Der Antares-Krieg
war der Generator das Letzte, was sie anpackten.
»Was wollen Sie mit diesem Ding?«, fragte Vargas. Er stieß mit der Stiefelspitze an das schwere Gehäuse.
»Ich dachte, wir könnten den Bibliothekscomputer damit in Betrieb nehmen und einige der alten Aufzeichnungen lesen«, sagte Bethany. »Wenn wir schon bis zum Morgen hier unten gefangen sind, können wir genauso gut etwas arbeiten, nicht?«
Vargas grunzte nur, dann lud er sich den Generator auf und schleppte ihn stoisch hinunter zum Computerraum. Dort stellte er ihn neben dem Computer auf eine Arbeitsfläche, um Bethany den Zugang zu den Anschlüssen zu erleichtern. Er vergewisserte sich, dass der Generator ausgeschaltet war, dann machte er sich daran, zwei Proviantpäckchen über einem kleinen Campingkocher zu wärmen.
Während verlockende Düfte den alten Bibliothekskeller erfüllten, befreite Bethany den Computer vom Staub und begann seine Funktionen zu studieren. Als es ihr gelungen war, den Anschluss für das Stromkabel zu finden, verkündete Vargas, das Abendessen sei fertig. Bethany aß hastig, machte sich dann wieder an die Arbeit. Zwei Stunden später hatte sie den Computer über zwei Kabel, die sie aus einem der Informationsterminals der Bibliothek geborgen hatte, an den Generator angeschlossen.
»Versuchen wir es!«
»Welche Voltspannung?«, fragte Vargas.
An der Rückseite des Computers entdeckte Bethany ein Typenschild des Herstellers, befreite es vom anhaftenden Staub und las die Stromspannung ab. Vargas stellte den manuellen Schalter am Generator entsprechend ein, dann blickte er auf.
»Fertig?«
»Kann losgehen.«
Vargas schaltete den Generator ein. Statt eines Funkens oder des Geruchs verbrannter Isolation wurden sie mit dem plötzlichen Aufleuchten des Bildschirms belohnt.
»Ich kann's nicht glauben, es funktioniert!«, rief sie. Der Klang ihrer Stimme verriet, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie nahm eine der Speichereinheiten, die sie aus dem Ablageschrank im Nebenraum geholt hatte und schob sie in einen passenden Schlitz an der Frontseite des Computers. Vargas sah in ihre abgespannten Züge, die im grellen, kalten Licht der Camping-Karbidlampe, mit der sie den Raum beleuchteten, noch ausgezehrter wirkten. »Sie müssen todmüde sein. Warum legen Sie sich nicht ein paar Stunden hin? Wenn Sie ein wenig ausruhen, bevor Sie versuchen, dieses Zeug zu lesen, werden Sie besser arbeiten können.«
»Ich bin zu aufgeregt, um zu schlafen«, erwiderte Bethany, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. »Aber gehen Sie nur nach nebenan und strecken Sie sich aus, wenn Sie wollen. Ich komme hier schon zurecht.«
»Brauchen Sie mich wirklich nicht?«
»Gewiss nicht. Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Vargas entfernte sich, seinen Schlafsack auszurollen, während Bethany mit dem Datenanschluss experimentierte. Der Marinesoldat wickelte sich in das leichte Gewebe, versiegelte den elektrostatischen Verschluss an der Seite des Schlafsacks, drehte sich zur Wand und war im Nu eingeschlafen.
Als er vier Stunden später erwachte, fand er den Bibliotheksraum dunkel bis auf das geisterhaft zuckende Licht des Bildschirms im benachbarten Computerraum. Er öffnete den Schlafsack, stand auf und tappte zur offenen Tür. Bethany saß vor dem Datenanschluss und starrte wie gebannt auf den Text, der rasch von unten nach oben über den Bildschirm wanderte.
»Alles in Ordnung, Miss Lindquist?«, fragte er.
Bethany wandte den Kopf. Sie reckte die Arme, rieb sich die Augen. »Mir fehlt nichts, was ein Jahr Schlaf nicht heilen würde, Corporal.«
»Warum hören Sie dann nicht auf und schlafen ein wenig?«
»Ich bin beinahe fertig.« Sie zeigte auf drei Stapel Speichertafeln. »Ich habe unser Schatzkästlein in Kategorien aufgeteilt. Der größte Stapel enthält Aufzeichnungen aus der Zeit vor dem Novaausbruch; der mittlere enthält allgemeine Informationen aus der Postnova-Periode; und der kleinste enthält Meldungen und Kommentare, die zum großen Teil die Gaswolke erwähnen.«
»Haben Sie was Interessantes gefunden?«
»Das kann man wohl sagen.« Sie blickte mit einem Ausdruck zu ihm auf, der zu gleichen Teilen aus Müdigkeit, Erregung und Genugtuung zu bestehen schien. »Ich weiß, wo und wie der Krieg ausbrach!«
Richard Drake saß im Pilotensitz eines Landungsbootes der City of Alexandria und blickte zur Nachtseite von New Providence hinab, die dreißig Kilometer unter ihm lag. Im unheilvollen Schein der Antares-Gaswolke hatte der Planet ein
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