Der Antares-Krieg
Verteidigungen bleiben stark. Das solltet ihr während unseres letzten Angriffs bemerkt haben.«
»Das ist richtig. Diese Krieger manövrierten ihre Schiffe mit großer Geschicklichkeit. Sie starben tapfer, und die Folge davon ist, dass sie euch nicht länger zur Verfügung stehen. Je mehr Schiffe und Krieger ihr gegen uns sendet, desto schneller beschleunigt ihr euren eigenen Zusammenbruch.«
»Und doch fürchtet ihr uns genug, um Frieden zu verlangen«, sagte Sandok.
»Wir achten euch, und um die Wahrheit zu sagen, ja wir fürchten euch auch. Eure Schiffe haben vielen unserer jungen Männer und Frauen den Tod gebracht. Die meisten unserer Familien haben Angehörige verloren. Furcht vor euren Kriegern ist jedoch nicht, was uns motiviert. Nein, wir sind gekommen, um eure Kapitulation zu fordern, weil es etwas gibt, was wir mehr fürchten als euch, unsere Feinde.«
»Was fürchtet ihr mehr als die Krieger Der Rasse ?«
»Wir fürchten uns selbst.«
Nun gab es einen Ausbruch von Ryallsprache, und Varlan dolmetschte: »Wir verstehen nicht. Ihr scheint in Rätseln zu sprechen.«
»Es würde besser sein, wenn meine Frau es erklärt«, sagte er und wandte sich an Bethany. »Sag ihnen, warum du beschlossen hast, diese Mission mitzumachen, besonders den Teil über die zunehmende Ungeduld unserer Führer.«
Sie war einen Moment verwirrt, dann fasste sie sich, als sie verstand, was er meinte.
Drei Ryallköpfe drehten sich an den Enden langer Hälse und fixierten sie mit jeweils einem starren, schwarzen Auge. »Was mein Mann sagt, ist, dass wir hauptsächlich auf mein Drängen gekommen sind. Durch meine Studien mit Varlan bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass Die Rasse mehr ist als die Summe ihrer genetischen Verschlüsselung. Gleichzeitig aber begann ich mich zu fragen, ob wir Menschen das Gleiche auch von uns behaupten können. Lasst mich erklären ...«
Und Bethany berichtete von ihren langen Studien mit Varlan und ihren vielen Misserfolgen, ihrer Gefangenen (und Freundin) die menschliche Idee verständlich zu machen, dass intelligente Arten nicht Feinde sein müssen. Wie sie das Problem auch anging, Varlans Fremdenfeindlichkeit machte ihre Bemühungen zunichte. Dann erzählte Bethany, wie es zum Durchbruch gekommen war. Varlans Verweigerung der Fortpflanzung war der erste Fall gewesen, wo sie in Varlan eine Verhaltensweise identifizieren konnte, die im Widerspruch zu ihren natürlichen Instinkten stand.
Der dritte Ryall, Pasadon, sagte: »Ihre Instinkte waren richtig. Es wäre zu ihrem Nachteil gewesen, zu erlauben, dass ihre Jungen eure Gefangenen geworden wären.«
»Nein, Pasadon, da bin ich anderer Meinung. Ihr natürlicher Instinkt drängte sie zur Fortpflanzung. Ihre Intelligenz sagte ihr, es sei falsch, das zu tun. Sie folgte ihrer Intelligenz, nicht ihrem Instinkt.«
»Du siehst einen Bedeutungsunterschied, wo keiner besteht.«
»Wir würden sagen, dass ich über Semantik argumentierte. Ich glaube aber nicht, dass das der Fall ist. Es ist sehr wichtig, dass wir zwischen dem unterscheiden, was Varlan ›wollte‹ und dem, was sie ›entschied‹.«
»Das scheint uns eine offensichtliche Feststellung zu sein«, sagte Valascar.
»Mag sein«, fuhr Bethany fort. »Uns kam es nicht offensichtlich vor. Auch hätte ich es nicht für ausreichend gehalten, meinen Mann zu dieser Friedensmission zu überreden, wäre nicht zur gleichen Zeit etwas anderes geschehen. Um verständlich zu machen, was ich erklären will, muss ich zuerst eine menschliche Sitte erläutern, die ›Abendgesellschaft‹ genannt wird ...«
Bethany schilderte die Gewohnheit der herrschenden Kreise unter den Menschen, am Ende eines Tages zusammenzukommen, Alkohol zu trinken und geselligen Umgang zu pflegen. Es dauerte eine Weile, ihnen verständlich zu machen, dass ein großer Teil der wirklichen Regierungspolitik und ihrer Entscheidungen bei diesen zwanglosen Zusammenkünften besprochen und eingeleitet wurde. Schließlich, als die Ryall zu einem rudimentären Verständnis gelangt waren, berichtete sie von der Abendgesellschaft in Evelyn Mortridges Haus.
Anschließend gab sie annähernd wörtlich das Gespräch zwischen den Parlamentsmitgliedern wieder, die mit dem Krieg und den wachsenden Verlusten ungeduldig geworden waren, und wie das Gespräch mit müheloser Selbstverständlichkeit zur Ausrottung der Ryall als praktischer Konsequenz übergegangen war.
»Ihre gefühllose Gleichgültigkeit erschreckte mich«, schloss sie. »Und so
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