Der Antares-Krieg
Bethany.
»Einundzwanzig Uhr.«
Sie seufzte. »Ich gehe hin.«
»Gut für dich! Dann werde ich dich nicht später als halb neun abholen.« Er griff nach seinem Umhang, den er über die Lehne der Couch drapiert hatte, dann küsste er sie wieder.
»Muss jetzt gehen. Der Chef verlangt, dass ich etwas über die Gästeliste herausbringe. Bis heute Abend.«
»Ich werde bereit sein.«
Die Männer und Frauen, die Alta gegründet hatten, waren bei der Wahl des Platzes für die Hauptstadt ihrer Kolonie mit der Sorgfalt von Eltern vorgegangen, die das genetische Programm für ihren Erstgeborenen auswählen. Fachleute verschiedener Richtungen verbrachten Jahre mit dem Studium von Stereographien der Planetenoberfläche, der Auflistung von Stärken und Schwächen verschiedener Örtlichkeiten für potenzielle Siedlungen. Und sogar nach den umfangreichen Vermessungen wurde das erste Schiff, das Kolonisten nach Alta bringen sollte, wochenlang in einer Umlaufbahn aufgehalten, während Erkundungstrupps das halbe Dutzend der geeignetsten Örtlichkeiten in Augenschein nahmen. Schließlich wählten die Expeditionsleiter ein breites Flusstal im Nordwestquadranten der Landmasse, die sie willkürlich Hauptkontinent getauft hatten. Buchstäblich Tausende von Parametern wurden geprüft und in Erwägung gezogen, bevor die Wahl getroffen wurde. Zu den wichtigsten dieser Parameter zählte der Umstand, dass der Fluss – den die ursprünglichen Landvermesser Tigris getauft hatten, nachdem sie die Namen Amazonas, Nil und Euphrat bereits vergeben hatten – vom vorgesehenen Ort der Stadtgründung bis zum Meer über eine Entfernung von mehr als dreihundert Kilometern schiffbar war.
Im Westen des Tales schützte eine Gebirgskette von der Höhe der Sierra Nevada auf der Erde vor der Gewalt von Winterstürmen. Im Osten ließ eine sanfte Hügellandschaft die warmen Frühjahrsregen ungehindert das Tal erreichen. Jenseits des Hügellandes lag eine weite fruchtbare Ebene, der es bestimmt war, die Kornkammer der Kolonie zu sein – zumindest während des ersten Jahrhunderts ihres Bestehens. Geologische Untersuchungen hatten ergeben, dass es in Reichweite des vorgesehenen Standorts Bodenschätze gab, allerdings nicht so nahe, dass die künftige Hauptstadt Altas mit Problemen der Luftverschmutzung belastet würde. Der ursprüngliche Ort Homeport war auf einer dünn bewaldeten Uferterrasse über einer Flusskrümmung des Tigris erbaut worden. Die ersten Häuser waren ein Dutzend Blockhütten, deren Ritzen mit Lehm und Gras verschmiert waren und die sich um ein provisorisches kleines Laufwasserkraftwerk gruppierten. Dreihundert Jahre später war von den Blockhäusern nichts mehr zu sehen. An ihrer Stelle standen die weißen Herrenhäuser der Nachkommen ihrer einstigen Bewohner.
Richard Drake blickte aus dem Fenster der Limousine, die langsam die Serpentinenstraße zum Nob Hill hinauffuhr. Die Lichter der Stadt unten im Tal schienen matt, verglichen mit dem metallischen Glanz der Supernova, die den Abendhimmel beherrschte und sich im breiten Strom des Tigris spiegelte. Gleichwohl hatte ihre Helligkeit in dem Monat, seit Drake zuletzt auf Atta gewesen war, merklich nachgelassen. Aber noch immer war sie das bei weitem hellste Licht am dämmernden Himmel.
»Gut, wieder daheim zu sein, nicht wahr, Captain?«, fragte Admiral Dardan, der neben Drake im Fond der Limousine saß.
»Ja, Sir!«, erwiderte Drake. »Verdammt gut!«
Sechsundvierzig Stunden (zwei von Altas dreiundzwanzigstündigen Tagen) waren vergangen, seit Drake vom Parlamentsausschuss zur Anhörung gebeten worden war.
»Freuen Sie sich über die Einladung heute Abend?«
»Um die Wahrheit zu sagen, Admiral, ich sollte mich wirklich um die Treibstoffdaten der Expedition kümmern, statt an einer Cocktailparty teilzunehmen.« Drake sah sich nach den drei anderen Wagen um, die im Konvoi hinter ihnen fuhren. »Das gleiche gilt für meine Leute.«
Dardan schüttelte den Kopf. »Dies ist Wichtiger. Sie und Ihre Offiziere sind die Ehrengäste.«
»Ja, Sir.«
»Vor allem aber, Captain«, sagte Dardan, und seine Stimme nahm ihren dienstlichen Ton an, »wird Clarence Whitlow anwesend sein. Der Ministerpräsident lud ihn persönlich ein, um uns Gelegenheit zu geben, mit ihm über das Problem der Codierungen zu sprechen.«
Drake nickte. Die Enthüllung, dass Altas drei Kreuzer seit langem ohne einsatzfähige Programme für die Computersteuerung der Springertriebwerke waren, war dem Parlamentsausschuss
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