Der Antares-Krieg
ich sei verrückt. Du nicht, oder?«
Er lächelte. »Entschuldige, ich werde mehr Information brauchen, um diese Frage zu beantworten ...« Zu dem plötzlichen Schmerz in seinen Rippen gesellte sich ein ebenso jäher Schmerz in der linken Schulter, wo ihre Faust landete.
»Au, du solltest deinen Mann nicht vor anderen Leuten schlagen.«
»Sag so etwas noch mal, und ich werde dich wieder schlagen«, versetzte sie lachend. »Woran dachtest du eben?«
»Ich dachte an den großen Publikumstag übermorgen. Überlegte, welche anderen Argumente wir anführen können, um sie davon zu überzeugen, dass Kapitulation der richtige Weg ist.«
»Und? Hast du eine Idee?«
»Nur eine«, sagte er.
»Und was für eine?«
»Als Erstes werden wir einen Holographieprojektor brauchen. Können wir den aus dem Raumtransporter ausbauen und mit einem tragbaren Generator verbinden?«
»Ich denke, gemeinsam wird uns das gelingen«, meinte sie.
»Wozu brauchst du die Projektion?«
»Vielleicht brauche ich sie nicht. Trotzdem könnte sie uns zustatten kommen, wenn wir im Datenspeicher des Computers ein geeignetes Bild finden können.«
»Was für ein Bild?«
»Von einem Hai. Einem großen. Verstehst du?«
86
Am nächsten Tag ließen die Ryall sie allein, was alle zu schätzen wussten, da sie die Zeit brauchten, um sich auf ihre Audienz bei Denen Die Herrschen vorzubereiten. Richard, Bethany und Phillip verbrachten den größten Teil des Vormittags in einer Besprechung über Richards Strategie, die Aufmerksamkeit der führenden Ryall lange genug zu fesseln, um seinen Standpunkt verständlich zu machen. Ob es ihnen gelingen würde, die versammelten Würdenträger zu überzeugen, dass das Schicksal ihrer Spezies von ihrer Entscheidung abhing, blieb offen. Drake vermutete, dass nicht einmal die Ryall voraussagen konnten, wie sie sich verhalten würden. Aber wenn der morgige Abend käme, sollte ihnen niemand vorwerfen können, sie hätten es nicht versucht. Phillip und die beiden Piloten des Raumtransporters verbrachten den Nachmittag mit dem Ausbau des holographischen Projektors. Nach einigen Neueinstellungen war der Betrachtungsraum des Projektors auf annähernd zwei Meter vergrößert, und zur allgemeinen Überraschung verfügte der Datenspeicher über Bilder von Haien, sogar eine beträchtliche Anzahl.
Unterdessen übten Richard und Bethany ihre Rollen ein. Sie beschlossen, dass Bethany den versammelten Anführern die Lage erklären würde, und dass Richard anschließend dem entscheidenden Punkt Nachdruck verleihen würde. Die Frage, die auch eine sorgfältig ausgearbeitete Strategie nicht beantworten konnte, war natürlich, ob die Führer der Ryall genauso wie Menschen auf den Druck reagieren würden. Bethany dachte es, aber Gewissheit gab es nicht – nicht auf der Grundlage von Studien eines einzelnen Mitglieds der Spezies.
»Was meinst du, Schatz?«, fragte sie am Ende ihrer Probe.
»Worüber?«
»Was würden wir tun, wenn wir in ihrer Lage wären und sie uns mit dem gleichen Ultimatum konfrontierten?«
Er blickte von seinen Notizen auf. Um die feuchte Hitze leichter zu ertragen, saß seine Frau in Shorts und Oberteil auf dem Campingstuhl. Trotzdem glänzte Schweiß auf ihrer Stirn, der Oberlippe und in dem Tal zwischen ihren Brüsten. Ihr ernster und konzentrierter Ausdruck stand in Widerspruch zu ihrer legeren Kleidung und dem vom Wind zerzausten rötlich braunen Haar.
»Was wir tun würden? Ich nehme an, dass wir einfach weiterkämpfen würden, bis sie uns überwältigt hätten. Ich fürchte, wir Menschen sind in diesen Dingen nicht sehr logisch.«
»Und wie, wenn die Ryall genauso starrsinnig sind wie wir?«
Er zuckte die Achseln. »Dann werden wir unser Möglichstes getan haben. Ergeben Sie sich, gut. Ergeben Sie sich nicht, dann haben wenigstens wir ein reines Gewissen.«
»Riskieren wir deshalb unser Leben, Richard, damit wir diese schöne Stadt reinen Gewissens zerstören können?«
Er beugte sich vor und wischte ihr eine Träne von der Wange. »Es ist nicht der einzige Grund, aber es ist einer von mehreren. Wir sind nicht verantwortlich für die Phobie, die sie in ihrem vorgeschichtlichen Stadium angenommen haben. Wir sind nur dafür verantwortlich, was wir tun können, um ihnen bei der Überwindung dieser nachteiligen Prägung zu helfen. Wenn sie entscheiden, unsere Hilfe nicht anzunehmen, dann haben sie die Konsequenzen zu tragen.«
»Was für ein grausamer Gedanke«, sagte sie traurig.
»Realistisch«,
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