Der Antares-Krieg
mit dem Argument, dass eine Expedition in ein Kriegsgebiet kein Ort für überzählige Zivilpersonen sei. Das Parlament setzte einen Ausschuss zur Untersuchung der Frage ein. Da ihm der erhebliche politische Einfluss verschiedener Antragsteller nur zu bekannt war, entschied der Ausschuss, dass eine begrenzte Zahl von parlamentarischen Freibriefen zur Teilnahme an der Expedition vergeben werden sollte und wies die Admiralität an, für die so Begünstigten Raum an Bord der City of Alexandria zu finden.
So kam es, dass Richard Drake fünfzig ausgewählte Repräsentanten aufgeladen wurden, verbunden mit der Anweisung, ihnen ›in jeder Weise behilflich zu sein‹. Zusätzlich zu je zwei Vertretern der beiden großen politischen Parteien und einer Delegation von vier Geistlichen gab es jeweils zwei Repräsentanten des Industriellenverbandes, des Dachverbandes der Gewerkschaften, der Lehrervereinigung, der Unabhängigen Handelsunternehmen und des Ärzteverbandes. Kleineren Interessengruppen wurde nur ein einziger Repräsentant zugestanden. Jeder der Ausgewählten erhielt einen Kabinenplatz und eine Arbeit an Bord. Einige waren sogar nützlich, denn beispielsweise wurden die Ärzte zu Schiffsärzten an Bord der Alexandria ernannt, so dass die Marineärzte, die sie ersetzten, auf die zwei Cryogentanker verteilt werden konnten.
Die vier Politiker an Bord des Passagierschiffes sollten als diplomatische Vertreter dienen, falls die Expedition ein bewohntes System ansteuerte. Man war übereingekommen, dass die beiden Parteien sich in die diplomatischen Anstrengungen der Expedition teilen sollten. Stan Barrett und Alicia Delevan, die dem Raumfahrtausschuss des Parlaments angehörte, sollten gemeinsam als Botschafter auftreten. Drake hatte den Gedanken einer Aufteilung diplomatischer Autorität ungünstig gefunden, behielt seine Meinung über die Regelung aber für sich.
Mehrere Tage zuvor hatte Drake an Bord der Discovery den Besuch eines Mitglieds dieser diplomatischen Delegation empfangen. Er war in die Aufarbeitung seines verwaltungstechnischen Papierkriegs vertieft gewesen, als jemand an die Tür seiner Kabine geklopft hatte. Als er von seiner Arbeit aufgeblickt hatte, war Carl Aster bereits eingetreten.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Aster?«
»Ich möchte auf dieses Schiff versetzt werden, Captain«, hatte Aster gesagt.
»Tut mir Leid, ich habe keinen Platz, Sie unterzubringen. Wir müssen so viele Ersatzteile und Versorgungsgüter an Bord nehmen, dass wir auch so schon aus den Nähten platzen. Sogar die Duschkabinen sind mit Lebensmittelvorräten angefüllt. Es wird einen Monat dauern, bis wir uns so weit durch die Vorräte gegessen haben werden, dass einige Duschen wieder ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden können.«
»Verdammt noch mal, Mann! Meine Verlobte ist an Bord dieses Schiffes.«
»Dann werden Sie und Bethany heiraten?«, hatte Drake überrascht gefragt. »Meinen Glückwunsch!«
»Es ist noch nicht offiziell, aber wir haben eine klare Vereinbarung. Sicherlich können Sie meinen Wunsch verstehen, mit ihr zusammen zu sein.«
»Ich verstehe vollkommen, Mr. Aster. Aber das ändert nichts an der Sache. Ich persönlich hätte Miss Lindquist am liebsten auf die Alexandria versetzt, wenn sie in ihrer Funktion hier nicht unabkömmlich wäre. Immerhin würde sie dort mit anderen Frauen zusammen sein.«
Aster hatte an seiner Unterlippe genagt. »Ich hatte gehofft, wir könnten dies unter uns regeln, Captain. Wenn ich aber über Ihren Kopf hinweg handeln muss, werde ich das tun.«
»Die Antwort wird trotzdem nein sein. Nun, wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich habe zu tun.«
Aster war hinausgestampft. Drake hatte halb damit gerechnet, Anweisung zur Verlegung des Politikers auf das Flaggschiff der Expedition zu erhalten. Als keine kam, fand er, dass der Gedanke, Bethany Lindquist und Carl Aster auf zwei verschiedenen Schiffen zu wissen, ihn beträchtlich aufmunterte.
10
Als Kenil Fallan Richard Drake und Bela Marston eine ganze Reihe von Treppen hinab in immer stärker fühlbare Schwere führte, bemerkte Drake, dass die City of Alexandria ein ziemlich schäbiges Äußeres hatte. Wo das Innere der Discovery im Glanz polierten Metalls und frischer Farbe erstrahlte, waren der Alexandria zwanzig Jahre Vernachlässigung deutlich anzusehen. Die Korridorwände waren früher einmal mit teuren Hartholzvertäfelungen und Lampenfassungen aus massivem Messing ausgestattet gewesen. Das Holz war verschwunden –
Weitere Kostenlose Bücher