Freundin. Noch überraschender war, dass Varlan trotz ihres angeborenen Entsetzens über die Vorstellung von einem Universum, das von zwei Arten intelligenter Wesen bewohnt war, nicht umhin konnte, freundliche Gefühle für Bethany zu empfinden. Ihre Sympathie ging so weit, dass sie sich tatsächlich um Bethanys Wohlbefinden sorgte, besonders jetzt.
    Sämtliche zweibeinigen Ungeheuer kamen Varlan sonderbar vor, als ob ein Teil von ihnen fehlte. Immerhin konnte sie nach einiger Gewöhnung sehen, dass die scheinbar instabile zweibeinige Form ihre eigene funktionale Eleganz hatte. Als sie Bethany zuerst begegnet war, hatte diese eine schnittige Form gehabt, gut geeignet zum Durchschneiden des Wassers. Sogar die verschiedenen Anschwellungen, die, wie Varlan gelernt hatte, mit Bethanys Geschlecht zusammenhingen, waren von einer gewissen fremdartigen Anmut. Das war vorbei.
    Im Laufe der letzten beiden Zyklen war der Bauch von Varlans Gefährtin-Feindin-Freundin unförmig angeschwollen, und ihr Gleichgewichtssinn, in Varlans Augen schon von Natur aus gefährdet, war noch weniger verlässlich geworden als sonst. Ihr Gang, der einst etwas Fließendes gehabt hatte, wenn sie von einer der langen Stelzen, die sie als Beine gebrauchte, zur anderen tappte, war nun unsicher und zögernd. Diese neue Gangart zeigte ein deutliches Unbehagen, so sehr, dass die Ungeheuer sogar ein passendes Wort dafür hatten, das Varlan erst kürzlich gelernt hatte. Bethany ging nicht mehr, sie watschelte.
    »Hallo, Bethany von den Drakes. Ich dachte, es ist ein Tag, mich zu sonnen«, sagte Varlan, als Bethany zu ihrem Liegeplatz ›gewatschelt‹ war. »Ich hoffe, meine Abwesenheit hat dir keine Sorgen gemacht.«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Bethany, als sie neben Varlans hingestreckter Gestalt stand. Sie sah angestrengt aus, aber ihr gegenwärtiger körperlicher Zustand erlaubte ihr nicht, sich auf dem Rasen niederzulassen, um auszuruhen. Hätte sie es getan, wäre sie wahrscheinlich nicht wieder auf die Beine gekommen.
    »Fühlst du dich unwohl?«, fragte Varlan.
    »Nicht mehr als jede andere schwangere Frau«, antwortete Bethany lachend, »was so viel wie ›ja‹ bedeutet.«
    »Mir scheint, dass Eier legen praktischer ist«, meinte Varlan nachdenklich. Sie konnte das beurteilen, denn so pflanzte sich schließlich ihre eigene Art fort.
    »Das will ich nicht bestreiten. Ich fürchte aber, dass ich deine Ruhe stören muss. Wir haben eine Gruppe Xenologen von der Erde, die dich gern kennen lernen möchten. Anscheinend hat es bei der Planung eine Verwechslung oder ein Missverständnis gegeben. Sie sind jetzt hier.«
    Varlan ächzte nicht. Das war nicht die Art, wie sie und ihresgleichen Ärger und Überdruss ausdrückten. Stattdessen legte sie die Ohren flach an den elliptischen Schädel, und ihre Schnauze sank ein Stück abwärts, beides Gesten, die zu lesen Bethany längst gelernt hatte.
    »Ich weiß. Auch ich würde lieber auf eine weitere Serie dummer Fragen verzichten. Denk einfach an das Sprichwort: Was nicht zu heilen ist ...«
    »... muss ertragen werden«, beendete Varlan den überraschend Ryall-ähnlichen Gedanken. Sie erhob sich und streckte den Schwanz zu seiner vollen Länge aus. »Gehen wir also zu den freundlichen Wissenschaftlern von der Erde.«
    »Du liebe Zeit, wann ist es fällig?«, fragte die weißhaarige Frau, die allein im Konferenzraum war, als sie eintraten. Außer einem langen Tisch und Stühlen, die alle auf einer Seite aufgereiht waren, enthielt der Raum ein Podium, auf dem man für Varlan Schilfmatten ausgebreitet hatte.
    »Irgendwann zwischen ›jetzt gleich‹ und ›gestern in drei Wochen‹.«
    »Ich hoffe sehr, dass wir unser Geschäft erledigen können, bevor der Krankenwagen Sie abholt. Junge oder Mädchen?«
    »Junge. Wie es scheint, hat er seines Vaters Haare und meine Augen und wird ein richtiger kleiner Wildfang, wenn die Genetiker wissen, wovon sie reden.«
    »Vor langer Zeit hatte ich einen kleinen Jungen«,

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